Auf ein Tässchen mit Michael Brecht

Gründer, Blogger und Keynote Speaker Michael Brecht. Bild: DRA
Auch diesmal haben wir für unser Regionalgespräch eine interessante Person befragt. Michael Brecht - Gründerberater, Blogger und Keynote Speaker, hielt für unsere Fragen stets Antworten bereit. Geführt wurde das Gespräch von Diana Hahn.

> Guten Tag Herr Brecht, herzlichen Dank, dass ich Sie zu Hause besuchen darf und Sie sich Zeit für unser Regionalgespräch nehmen. Unser Gespräch steht immer unter dem Motto „Auf ein Tässchen mit ...“.

1 Was trinken Sie, Tässchen Tee oder Kaffee?
Morgens Kaffee, nachmittags Tee.

2 Frühstück: Lieber deftig oder süß?
Süß

3 Frühaufsteher oder Langschläfer?
Frühaufsteher

4 Großstadt oder Landleben?
Es heißt ja so schön Landleben. Insofern ist es für mich Land leben, aber ich bin natürlich oft in Großstädten um zu arbeiten.

5 Wie sieht Ihre Informationsbeschaffung am Morgen aus? Zeitung, Radio oder doch Internet?
Internet

6 Beschreiben Sie sich mit drei Worten.
Positiv, innovativ, unternehmenslustig.

Lassen Sie uns über Ihr Berufsleben sprechen:

7 Was ist eigentlich Ihr Beruf? Gründer, Berater, Redner oder Blogger?
Ich bin ausgebildeter Diplom Kaufmann. Studiert habe ich an der WHU in Koblenz. Dort war ich im 1. Jahrgang und bin seitdem das Gründer und Entrepreneurship-Thema nie mehr losgeworden. Von daher bin ich in erster Linie Unternehmer mit dem Fokus anderen Unternehmern zu helfen. Da gehört sicherlich Beratung mit rein und auch als Keynote Speaker tätig zu sein. Vom Schwerpunkt her digital.

8 Wann beginnt Ihr Tag?
Ich steh in der Regel morgens um 6 Uhr auf. Ich habe auch eine recht strikte Routine, weil ich morgens um diese Zeit sehr produktiv bin. In dieser Zeit wage ich mich an die schwierigsten Themen vom Tag. Ich bin jemand, der morgens versucht schwierige Themen abzuarbeiten. Ich lese in dieser Zeit auch bewusst keine E-Mails. Um E-Mails und Terminabsprachen kümmere ich mich dann, wenn ich merke, jetzt ist die Konzentrationsfähigkeit nicht mehr so groß.

9 Sie waren als CEO von Doodle tätig. Erklären Sie unseren Lesern doch bitte kurz, was Doodle ist.
Doodle ist eine digitale Plattform, um für Gruppen Termine zu verabreden. Es wird heute weltweit genutzt, in über 150 Ländern und in 22 Sprachen verfügbar.

10 Was war Ihr spannendstes Erlebnis während Ihrer Zeit bei Doodle?
Es gab mehrere Sachen. Doodle hat zwei Hauptsitze. Einen in Zürich und einen in Berlin. Wir haben in Berlin ein neues Büro aufgebaut, um dort vor allem die App-Entwicklung und die mobile Seite voranzutreiben, das war sehr spannend. Sowohl das Aufbauen des Berliner Teams, als auch im mobile Bereich Doodle voranzubringen. Das war eine große Herausforderung und hat unheimlich viel Spaß gemacht. Ein zweites Thema ist das Produktivitätssegment. Ich habe mit vielen Leuten weltweit zu tun gehabt, die Produktivitätstools einsetzen. Mit denen zu arbeiten und mit deren Hilfe Doodle weiterzuentwickeln, das war schon sehr spannend.

11 Warum haben Sie Doodle verlassen?
Ich war drei Jahre bei Doodle und es hat mir riesig Spaß gemacht. Wir haben Doodle in ein Medienhaus integriert. Die Integration von Start-ups, die dann verkauft werden, ist ein sehr spannendes Thema, weil dort häufig große Fehler gemacht werden. Bei Doodle haben wir das sehr gut hingekriegt. Ich habe dann für mich gesehen, dass ich hier in Bayerisch-Schwaben neue Herausforderungen finden kann, die nochmal ein wenig breiter sind, also nicht auf ein Produkt beschränkt sind.

