Die Bilder der Schönheitengalerie stammen von Maler Joseph Karl Stieler. Zwischen 1827 und 1850 malte er sie im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig I.
Crescentia - Fürstin von Oettingen-Oettingen und Wallerstein
Geboren wurde Crescentia 1806 als Tochter des französischen Emigranten, Nicolas Bourgin, der aus politischen Gründen sein Weingut an der Côte d’Or verlassen musste und beim Fürsten von Oettingen-Wallerstein Arbeit und Unterkunft fand. 1823 heiratete der 32-jährige Fürst Ludwig Kraft Ernst, der älteste Sohn des Hauses Oettingen-Wallerstein, Crescentia, die Tochter Bourgins. Wegen dieser nicht standesgemäßen Heirat musste Ludwig zugunsten seines Bruders auf seine Erstgeburtsrechte verzichten und mit seiner jungen Gemahlin für kurze Zeit im Kloster Heilig Kreuz, seit der Säkularisation im Besitz des Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein, wohnen. Auch verlor er das Amt als Kronobersthofmeister. Als König Ludwig I. 1825 seinem Vater auf den Thron folgte, gab er dem Fürsten das Kronamt zurück und machte ihn im Jahr 1828 zum Regierungspräsidenten des Oberdonaukreises.
Joseph Stieler malte Crescentia für die Schönheitengalerie im Jahr 1833. Die schöne Fürstin war damals 27 Jahre alt und trug ein dunkelrotes Samtkleid mit gleichfarbigen Schleifen. Die dunkelblonden Haare bedecken mit reichen Locken die Stirn und sind zu einer Flechtenkrone hochgesteckt. Eine kostbare Perlenkette schmückt ihre Stirn.
Mutter und Tochter verewigt
Joseph Stieler malte – und das ist einmalig bei den Porträts der Schönheitengalerie – auch ihre Tochter Caroline! Sie wurde 1824 in Donauwörth im Kloster Heilig Kreuz geboren und in der Klosterkirche Heilig Kreuz getauft. Die Paten waren König Max G Joseph und Königin Carolina. Fürst Ludwig Ernstjubelte über die Patenschaft des Königs: „So glücklich war ich in meinem Leben noch nicht!“. Vertreten wurden sie durch den Grafen Joseph Fugger von Oberndorf und seine Tochter Maria Antonia.
Der emeritierte des Klosters Heilig Kreuz, Abt Coelestin Königsdorfer, hat die Prinzessin getauft. 1843 wurde Caroline mit dem Grafen Hugo Philipp von Waldbott-Bassenheim vermählt. Geheiratet wurde in der Hofkapelle des Erzbischofs Carl Anselm von München-Freising, der auch die Trauung vollzogen hat. Nach ihrer Hochzeit galt das junge Paar – die Braut war 19, der Bräutigam 23 Jahre alt – lange als das schönste Ehepaar Münchens.
Graf Hugo gehörte zu den reichsten Standesherren Bayerns. Caroline galt unter den Damen als „Vorbild einer geschmackvollen und mit fürstlicher Pracht stets wechselnden, reichen Toilette“. Eine Anekdote erzählt, dass die Prinzessin in einem großen Modelager, nach langem, vergeblichem Durchmustern der Stoffe, in die schmerzlichen Worte ausgebrochen sei: „Gott, wie wird einem die Wahl so schwer, wenn man so schön ist!"
Palais Bassenheim
Caroline schenkte ihrem Gemahl zwei Kinder, 1844 einen Erben und siebzehn Jahre später eine Tochter. In der „Geschichte der deutschen Höfe“, erschienen 1856, wird berichtet: „Die Ehe dieser Dame – gemeint ist die Gräfin Caroline – die schön wie die Mutter, aber nicht so gescheit wie der Vater ist, wurde geraume Zeit gestört durch einen angenehmen Baron von Uexküll von der russischen Gesandtschaft, welcher von der Haut Volée in München als der Gräfin erklärter Verehrer angesehen wurde, jetzt aber ist der Rival versetzt und Seine Erlaucht macht mit seiner fürstlichen Gemahlin eines der glänzendsten Häuser in München.“
Die Augsburger Zeitung berichtete: „Gestern Abends (1. Dezember 1856) beehrten Ihre Majestäten der König und die Königin (Max II. Josef und Königin Marie) mit den Prinzen und der Prinzessin Luitpold und Adalbert eine glänzende Abendunterhaltung, die bei seiner Durchlaucht dem Grafen von Waldbott-Bassenheim stattfand.“ Durch die Verschwendungssucht des Grafen kam es zum wirtschaftlichen Zusammenbruch. Das prächtige Palais Bassenheim am Karolinenplatz 5 wurde im Oktober 1862 versteigert. 1883 wurde das berühmte Chorgestühl in der Kartause Buxheim, die ihm gehörte, nach England verkauft.
König Ludwig I. von Bayern als Taufpate
Das Paar verlegt seinen Wohnort in die Schweiz. In Tribschen am Vierwaldstättersee trafen sie Cosima von Bülow und Richard Wagner, mit denen das Ehepaar Waldbott-Bassenheim befreundet war. Am 25. August 1870 wurden Cosima und Richard Wagner in der Matthäuskirche getraut, nachdem am 6. Juni 1869 der gemeinsame Sohn Siegfried geboren worden war. Als Taufpaten bei Siegfrieds Taufe waren König Ludwig II von Bayern und Gräfin Caroline Waldbott-Bassenheim eingetragen. Der König war allerdings nicht persönlich anwesend.
Das gräfliche Paar erschien dem Komponisten „ehrwürdig undheilig“, weil sie bei seiner Trauung mit Cosima zugegen gewesen waren. Wie eng der Kontakt der beiden Damen war, kann man in Cosimas Tagebüchern nachlesen. Das Porträt der Gräfin Caroline wurde im Jahre 1843 zehn Jahre nach dem ihrer Mutter für die Schönheitengalerie gemalt. Die junge Frau trägt ein ausgeschnittenes weißes Ballkleid, darüber einen Hermelinpelz. Die glänzenden schwarzen Haare sind glatt gescheitelt und fallen in langen Locken auf die Schultern herab, eine Frisur, die aus England kam und anfangs der vierziger Jahre in Deutschland viel getragen wurde.
Gräfin Caroline starb am 14. Januar 1889 in München. Begraben wurde sie in der ehemaligen Kartause Buxheim, wo sich auch ihr Grabstein und der Grabstein ihres Mannes befinden. (Friederike Rieger, Gastautorin).