In unserer blättle-Rubrik "damals und heute" haben wir uns anlässlich des 200. Geburtstags von Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit dem Genossenschaftsgedanken des Sozialreformers beschäftigt.
Landkreis - Die Heimat hat er nie verlassen – seine Idee von der Hilfe zur Selbsthilfe jedoch machte weltweit Karriere. Am 30. März 2018 jährte sich der Geburtstag des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen zum 200. Mal. 1818 geboren in Hamm an der Sieg hat er mit seinem Wirken das Leben und Wirtschaften der Menschen spürbar verbessert. Was ihn dabei antrieb? Zwei grundlegende Prinzipien: Solidarität und die Hilfe zur Selbsthilfe. Der Erfolg seiner Idee ist bis heute unbestritten: 22,6 Millionen Menschen sind in Deutschland Mitglied einer Genossenschaft, davon 18 Millionen in einer Kreditgenossenschaft. Weltweit sind es über eine Milliarde Genossenschaftsmitglieder. Auch im Landkreis entstanden im Laufe der Zeit viele kleine Dorf-Genossenschaften. Ursprünglich waren die Raiffeisenbanken Modelle zur Unterstützung von Landwirten in Notzeiten und für landwirtschaftliche Einkaufsgenossenschaften zum günstigen Einkauf von Produktionsgütern wie Saatgut und Düngemitteln. Sowohl der „Grüne Kredit“, der vorsah, Saatgut und Dünger mit der späteren Ernte zu bezahlen, als auch die gemeinsame Erntevermarktung und die örtlich verwalteten Spar- und Darlehenskassen wurden in vielen Dörfern Deutschlands entsprechend der Idee Raiffeisens eingeführt. Mindestens sieben Bauern waren erforderlich, um dörfliche Genossenschaften zum Einkauf oder Vertrieb zu gründen.
Friedrich Wilhelm Raiffeisen
Bild: Deutscher Raiffeisenverband
Genossenschaften erreichen den Landkreis
Die allererste Genossenschaft entstand im Ries: 1874 wurde die Gewerbebank Nördlingen im Sixen-Saal gegründet. Es folgte die RVB Wemding eG, die 1896 als Darlehenskassenvereinigung Deiningen gegründet wurde. Die Ursprungsgenossenschaft der heutigen Raiffeisen- Volksbank Donauwörth war die ehemalige Raiffeisenbank Riedlingen. 1908 wurde daraus die Raiffeisen-Volksbank Donauwörth eG.
Die Gründung im agrarisch geprägten Ries war eine Initialzündung: Ende des 19. Jahrhunderts entstanden dort viele weitere Genossenschaften. Zu den ältesten zählen Alerheim (1883), Löpsingen (1884), Hohenaltheim, Nähermemmingen und Bühl (alle 1885). Oft waren es weitsichtige Pfarrer, die die Gründungen anregten. Sie wussten um die Not der Landbevölkerung und übernahmen als Vorstände und Aufsichtsräte die Verantwortung. Die beiden Weltkriege und Infl ationen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wirkten sich auch auf die Dorf-Raiffeisenkassen aus. Das Vereinsleben, denn ursprünglich waren die Raiffeisenkassen ja Vereine, lag brach. Doch nach überstandenen schwierigen Phasen organisierten sich die Mitglieder der Genossenschaften wieder neu und schafften gemeinsam landwirtschaftliche Geräte an. Neue Lagerhäuser für Getreide, Saatgut und Düngemittel entstanden, um das Warengeschäft besser zu organisieren. Eine große Veränderung gab es in den 60er-Jahren: Viele der Raiffeisenkassen beschlossen, sich zu größeren Einheiten zusammenzuschließen. So gingen im Jahr 1966 beispielsweise die Raiffeisenkasse Bühl und die Raiffeisenkasse Wörnitzostheim mit der Raiffeisenkasse Alerheim zusammen. Kleinsorheim schloss sich 1965 mit Möttingen zusammen, 1968 Pfäfflingen und Löpsingen. Stärkere und handlungsfähigere Einheiten entstanden.