Lassen Sie uns über die Innovation Factory sprechen:

12 Seit wann gibt es die Innovation Factory?
Die Innovation Factory gibt es seit Sommer letzten Jahres.

13 Was ist die Innovation Factory?
Die habe ich mit zwei Partnern gegründet, weil wir mit vielen mittelständischen Unternehmen in Süd- und Westbayern gesprochen haben und das Signal bekommen haben, dass der Mittelstand sich im Rahmen bdieser Digitalisierung im Stich gelassen fühlt. Die großen Corporates haben alle ihre eigenen Innovationszentren. Aber der Mittelständler mit 100 Mitarbeitern außerhalb der großen Zentren fühlt sich eigentlich recht allein gelassen und weiß nicht, wie er mit seiner heutigen Mitarbeiterstruktur neue digitale Themen angehen kann. Dabei hilft die Innovation Factory.

14 Warum haben Sie sich für die Innovation Factory Augsburg als Standort ausgesucht?
Augsburg hat einen großen Vorteil, weil die Stadt tatsächlich in der Mitte zwischen diversen Innovationszentren liegt. München, Ingolstadt, St. Gallen, Stuttgart sind vier Schwerpunkte, in denen ich mich im Moment aufhalte oder in denen ich viel arbeite. Genau in der Mitte davon liegt Augsburg. Insofern ist es logistisch gesehen perfekt.

15 Wird in Bayerisch-Schwaben, beziehungsweise im Landkreis Donau-Ries viel gegründet?
Ich bin viel mit Gründern zusammen und merke, dass das Gründer-Thema bzw. das Start-up Thema sich in den letzten zwei, drei Jahren positiv dargestellt hat, weil wir in Deutschland bis dato eigentlich kein richtiges Gründerland waren. In einzelnen Städten wie Berlin, München, Hamburg, vielleicht noch im Rheinland wie Düsseldorf und Köln, gab es Anschub Finanzierungen. Aber Gründen war eigentlich in Bayerisch-Schwaben und im Donau-Ries keine richtige Option. Doch ich merke einen Umschwung. Viele von den Hochschulabsolventen heute überlegen, ob sie nicht doch in ein Start-up gehen oder das zumindest als Ziel haben, wenn sie mal ein paar Jahre Berufserfahrung gesammelt haben. Das ist ein tolles Zeichen.

16 Was raten Sie Gründern?
Wenn man gründet, muss man sich klar darüber sein, dass das ein sehr zeitintensives Thema ist. Das heißt, nicht so nebenbei gründen und auch noch einen Fulltime-Job haben. Gründen und parallel dazu arbeiten geht nicht. Der zweite wichtige Punkt ist, dass man sich auf ein Gründungsteam einlässt. Denn alleine gründen ist irre mühsam und meist hat man nicht alle Fähigkeiten, die man für die Ausführung des neuen Jobs braucht, in sich selbst. Das Team darf auch nicht unbedingt nur aus den besten Freunden bestehen, sondern sollte durchaus komplementär besetzt sein. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dass sich drei Designer zusammentun und ein Internet Start-up gründen, weil denen fehlt dann die Technik oder der Kaufmann oder ähnliches. Das heißt, es ist wichtig, komplementär zu sein. Ein wichtiger Punkt, den ich auch auf meinem Blog www.michaelbrecht.com mit großen Gründern, wie zum Beispiel Nathan Blecharczyk, einem der drei Gründer von AirBnB besprochen habe. Er sagt: Ganz wichtig ist, dass man groß denkt. Wenn eine Gründung richtig erfolgreich ist, und man vorher nicht groß gedacht hat, dann rennt man immer seinem eigenen Erfolg hinterher.

