Am 2. Februar ist Mariä Lichtmess. Für unser aktuelles blättle hat Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler einen Gastbeitrag zu den Feierlichkeiten und dem Brauchtum zu diesem katholischen Feiertag verfasst.
Donau-Ries - Der Lichtmesstag, auch Mariä Lichtmess genannt - am 2. Februar hat ein biblisches Ereignis zum Anlass. Weil das mosaische Gesetz vorschrieb, ein neugeborenes Kind innerhalb einer bestimmten Frist in den Tempel zu bringen, folgten, der Tradition nach, auch Maria und Josef dieser Vorschrift. Hierbei wurde der kleine Jesus von dem greisen Simeon und der Prophetin Hanna als der eigentliche Herr des Tempels erkannt und ernannt.
Dieses bieblische Ereignis wurde zu einem christlichen Festanlass. In der Ostkirche wurde der Tag zu einem Fest der Begegnung des Herrn, denn der Messias kommt in seinen Tempel und begegnet symbolisch dem Gottesvolk des Alten Bundes. In der Westkirche wurde es mehr ein Fest Marias, im Sinne der Reinigung nach den mosaischen Vorschriften.
Seit Anfang des 5. Jahrhunderts wurde in Jerusalem dieses Fest am 40. Tag nach der Geburt Jesu gefeiert. In Rom führte man dieses Fest im Jahr 650 ein. Kerzenweihe und Lichtprozession kamen erst später hinzu, wodurch sich der Name Mariä Lichtmess einbürgerte. Dies hatte seinen Grund darin, dass an diesem Tag die für das nächste Jahr benötigten Kerzen für Kirchen und Familien geweiht wurden. Das waren Wetterkerzen, Totenkerzen, Kommunionskerzen, Kerzen für den Blasiustag, die Advents- und Weihnachtstage, usw. Es gab sogar Wachsmärkte, eben Licht(er)messen. Seit der Liturgieform wird dieser Tag wieder als Herrenfest gefeiert und führt den Namen "Darstellung des Herrn".
Lichtmess Magd (Bild mit freundlicher Genehmigung von Herbert Dettweiler)
Bild: DRA
Zu Mariä Lichtmess kommt auch noch einmal die weihnachtliche Lichtsymbolik zur Geltung. In der Kirche fanden eine Lichterprozession und eine Kerzenweihe statt. Das Licht, eben Christus, holte man so ins Haus und hatte ihn beim gemeinsamen Gebet, bei dem die Kerzen brannten, unter sich. Das galt besonders für das häusliche Rosenkranzgebet, bei Unwettern, bei schwerer Krankheit, bei Sterben und Tod. Am Rande erwähnt, dass bei der Berechnung des Lichtmess-Tages im Mittelalter von unterschiedlichen Ausgangspunkten ausgegangen worden ist. In der Westkirche, wo Weihnachten seit dem 4. Jahrhundert am 25. Dezember gefeiert wurde, ergaben die 40 Tage, nach denen Jesus im Tempel dargestellt worden sein soll, den 2. Februar. War aber der 6. Januar Ausgangspunkt, wie ihn die Ostkirche beibehielt, kam man auf den 14. Februar. Es darf zu Recht vermutet werden, dass nach der Verlegung des Weihnachtsfestes vom 6. Januar auf den 25. Dezember und der damit verbundenen Abwanderung von Lichtmess auf den 2. Februar, der alte Festtermin, der 14. Februar, neu gefüllt wurde und so der Valentinstag zustande kam. Bis 1912 war der 2. Februar in Bayern übrigens ein gesetzlicher Feiertag. In vielen Familien in unserer Region - wie in weiten Teilen West- und Süddeutschlands, Sachsens und im Erzgebirge - ist es üblich, die Weihnachtsdekoration und den Weihnachtsbaum bis Lichtmess stehen zu lassen.
Der Beginn des Bauernjahres
Lichtmess, oder Liachtmess, wie der Rieser sagt, war bis weit in das 20. Jahrhundert hinein Beginn des so genannten Bauernjahres, an dem die Arbeit draußen wieder aufgenommen wurde und die Weihnachtszeit offiziell zu Ende war. An diesem Tag endete auch das Dienstbotenjahr. Die Knechte und Mägde, auch das Gesinde genannt, wurden entlohnt und konnten sich eine neue Dienststelle suchen oder ihren Arbeitsvertrag beim bisherigen Dienstherrn - üblicherweise per Handschlag - um ein weiteres Jahr verlängern. Am Tag danach, das war der Schlenkertag , begann der kurze Zeitram bis Sankt Agathe am 5. Februar, an dem der Umzug zum neuen Arbeitgeber zu vollziehen war und für die Dienstboten eine Art von Jahresurlaub darstellte. Die Knechte und Mägde bekamen ihren ausbedingten Lohn, Geld oder Aussteuerware und besuchten in dieser Zeit auch ihre Angehörigen. Wichtig war allen ein gutes Festessen.
Für as sogenannte Schlenkern galt im Ries eine ganz bestimmte Ordnung, die etwas über den Charakter des Dienstboten verriet:
Am Sonnde kommat dia Heilige.
Am Mede kommat dia Blede.
Am Aftermede kommat dia Gschickte.
Am Donnerschde kommat dia Domme.
Am Freide kommat dia Gscheite.
Am Samsde kommat dia Dreckne.
Der letzte Satz bezieht sich darauf, weil am Samstag Putztag war. Selbstverständlich suchte sich jedes eine gute Eigenschaft heraus. Blöd wollte natürlich niemand sein und auf die Heiligkeit verzichtete man der freien Tage wegen, die man verlieren würde, auch gern. Für dumm und dreckliebend wollte man auch nicht gehalten werden und schon zum Einstand als siebengescheit zu gelten, war auch nicht jedermanns Sache. Doch eine Schaffensfreude oder Geschicklichkeit wollte man schon heraus streichen. So trat man meist am Dienstag oder Mittwoch die neue Stelle an. Mit der Geißel, also der Peitsche, in der Hand und dem Lohn in klingender Münze in der Hosentasche, bisweilen waren es sogar Goldmark, begaben sich die Knechte auf die Wanderschaft. Die Mägde hatten ein geschnürtes Bündel über der Schulter mit dem Wenigen, was ihnen gehörte.
Lichtmess Knecht (Bild mit freundlicher Genehmigung von Herbert Dettweiler)
Bild: DRA
Wetter und Bauernregeln zur Lichtmess
Lichtmess hatte aber auch noch eine weitere Bedeutung. Der Bauer beobachtete seit dem Mittelalter das Wetter an diesem besonderen Tag. Es existierren selbst im 21. Jahrhundert noch immer diverse Bauernregeln:
- Ist's an Lichtmess hell und rein, wird ein langer Winter sein. Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.
- Sonnt sich der Dachs in der Lichtmesswoch', geht es auf vier Wochen wieder ins Loch!
- Lichtmess, d'Supp bei Tag ess!
Lichtblaumontag der Handwerker
Im Handwerk hörte an Lichtmess traditionell die Arbeit bei Kunstlicht auf, die Montag nach Michaeli, dem Gedenktag des Erzengels Michael am 29. September, begonnen hatte. Zur Feier des Tages gaben die Meister den Gesellen und Lehrlingen oft den Nachmittag frei, der so die Bezeichnung Lichtblaumontag erhielt.