Das Haus der Fürsten zu Oettingen-Wallerstein ist rund 900 Jahre alt und entsprang einem der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands.
Wenn man einer Person begegnet, die einen Adelstitel trägt, ist die erste Hürde meist die richtige Anrede einer Person. Wie müssen oder dürfen wir Sie ansprechen?
Prinz Carl-Eugen: Sie müssen erstmal gar nichts. (lacht) Durchlaucht ist eine traditionelle Möglichkeit, die oft auch von Älteren benutzt wird. Es genügt völlig, wenn Sie mich mit Prinz Wallerstein oder Prinz Carl-Eugen ansprechen.
Wie ist es bei den restlichen Familienmitgliedern? Wie muss Ihre Frau angesprochen werden?
Prinz Carl-Eugen: Meine Frau wird meist mit Prinzessin Anna angesprochen. Auf Reisen werden wir auch oft mit Herr und Frau Oettingen-Wallerstein angesprochen. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Unsere Titel sind namensrechtlich einfach ein Bestandteil unseres Namens.
Bei Personen ohne Adelstitel ist klar, auf welchen Namen der Personalausweis ausgestellt wird. Was steht bei Ihnen im Personalausweis?
Prinz Carl-Eugen: In meinem Personalausweis steht „nur noch“ Carl-Eugen Prinz zu Oettingen- Wallerstein. Der vollständige Name, der noch länger ist, steht nur noch in der Geburtsurkunde.
Prinzessin Anna: Mittlerweile steht in meinem Personalausweis auch nur noch Anna Prinzessin zu Oettingen-Wallerstein. Vor einigen Jahren durfte ich aufgrund der vielen Namen in meinem Personalausweis nicht nach China einreisen. Danach habe ich meinen Ausweis ändern lassen.
Ist es ein schlimmer Fauxpas, wenn man Sie nicht mit vollem Namen anspricht?
Prinz Carl-Eugen: (lacht) Nein, natürlich nicht!
Adelige Familien hält man oft für elitär. Was unterscheidet eine adlige Familie von der „Durchschnittsfamilie“?
Prinz Carl-Eugen: Sagen Sie es mir. (lacht) Eigentlich unterscheiden wir uns nicht sehr von einer „Durchschnittsfamilie“. Unsere Kinder besuchen die internationale Schule in Gersthofen und studieren. Man entscheidet sich immer für das, was man glaubt, was für die Kinder am besten ist. Wir haben genau die gleichen typischen Sorgen wie alle anderen Eltern auch. Wir schreiben unseren Kindern nicht vor, was sie zu studieren haben, aber natürlich möchten wir gerne, dass sie sich für etwas entscheiden, womit sie später auch etwas anfangen können und wodurch sie ökonomisch unabhängig sind.
Prinzessin Anna: Unsere Kinder können genau das tun, was sie lieben. Denn, wenn man das, was man tut, liebt, dann wird man auch erfolgreich. Natürlich würden wir uns aber darüber freuen, wenn eines der Kinder die betriebswirtschaftliche Richtung einschlägt.
Tragen Sie gerne einen Adelstitel?
Prinz Carl-Eugen: Ich wurde so geboren und habe ehrlich gesagt noch nie so darüber nachgedacht. Instinktiv würde ich sagen, dass ich gerne Teil einer traditionsreichen Familie bin, der Titel ist dabei eher zweitrangig, da es ein Teil der Familiengeschichte ist.
War Ihnen Ihr Titel im Leben eher hilfreich oder auch schon mal hinderlich im Leben?
Prinz Carl-Eugen: Sowohl als auch! Als ich für einige Zeit in den USA gelebt habe, hat mein Titel überhaupt keine Rolle gespielt. Aufgewachsen sind wir komplett ohne Adelstitel. Es gab und gibt Fälle in denen ein Titel durchaus auch hinderlich sein kann – aus den unterschiedlichsten Beweggründen. Natürlich hat mein Titel ab und an auch Vorteile. Im geschäftlichen Bereich, zum Beispiel bei der Vermarktung unseres Unternehmens.
Prinzessin Anna: Früher war es bestimmt schwieriger, wenn man einen Adelstitel besaß. Noch vor 50 bis 60 Jahren wurden Kinder wahrscheinlich häufig ausgegrenzt. Das hat sich mittlerweile sehr verändert.
Wie sieht der Arbeitstag eines Fürsten aus? Unterscheidet er sich von dem eines Unternehmers ohne Adelstitel?
Prinz Carl-Eugen: Mein Alltag ist, dem eines Unternehmers ohne Titel wahrscheinlich sehr ähnlich und ich kämpfe, wie viele andere Menschen auch, jeden Morgen mit dem Wecker! (lacht)
Prinzessin Anna: Wir führen hier ein mittelständisches Familienunternehmen. Da gibt es keinen großen Unterschied zu anderen Unternehmern.
Das komplette Interview mit Erbprinz Carl-Eugen zu Oettingen-Wallerstein und Prinzessin Anna zu Oettingen-Wallerstein könnt ihr in unserem aktuellen blättle lesen.