17 Wie schätzen Sie das Potential des Landkreises als Wirtschaftsstandort ein? Kann man auch von hier aus ein erfolgreiches Start-up führen?
Das hängt ganz von den Möglichkeiten des Teams ab. Es spricht überhaupt nichts dagegen, im Landkreis Donau-Ries zu gründen. Wir haben ja mit dem Technologiecentrum Westbayern in Nördlingen auch eine hervorragende Stelle, in der man Hilfe bekommen kann und dort hoch motivierte Unterstützer findet. Ich glaube, Gründen hat viel damit zu tun, wie man mit seinem eigenen Produkt und seinem eigenen Businessplan Lösungen schaffen kann, die für den Kunden etwas bewegen. Das kann man genauso gut in Harburg oder in Donauwörth oder in Nördlingen, wie man das in München oder in Berlin kann. Was für den Gründer von Vorteil ist, ist eine gute Internetverbindung, gerade wenn man digital gründen will. Ein wichtiger Vorteil im Donau-Ries ist, dass man einen hohen Freizeitwert hat. Das ist nicht zu unterschätzen. Es gibt heute viele Start-ups, die am Strand oder weit draußen sitzen, gerade weil sie nicht diesen Berlin oder LA- oder New York-Moloch um sich herum haben wollen, gerade weil sie sich konzentrieren wollen auf ihren Job. Das ist im Donau-Ries sicherlich einfacher als in der Großstadt. Insofern ist der hohe Freizeitwert und dieses Konzentrieren auf das was ich tue tatsächlich hier wichtig. Es muss aber gepaart sein mit dem richtigen Team. Ich betreue von hier aus Unternehmen in ganz Deutschland. Es ist vollkommen egal, wo ich sitze. Ich muss kein schickes Büro in München in der Maximilianstraße haben, ganz im Gegenteil: Ich fühle mich hier viel wohler und verbrauche viel weniger Zeit für An- und Abreise.

18 Sie werden seit einigen Jahren auch als Keynote Speaker engagiert. Was ist ein Keynote Speaker?
Der Begriff Keynote kommt aus der Musik. Die Keynote ist die Note, die ein A-Capella Chor von einem Sänger oder im Orchester von einem Musiker bekommt, um sich auf das Stück einzustimmen. Ähnlich ist es bei einem Keynote Speaker. Der Keynote Speaker spricht meist zu Beginn einer Konferenz über das Thema. Er gibt einen Ton vor, er stimmt auf die Thematik ein.

19 Welche Themen behandeln Sie als Keynote Speaker?
Die meisten Reden ranken sich um das Thema Digitalisierung. Die sogenannte digitale Disruption, die sich damit befasst, wie man in der heutigen Wirtschaftsform ein Geschäftsmodell um digitale Gedanken erweitern kann. Ich spreche sehr viel zu Start-ups und zum Thema Innovation, auch um in Unternehmen Gedanken für Innovationen freizusetzen. Das können Workshops sein, die über einen ganzen Tag gehen oder Reden über eine Stunde.

20 An wen richten sich die Reden? Wer sitzt im Publikum?
Ganz gemischt. Das fängt an bei Schülern und Studenten, mit denen ich Podiumsdiskussionen mache, geht über Fachkräfte und Vorträge in Unternehmen bis hin zu CEOs, CIOs, CFOs – die ganzen C-Level, wie man das so schön nennt, also die Geschäftsführungsebene. Ein ganz spannendes Thema war, als ich nach Seoul eingeladen wurde, um auf dem World Knowledge Forum zu sprechen. Das ist das asiatische Pendant zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Ich hatte 1000 Zuhörer, alles Unternehmensführer aus der ganzen Welt sowie Intellektuelle und Professoren. Das war schon ganz spannend, weil wir dort auch aus europäischer Sicht heraus über Start-ups reden konnten.

21 Sie sind geschäftlich viel unterwegs. Gibt es einen Ort an den Sie am liebsten reisen?
Ein Ort ist schwierig. Ich bin wahnsinnig gerne hier, das hat mit dem Landleben zu tun, weil ich hier eine gewisse Ruhe bekomme. Ich kann hier gut denken – das ist für mich wichtig – und ich finde hier viel Inspiration, zum Beispiel bei Spaziergängen mit dem Hund. Wenn man mich nach einer Lokation im städtischen Umfeld fragt, dann ist das für mich Berlin.

