Etwas außerhalb von Nördlingen, in der Schwallmühlstraße, liegt das Fürstin Delia Tierheim. Es erinnert mehr an einen idyllischen Bauernhof als an eine Tierauffangstation. Schon beim Durchqueren des Hofes werden die Besucher von Kleintieren, Katzen und Hunden begrüßt ...
Nördlingen - Am Eingang miauen Katzen und beobachten das Treiben vor dem Haupthaus. „Vor einigen Monaten waren wir überfüllt mit Katzen", berichtet Tierheimleiterin Manuela Kaußen. Den Grund kennt sie: „Leider werden immer noch viel zu wenige Katzen kastriert." Weil Katzen zwei Mal im Jahr Nachwuchs werfen, genauer gesagt im Frühjahr und im Herbst, werden dann besonders viele Jungtiere im Tierheim abgegeben.
In den drei Katzenzimmern ist jeweils Platz für ca. sieben oder acht Katzen, zu Spitzenzeiten waren dort aber doppelt so viele Tiere untergebracht. Auch das Behandlungszimmer, welches eigentlich für kranke Vierbeiner vorbehalten sein soll, war belegt und sogar zwei Räume aus der Hundestation wurden umgebaut, um dort Katzen unterzubringen.
Um auf ein erneutes Katzenproblem vorbereitet zu sein, investiert der Tierschutzverein Nördlingen und Umgebung e.V. jetzt in eine neue Katzenquarantänestation. Bisher werden erkrankte Katzen zusammen in einem Raum untergebracht, dass sich dann ansteckende Krankheiten verbreiten ist vorprogrammiert. Die neue Katzenstation soll Abhilfe schaffen. Bei Fertigstellung werden Katzen mit Durchfall, Atmungserkrankungen, Parasiten-oder Pilzbefall, die im Tierheim abgegeben werden, von Anfang an von den Gesunden getrennt. Die neuen Krankenzimmer haben jeweils einen Vorraum, der als Hygieneschleuse genutzt wird, damit sich Krankheiten nicht verbreiten können. Auch Katzen mit ihren Jungen können auf der neuen Station die nötige Ruhe finden, und mutterlose Kitten sollen dort mit dem Fläschchen aufgezogen werden. Der Tierschutzverein will damit die Tierarztkosten enorm senken und eine bessere Versorgung für die Katzen gewähren.
Auf der Hundestation im Gebäude nebenan, geht es deutlich lauter und wilder zu, obwohl dort momentan nur sieben Hunde zu Hause sind.
„Unsere zwei Beagle sind aber nur zu Besuch da", lacht Manuela Kaußen. Das Tierheim ist nämlich auch Hundepension für Hunde, deren Herrchen oder Frauchen im Urlaub sind oder sich aus anderen Gründen für kürzere oder längere Zeit nicht um ihr Haustier kümmern können. Auch Meerschweinchen, Hamster oder Wellensittiche können im Tierheim Ferien machen. Manuela Kaußen kümmert sich in dieser Zeit genauso intensiv, wie um die anderen Schützlinge die im Tierheim leben. Kaußen ist seit 7 Jahren Leiterin des Tierheims und noch länger beim Tierschutzverein tätig, der sie nun beschäftigt. Ihre sieben Kollegen werden von ehrenamtlichen Mitgliedern des Tierschutzvereins beim Gassigehen oder bei der Fütterung und bei der Säuberung der Hunde- und Katzenstation unterstützt.
„Das Tierheim ist nichts Schlimmes", gibt Manuela Kaußen zu verstehen. Ihr ist wichtig, dass die Tiere in einem familiären und geborgenen Umfeld im Tierheim leben. Leider haben es nämlich nicht alle Tiere so gut, wie die im Fürstin Delia Tierheim. Manuela Kaußen hat ein Katzenjunges auf dem Arm und sagt: „Sie ist eine von 18 Katzen, die wir aus einem Messihaushalt gerettet haben." Etwa viermal im Jahr wird der Tierschutzverein vom Veterinäramt wegen Verstoßen gegen das Tierschutzgesetz verständigt.
Besonders schlimm ist Manuela Kaußen ein Einsatz vor zwei Jahren im Nordries im Kopf geblieben. Acht Doggen mussten da aus einem völlig verwahrlosten Haus gerettet werden. Die Hunde waren unterernährt und gesundheitlich in einem schlechten Zustand. Ein Jahr lang haben die Mitarbeiter die Doggen aufgepäppelt und versorgt. Letzten Endes konnten alle Hunde an ein neues Zuhause vermittelt werden. Kaußen nehmen solche Einsätze emotional mit, denn das Leid ist oft nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Besitzer sehr groß. „Wir kümmern uns dann zwar um die Tiere, aber für die Menschen, die dahinter stecken, ist oft keiner da", seufzt die Tierheimleiterin. „Wer Tiere schützt, dem darf der Mensch nicht egal sein", so Kaußen, wenngleich sie weiß, dass es für viele Personen schwer sein kann, Hilfe annehmen zu können.24
Ähnlich katastrophal wie die Rettungsaktion der Doggen war ein Notruf im vergangenen Sommer. 150 Tiere einer Nördlingen Zoohandlung waren tagelang sich selbst überlassen. Auch damals wurden Kaußen und ihre Kollegen zu Hilfe gerufen. Bis heute leben zwölf Degus, eine Nagetierart aus Chile, im Tierheim und hoffen auf neuen Besitzer. Wer einem Tier aus dem Tierheim Nördlingen ein neues Zuhause schenken möchte, kann zu den Öffnungszeiten von Dienstag bis Samstag von 14 bis 17 Uhr das Tierheim besuchen und sich die Tiere ansehen. Kaußen und ihr Team führen dann Vermittlungsgespräche mit den Interessenten. Gesunde Katzen können meist gegen eine Schutzgebühr in Höhe von 60 bis 90 Euro zu neuen Besitzern ziehen. Bei Hunden fällt eine Schutzgebühr von 200 bis 250 Euro an, Kaußen empfiehlt aber, dass die Interessenten zuvor einige Mal mit ihrem Patenhund Gassi gehen, um sich gegenseitig kennenzulernen.
Die medizinische Versorgung übernimmt Dr. Wulf-Dietrich Kavasch.
Bild: privat
Im Tierheim hoffen auch Degus auf ein neues Zuhause.
Bild: Mara Kutzner
IM AUFTRAG DER FÜRSTIN
Der Tierschutzverein hat etwa 1000 Mitglieder und betreibt das Tierheim, welches nach seiner Gründerin Fürstin Delia von Oettingen-Wallerstein benannt ist. Das Wohl der Tiere lag der 2012 verstorbenen Fürstin immer am Herzen. Sie gründete den Tierschutzverein und gab heimatlosen Tieren ein neues Zuhause. Mittlerweile ist es aber Wulf-Dietrich Kavasch, Tierarzt und Bürgermeister von Hohenaltheim, der den Vorsitz des Vereins führt. Er als Vorsitzender und Manuela Kaußen als Tierheimleiterin tragen den Auftrag der Fürstin nun weiter, sind Ansprechpartner rund ums Tier und arbeiten mit aller Kraft für den Tierschutz und das Wohl der Tiere.[/box]