In unserem aktuellen blättle beschäftigen wir uns mit dem Thema Industrie 4.0 im Landkreis Donau-Ries. Wir sind dabei auf erstaunlich viele Unternehmen gestoßen, die sich damit bereits beschäftigen oder mit vernetzten Technologien arbeiten. Eine davon ist die Bühler Motor GmbH in Monheim. Den Namen kennen viele, aber die meisten fragen sich: "Was genau macht Bühler eigentlich?" Wir durften einen Blick hinter die Kulissen und in die Produktion werfen:
Die Bühler Motor GmbH in Monheim
Bild: Bühler Motor GmbH
Fast jeder von uns ist motorisiert und hat ein Auto vor der Tür stehen. In jedem dieser Autos befindet sich ein Antriebsmotor unter der Haube. Genau diese großen Motoren baut Bühler nicht. In jedem Fahrzeug sind aber zusätzlich noch zahlreiche kleine Motoren und elektrobetriebene Pumpsysteme eingebaut. Dazu zählen zum Beispiel elektrische Wasserpumpen zur Kühlung des Turboladers oder in der Standheizung, elektrische Antriebe für Ölpumpen zur Gangwahl im Automatikgetriebe oder Pumpantriebe zum Druckaufbau im Allradverteilergetriebe oder auch ein Antrieb für die Unterdruck-Pumpe im Bremsverstärker. Dies sind nur einige Kleinantriebe, die in einem durchschnittlichen Kraftfahrzeug verbaut sind. Genau diese Motoren werden bei Bühler in voll vernetzten Produktionshallen gebaut.
Ein Blick in die Bühler Historie: Vom Uhrenhersteller zum Automotive Unternehmen
Zunächst erläutert mir Werkleiter Harald Krug die bewegte Geschichte des Unternehmens und erklärt mir: "Das Unternehmen wurde 1855 von den Gebrüdern Bühler als Manufaktur für Präzisionsuhrwerke im Schwarzwald gegründet. Noch heute erinnert das Logo der Unternehmensgruppe an die Berge und die Tannen des Schwarzwaldes." Vom einstigen Uhrenhersteller zum Elektromotor beschritt das Unternehmen einen langen und abwechslungsreichen Weg. Mit der Zeit spezialisierten sich die Gebrüder Bühler auf die Fertigung von Uhrlaufwerken. Um die Produktpalette zu erweitern, kamen bald Federaufzugslaufwerke für Spielzeuge hinzu. Diese kennt man heute nur noch von antiken Spielzeugen wie aufziehbaren Trommeläffchen oder Blechautos.
Einst wurden bei Bühler mechanische Antriebe für die Spielzeugindustrie gebaut
Bild: Bühler Motor GmbH
Im Jahr 1892 übernahm der langjährige Werksmitarbeiter und Meister Josef Furtwängler das Unternehmen und firmierte ab jenem Zeitpunkt als Gebrüder Bühler Nachfolger. Er fertigte in seinem Betrieb in zunehmendem Umfang mechanische Antriebe, die er aus den Uhrwerken weiterentwickelt hatte. 1925 ließ sich die Firma als Gebr. Bühler Nachfolger mit einer "Tochterfirma" in Nürnberg nieder, der Gebr. Bühler Nachfolger GmbH. Bis zu diesem Zeitpunkt beruhten alle Bühler Produkte auf mechanischen Antrieben.
Bühler motorisiert sich: Der erste elektrische Motor ist der Bühler Messing Motor
Bild: Bühler Motor GmbH
1955 wurden die Spielzeuglaufwerke, wie sie zum Beispiel bei den alten Federwerklokomotiven verbaut wurden, durch einen einfachen elektrischen Antrieb ersetzt. Viele der Motoren, die Bühler damals fertigte, wurden noch immer für die Spielzeugindustrie, z. B. für elektrische Autos und Eisenbahnen und später auch für Carrerabahnen und elektronisches Lego-Spielzeug gefertigt. In einer Vitrine zeigen mir Harald Krug und Roswitha Gries, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei der Bühler Gruppe, eine Auswahl dieser Antriebe, darunter auch den Messingmotor, der als Bühlers erster elektrischer Motor gilt.
Vom Spielzeug zur Automobilindustrie
Nach und nach löste sich das Unternehmen allerdings vom Spielzeug und begann mit der Herstellung von Motoren für Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik und gegen Mitte/Ende der 1960er Jahre auch für die Automobilindustrie. Heute werden 85 % der Bühler Motoren für den Bereich Automotive gebaut, am Standort Monheim sind es sogar 95 % Automotive. Neben Automotive Lösungen bietet Bühler heute auch allgemeine Industrielösungen z. B. in der Gebäudeautomatisierung, in der Landtechnik, im Transportwesen und bei der Sitzverstellung in der Luftfahrt an. Seit 1998 wird die Motorisierung auch im Firmennamen deutlich, denn am 1. September 1998 wurde aus der Gebrüder Bühler Nachfolger GmbH die Bühler Motor GmbH. "Es gibt nur noch einen einzigen Kunden aus dem Spielwarenbereich, der mehr aus Traditionsgründen noch von Bühler beliefert wird", erzählt Harald Krug.
Einblick in die hochmodernen und vernetzten Produktionshallen von Bühler
Bild: Bühler Motor GmbH
Ein Blick in die Fertigungshallen von Bühler
In den hochmodernen Fertigungshallen reiht sich eine voll automatisierte Produktionslinie an die andere. Für jedes neue Produkt wird eine eigene Linie eingerichtet. "Für manche Kunden arbeiten wir parallel praktisch an drei Linien: An einer Linie wird das aktuelle Produkt gefertigt. Gleichzeitig wird daneben schon die Linie für das Nachfolgerprodukt eingerichtet, während der Kunde und wir schon das nächste Folgemodell und die entsprechende Fertigungslinie planen - und so geht das immer weiter", erklärt Harald Krug und fügt an: "Mit der Weiterentwicklung der Fahrzeuge müssen auch wir uns weiterentwickeln. Jetzt sind schon die ersten Elektrofahrzeuge unterwegs und diese benötigen sogar eher mehr kleine Motoren und Pumpen als normale Autos. Wir bauen diese heute schon und in Zukunft ist dies erst recht ein Markt für uns."
Der Nachwuchs stammt bestenfalls aus der Region
Der Standort in Monheim wurde 1960 gegründet, als in Nürnberg mit dem Aufkommen zahlreicher Großindustrieunternehmen die Arbeitskräfte knapp wurden. Im ländlichen Monheim konnte Bühler die nötigen Facharbeiter finden und fortbilden. Seither befindet sich der Standort Monheim im beständigen Wachstum, im kommenden Jahr werden sowohl Produktions- als auch Verwaltungsflächen noch einmal erheblich ausgebaut werden. Innerhalb der weltweit agierenden Bühler Gruppe die unter anderem Standorte in Europa, Asien und Amerika hat, hat sich der Standort Monheim zur führenden Produktionsstätte im Bereich Automotive entwickelt. Beschäftigt sind im Werk derzeit rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Die Rekrutierung von Fachkräften ist stark regionalbezogen und beginnt schon bei der Suche nach Auszubildenden in Zusammenarbeit mit der Mittelschule hier in Monheim und erstreckt sich über intensive Fortbildungsmaßnahmen innerhalb unseres Unternehmens. Wir benötigen hochqualifizierte Fachkräfte, dabei ist es uns aber wichtig, Mitarbeiter, die schon im Unternehmen tätig sind, entsprechend weiterzubilden", erklärt Harald Krug.