22 Sie haben auch schon in Berlin gelebt. Wie lange waren Sie dort?
Ich habe sieben Jahre in Berlin gelebt. Von 1989 bis 1996. Ich habe meinen ersten Job kurz vor dem Mauerfall begonnen, am 1. 11. 1989. Das war reines Glück, dass ich da in dieser Stadt war. Ich habe in den sieben Jahren eine sensationelle Zeit in Berlin und den jetzigen neuen Bundesländern erlebt. Insofern hat diese Stadt für mich nach wie vor eine große Faszination.

23 Sie wohnen auf Gut Hemerten/Münster. Wieso haben sie sich Gut Hemerten als Wohnsitz ausgesucht?
Meine Familie und ich waren vorher sechs Jahre in Australien, wir alle haben neben dem deutschen Pass auch einen australischen Pass. Dort haben wir auf einer sehr großen Farm gelebt, eineinhalb Stunden entfernt von Sydney. Das hat mir, als ursprünglich einmal städtisch orientiertem Menschen gezeigt, dass man auf dem Land wunderbar leben kann. Es bringt eine gewisse Zufriedenheit und innere Ruhe, die ich in der Stadt in der Form nicht finde. Deshalb haben wir uns nach unserer Rückkehr etwas gesucht, das in der Nähe einer Stadt ist, in unserem Fall Augsburg und auch München ist ja direkt um die Ecke. Zudem brauchten wir auch genug Fläche für die ganze Familie. Durch großen Zufall und unsere Freundschaft zur Familie Schnurbein, der Gut Hemerten gehört, haben wir hier ein Zuhause gefunden.

24 Sie sind viel unterwegs. Warum haben Sie sich nicht für einen Wohnsitz in der Großstadt oder in der Nähe eines Flughafens entschieden?
Ich fand immer wichtig, dass die Familie für sich eine Lokation hat, die ihr insgesamt gut tut und gefällt. Wenn ich dadurch eine halbe Stunde länger zum Flughafen muss, dann ist das so. Das ist heutzutage alles kein großes Thema und man kann es organisieren. Für mich war wichtig, dass wir den Familienmittelpunkt dort schaffen, wo die Familie sich wohlfühlt und das tun wir hier.

25 Wie sieht für Sie ein typischer Tag auf Gut Hemerten aus?
Ich bin jemand, der gerne Sport treibt. Hier ist es natürlich ideal, laufen zu gehen oder Tennis zu spielen. Ich bin gerne draußen und nutze die Natur.

26 Sie schreiben auch einen Blog über Elektromobilität. Wie kam es dazu?
Ich saß im Sommer des vergangenen Jahres mit einem befreundeten Professor von der Medienhochschule in Stuttgart zusammen. Wir bemerkten, dass das Jahr 2016 ein Wendepunkt für das Thema E-Mobility war. Wir haben uns zum Ziel gesetzt über einen Blog zu helfen, dass das Thema verständlicher wird. Wir stellten fest, dass viele Medien das Thema sehr technisch erklären. Wir glauben aber nicht, dass Menschen, die ein Elektroauto kaufen möchten, rein technikorientierte Menschen sind. Es soll ein Thema sein, das für jeden interessant ist. Sozusagen massentauglich. Deshalb haben wir im September mit diesem Blog begonnen, um verständlich Neuigkeiten und spannende Hintergrundinformationen rund um das Thema E-Mobilität zu berichten.

27 Welche Rubrik in Ihrem Blog wird am meisten gelesen?
Dienstags wird bei uns am meisten gelesen. Da berichten wir über Start-ups aus dem Bereich der Mobilität. Wir geben hier Start-ups die Möglichkeit, sich im Gespräch mit uns zu präsentieren. Wir sind ein bisschen Bühne für Start-ups geworden. Wir wollen ein Medium sein für die Kombination aus Gründergeist und Mobilität.

28 Fahren Sie selbst auch ein Elektroauto?
Mit vier Kindern und einem Hund haben wir bisher einen VW Bus, den gibt es leider noch nicht als Elektroversion. Insofern sind wir noch mit fossilen Brennstoffen unterwegs. Aber meine nächste Anschaffung wird ein Elektroauto sein. Deshalb mache ich gerade einen Test, den ich netterweise in Zusammenarbeit mit den LEW machen kann. Dabei teste ich verschiedene Autos durch. Dankenswerterweise ist in den nächsten Tagen noch Schneefall angesagt und genau das möchte ich testen: Was passiert eigentlich auf Schnee mit dem Ding. Ich bin ein großer Fan von diesen Autos.

