Im Titelthema des aktuellen blättle Nummer 11 dreht sich alles um das Thema „Mode“. Mit welchen unterschiedlichen Themen wir uns beschäftigt haben, lest ihr ab heute in unserer Wochenserie. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Donauwörth/Oettingen – In den letzten Jahren erlebte die Tracht und damit verbunden natürlich auch die Trachtenmode ein deutliches Comeback: Besuchte man vor einigen Jahren Volksfeste so war es eher die Ausnahme als die Regel, Tracht tragende Besucher anzutre ffen. Das hat sich geändert. Ein Besuch auf der Nördlinger Mess, dem Stabenfest oder dem Münchner Oktoberfest macht ganz deutlich klar: „In “ ist, wer Tracht trägt. Vergleichen kann man das in etwa mit dem Siegeszug der Jeans. Was ursprünglich als Arbeitsbekleidung gedacht war, fand den Weg in die Mode und wurde populär.
Das Interesse an Trachten erwachte in vielen Regionen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als man sich im Zuge der Heimatbewegung auf regionale Besonderheiten und die vermeintliche Romantik des Landlebens besann. Zunächst statteten sich die Trachtenvereine meist mit der Gebirgstracht aus. So auch die Trachtenvereine in Donauwörth und in Oettingen. Erst später besannen sich die Vereine darauf, ihre Wurzeln zu finden …
Der Donauwörther Trachtenverein begann zwischen 1930 und 1940 damit, Nachforschungen zur Donauwörther Tracht anzustellen. „Da Donauwörth schon früher städtisch war, trugen die Damen in Donauwörth eher weniger Tracht. Allerdings wurde im Donauwörther Umland durchaus Tracht getragen. Die Volkstracht, die heute getragen wird, orientierte sich an den Trachten der umliegenden Gemeinden , erzählt Birgit Rössle, die 2. Vorsitzende des Donauwörther Trachtenvereins. Noch immer werden im Donauwörther Trachtenverein sowohl
die Gebirgstracht, als auch die Volkstracht getragen. „Vor allem bei Tanzau fführungen greifen wir gerne auf die Gebirgstracht zurück. Auch die jüngeren Mitglieder ziehen gerne die Gebirgstracht an , so Birgit Rössle. Unterschieden wurde in Donauwörth und Umgebung nach katholischer und evangelischer Tracht. „Bei den Katholiken konnte man am getragenen Schmuck erkennen, ob man eine wohlhabende Person vor sich hatte. Die Protestanten zeigten das, etwas diskreter, mittels der verwendeten Sto ffe , erzählt Birgit Rössle.
Auch wenn der Ursprung der Trachten lange zurückliegt und man bei der Erneuerung von Trachten auf die Tradition achtet, bedeutet das nicht, dass die Tracht nicht mit der Mode geht „Bei den Sto ffen bleibt einem gar nichts anderes übrig, da man an manche Sto ffe gar nicht mehr herankommt , so Rössle. Großen Wert lege man bei den Trachten vor allem auf die Accessoires. Besonders bei den sogenannten Regina-Hauben werde sehr auf Tradition geachtet. „Wenn man neue Hauben anfertigt, achten wir sehr darauf, dass wir möglichst nah am historischen Vorbild bleiben , führt Rössle aus. Die Donauwörther Tracht besteht bei den Männern aus einer Kniebundhose, Gehrock, Hemd, einem Leibchen mit Silberknöpfen und einem Hut – relativ überschaubar. Deutlich mehr wird es da schon bei den Damen: Über die Pumphose und die Strump fose wird ein Unterrock gezogen, gefolgt von einem roten Rock und der Schürze. Hinzu kommt dann noch eine rote Bluse. Über der Bluse tragen die Damen ein Schultertuch. Den krönenden Abschluss bildet bei den katholischen Damen die Reginahaube bei den evangelischen Damen die Dutthaube.
Neben der Volkstracht aus dem Bereich Donauwörth, gibt es im Landkreis auch die Rieser Tracht. Vor allem die Mitglieder des Volkstrachten-Erhaltungsvereins D Riaser in Oettingen kümmern sich darum, dass die Trachten erhalten bleiben. Auch bei der Rieser Tracht wird zwischen der katholischen und der evangelischen Tracht unterschieden. Während die Katholiken farbenprächtige Gewänder tragen, ist die evangelische Tracht eher in gedeckten Farben gehalten. Die Festtagstracht beinhaltete bei den Männern: Eine Hirschlederhose, Scha ft – oder Stulpenstiefel, Hemd, Weste, Jacke und Hut. Legen die Damen die Festtagstracht an, tragen sie unter dem Rock auch einen Unterrock und darunter die sogenannte Stehbrunzhose, über dem Rock dann eine Schürze, eine Bluse und ein Schultertuch. Hinzu kam dann noch, je nach Konfession, die passende Haube. Die katholischen Damen trugen eine Reginahaube oder die Rieser Heilig-Geist-Haube. Die evangelischen Damen hingegen trugen die Bögeleshaube.
„Wir haben in unserem Tanzprobenraum einen großen Fundus. Die Trachten, die im Vereinsbesitz sind, verleihen wir an unsere Mitglieder , erzählt Anton Reiter. Selten seien vor allem die Wolkenröcke, die die evangelischen Damen tragen. „Wir hatten vor Kurzem großes Glück. Eine ehemalige Rieserin, die seit mittlerweile 40 Jahren in Trondheim in Norwegen lebt, hatte ihren Rock bei der Auswanderung mitgenommen. Jetzt hat sie ihn dem Verein gespendet, weil sie ihn nicht mehr braucht , erzählt Anton Reiter. Neben der Festtagstracht gibt es auch die Rieser Werktagstracht, den „Rieser Kittel , der auch „Staubhemd oder „Blauhemd genannt wird. „Bis in die 50-er Jahre wurde dieser im Ries ganz selbstverständlich getragen , erzählt Anton Reiter, der seit 24 Jahren der Vorstand der Oettinger ist. Je nach Farbe der Stickerei auf dem Hemd wusste man sofort, ob es sich um einen Protestanten (weiße Stickerei) oder einen Katholiken (rote Stickerei) handelte. Zum Rieser Kittel trugen die Männer das „Troddelkäpple , eine ache Kappe mit einer Quaste oder eine schwarze „Dollakapp . „Wenn die Quaste auf der linken Seite hing, war man ledig. Quaste auf der rechten Seite bedeutete verheiratet , erklärt Reiter