29 Was halten Sie von Car-Sharing?
Ich bin ein großer Freund von Sharing-Modellen. Zum Beispiel kann man bei DriveNow oder Car2Go in Großstädten Autos anmieten. Ich entscheide mich da immer für Elektroautos, weil ich dort auch wiederum testen kann, wie die sich so verhalten.

30 Kann Car-Sharing auch im Landkreis umgesetzt werden?
Es ist kostenmäßig sehr schwierig, weil die Autos in der Regel nicht so schnell wieder genutzt werden. Die Frequenz der Nutzung ist im Landkreis niedriger. Das heißt, die Preise pro Kilometer müssten höher sein und damit wird es dann kritisch im Vergleich. Ich glaube aber deutlich daran, dass wir auf dem Land, wo ja heute schon mehr Elektroautos verkauft werden, als in der Stadt, im privaten Umfeld und in den Unternehmen auch in der Zukunft mehr Elektroautos finden werden. Ich glaube deshalb, dass wir mehr die Elektrofahrzeug-Lösung auf dem Land finden werden.

31 Was ist notwendig, dass wir im Landkreis mehr Elektroautos sehen?
Wir brauchen mehr Ladestationen. Dieses Reichweitenthema der Autos löst sich von selber. Der Preis ok, zugegebenermaßen die Prämie war bisher nicht besonders erfolgreich, aber meine größte Sorge betrifft die Ladestationen. Wenn es uns gelingt, den Menschen die Unsicherheit zu nehmen, mit dem Elektroauto irgendwo zu stehen und nicht mehr weiterzukommen, weil sie nicht wissen, wo sie aufladen sollen, dann haben wir einen riesen Schritt getan. Ich glaube, das ist der kritische Punkt. 7 Ladestationen im Landkreis sind zu wenig. Da müssen wir im Donau-Ries einfach was tun. Ich stehe da auch gerne zum Gedankenaustausch bereit. In den einzelnen Städten, in Donauwörth oder Nördlingen, aber auch im Umland brauchen wir mehr Ladestationen. Wenn das gelingt, ist das eine großartige Sache für den Landkreis. Dann kann man sagen „Wir sind Vorreiter im Thema Elektromobilität – und man bringt die Menschen dazu, sich ein Elektroauto zu kaufen.

32 Glauben Sie, dass in wenigen Jahren Verbrennungsmotoren ausgedient haben?
Es gibt Länder, z. B. die Niederlande und Norwegen, die beschlossen haben, dass sie in Zukunft keine fossilen Brennstoffe in Fahrzeugen mehr verwenden wollen. 2025, 2035, es kommt darauf an, wie wir „wenige Jahre definieren. Ich bin überzeugt davon, dass es eine wesentliche Herausforderung für uns sein wird, Elektrofahrzeuge massentauglich zu bringen, weil wir eines Tages keine fossilen Brennstoffe mehr haben werden. Ob wir das noch erleben, das kann ich nicht sagen. Meine Vision ist eher, dass wir uns Gedanken machen müssen, wie wir sie vernünftig einsetzen können, um sie als Ergänzung zu den heutigen Verbrennungsmotoren zu haben.

33 Welche Verbesserungen muss es in Zukunft geben, damit nur noch Elektroautos unterwegs sind?
Eine der großen Schwierigkeiten, ist zu wissen, was man mit der Batterie in drei Jahren macht. Wenn wir ein Auto samt Batterie leasen, für drei oder gar vier Jahre, dann wissen wir schon heute, dass die Batterie am Ende der Mietzeit nichts mehr wert ist, weil bis dahin die Reichweite viel höher sein wird. Es sollte Wege geben, um dem Käufer das Risiko zu nehmen, am Ende der Laufzeit mit einer Batterie dazustehen, die eigentlich keiner mehr haben will. Zum Beispiel, dass es die Möglichkeit gibt, jedes Jahr eine neue Batterie einzubauen, um auf dem neuesten Stand zu sein. Ich glaube gar nicht mal so sehr daran, dass es ein großes Finanzproblem ist. Klar sind die Autos in der Anschaffung relativ teuer, aber sie kosten eben in der Betreuung nicht so viel. Einen Ölwechsel brauchen wir nicht mehr, das können wir schon mal vernachlässigen. Wenn wir als Landkreis die Infrastruktur schaffen, werden wir von ganz alleine die Autos bei uns auf der Straße sehen. Wir sind dann plötzlich ein innovativer Landkreis.

Lassen Sie uns nochmal einen Blick auf die Privatperson Michael Brecht werfen.

34 Was ist ihr Lebensmotto?
Bei mir ist das Glas immer halb voll.

35 Was machen Sie in der Freizeit?
Wir gehen viel in die Berge und sind im Sommer dort wandern. Die Nähe zum Allgäu ist großartig. Im Sommer schwimme ich gerne und gehe an den Münsteraner Baggersee. Man kann mit dem Fahrrad hinfahren – es ist ein wunderbarer Baggersee.

36 Wo wurden Sie geboren und wo sind Sie aufgewachsen?
Geboren wurde ich in Frankfurt am Main. Aufgewachsen bin ich im Rheinland, in der Nähe von Düsseldorf.

37 Haben Sie Haustiere?
Ja, wir haben einen Hund. Er ist ein Labradoodle und heißt Pinot, wie die Weintraube. Pinot hatten wir schon in Australien. Er musste natürlich unbedingt mit nach Deutschland. Das war die Bedingung der Kinder.

38 Was bringt Sie zum Lachen?
Meine Kinder und der Eberhofer Franz aus Niederkaltenkirchen. (Anm. d. Red.: Kommissar in Rita Falks Krimi Buchserie)

39 Worüber können Sie sich ärgern?
Unpünktlichkeit

40 Welche Musikrichtung bevorzugen Sie?
Klassik

41 Gibt es eine Person mit der Sie gerne tauschen würden?
Ich würde gerne mal mit Elon Musk tauschen. Er ist der Gründer von SpaceX und Tesla und hat außerdem die Fähigkeit mehrere Innovationsthemen auf einmal zu bearbeiten. Wie er es schafft diese unterschiedlichen und komplexen Innovationsthemen voranzutreiben, das würde ich gerne mal sehen, wie er das schafft . Zumindest für eine Woche.

42 Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Typisch für mich ist, ...
dass ich zu neuen Projekten schlecht nein sagen kann.

43 Welche drei Gegenstände kommen mit auf die einsame Insel?
Sonnenhut, Sonnencreme, Badehose

44 Wenn Sie freie Wahl hätten: Mit welcher historischen oder fiktiven Person würden Sie sich gerne auf einen Kaffee treffen? Was würden Sie mit ihm/ihr besprechen?
Richard von Weizsäcker, weil er ein hoch integerer Politiker war. Unser Thema wäre die Politik im Jahr 2017 oder wie gelingt es uns, politische Themen wieder ernsthaft und zukunftsweisend anzugehen. Das würde ich mit ihm besprechen und hoffen, dass wir Lösungen gegen die heutige Politikverdrossenheit finden.

Kommen wir zu unserem Self-Rating Test. Schätzen Sie sich bitte von null Punkten – völlig unbegabt - bis zu zehn Punkten – maximale Begabung – ein:

45 Kreativität?
8 Punkte.

46 Workaholic?
7 Punkte.

47 Familienmensch?
10 Punkte.

48 Visionär?
9 Punkte.

49 Genießer?
8 Punkte.

50 Welche Pläne oder Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Ich wünsche meiner Familie Gesundheit, den Menschen in Deutschland Besonnenheit und einen klaren Kopf. Ich  wünsche uns weltweit die Lust, Neues zu entdecken, zu hinterfragen und positiv anzugehen.

Vielen Dank für das spannende Gespräch und dass Sie sich die Zeit für uns und unsere Leserinnen und Leser genommen haben. 

Weitere Infos zum Thema E-Mobilität gibt es auf dem Blog von Michael Brecht unter: www.emobilitaetblog.de.