Im aktuellen blättle, Ausgabe Mai/Juni 2017, steht das Thema Gesundheit und Gesundheitsregion Donau-Ries im Fokus. Als ein Zukunftsproblem zeichnet sich deutschlandweit ein drohender Mangel an Hausärzten, gerade in ländlichen Gebieten, ab. Diesem wollen zahlreiche Regionen schon jetzt gegenwirken. Auch der Landkreis Donau-Ries nimmt am Projekt Gesundheitsregion plus teil.
Unter dem Titel "Gesundheitsregion plus" haben Regionen und Landkreise die Möglichkeit, an einem Förderprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege teilzunehmen. Der Landkreis Donau-Ries hat sich 2015 entschieden, den Antrag auf Förderung als Gesundheitsregion plus zu stellen. Ende 2015 wurde bereits mit der Beststandsaufnahme und Bedarfsplanung und der Einrichtung von Arbeitsgruppen begonnen. Die Förderperiode für das Projekt beträgt zunächst 5 Jahre, danach erfolgt eine Evaluation der geleisteten Arbeit und der umgesetzten Maßnahmen. Dann besteht die Möglichkeit zur Verlängerung des Förderprogramms.
Ein wichtiges Ziel des Landkreises ist es, die wohnortnahe Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung zu sichern und einer drohenden ärtzlichen Unterversorgung frühzeitig entgegen zu wirken. Schaut man sich zum Beispiel die hausärztliche Versorgung in der aktuellen Statistik der Kassenärtzlichen Vereinigung an zeigt sich, dass die praktizierenden Ärzte im Landkreis größtenteils ein Alter von 50 oder 60 Jahren plus haben und damit zu rechnen ist, dass diese Praxen über kurz oder lang schließen werden. Hier will der Landkreis sich frühzeitig um die Ansiedelung von Nachwuchsärzten bemühen. Hierfür muss der Beruf des Hausarztes wieder als ein attraktiver Beruf kommuniziert werden, denn aktuell ist es eher so, dass die jungen Mediziner sich schon früh für den Facharzt und weniger für den Allgemeinmediziner entscheiden. Zu diesem Vorhaben gibt es bereits Förderprogramme und auch im Landkreis sind erste Initiativen gestartet worden.
Ein weiteres Ziel des Projekts Gesundheitsregion plus ist die bessere Vernetzung und auch Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen, also von Klinikärzten, niedergelassenen Ärzten, Krankenkassen, Pflegediensten, Reha-Einrichtungen, Apotheken, usw. Zentrale Ziele des Projekts sind weiterhin der Ausbau der Angebote der Gesundheitsprävention und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Organisiert und umgesetzt wird das Projekt von einer zehnköpfigen Gruppe unter der Leitung von Landrat Stefan Rößle und Geschäftsstellenleiter Herbert Schmidt.
Aktuelle ärztliche Versorgungslage und Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung
In Deutschland ist die ambulante medizinische Versorgung durch z. B. Haus- und Fachärzte an eine Bedarfsplanungsrichtlinie gebunden. Laut dieser seit 2012 in Kraft getretenen Richtlinie wird der Bedarf einzelner Planungsbereiche anhand der jeweiligen Einwohnerzahl ermittelt. Diese Planungsbereiche sind je nach Ärztegruppe unterschiedlich groß gestaltet. Innerhalb eines Planungsbereiches besteht für die Ärzte grundsätzlich eine Niederlassungsfreiheit, sie können also selbst entscheiden, an welchem Ort sie ihre Praxis eröffnen. Aus der einfachen Rechnung "Arzt pro Einwohner" wird der Versorgungsgrad berechnet. Dieser liegt bei 100 % wenn genauso viele Ärzte angesiedelt sind, wie laut der Bedarfsplanung vorgesehen sind. Ab 110 % Versorgungsgrad sind keine zusätzlichen Neu-Niederlassungen dieser Ärztegruppe mehr möglich. Die Entscheidung, ob sich ein Arzt in Bayern niederlassen darf, wird durch regionale Zulassungsausschüsse getroffen. Liegt der Versorgungsgrad in einem Planbereich deutlich unter 100 %, so spricht man von einem Anhalt auf Unterversorgung. Bei Hausärzten gilt dies ab einem Versorgungsgrad von weniger als 75 % und bei fachärztlichen Arztgruppen ab einem Versorgungsgrad von weniger als 50 %.
Statistik laut Versorgungsatlas Hausärzte Stand Januar 2017 (Quelle: KVB, Grafik: DRA)
Bild: DRA
Damit es gar nicht erst zu einer Unterversorgung kommt, wird in den Planungsbereichen der zukünftige Versorgungsgrad immer wieder simuliert. Dabei werden die gegenwärtige Altersstruktur der Ärzte, die erwartbaren Nachbesetzungen und die Anzahl der zukünftigen Soll-Arztsitze anhand der amtlichen Bevölkerungsprognose berücksichtigt. So erwartet die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) im Hinblich auf die aktuelle Altersstatistik der praktizierenden Ärzte in den nächsten Jahren eine größere Versorgungslücke, wenn viele Mitglieder in Ruhestand gehen. Um diesem Problem schon rechtzeitig entgegenzuwirken, wurden einige Nachwuchsprojekte z. B. gegen den Landärztemangel ins Leben gerufen. Das Förderprogramm bietet Medizinstudierenden ein ärztliches Praktikum in einer ländlichen Region Bayerns bei finanzieller Förderung. Vor Ort lernen die Studierenden so auch die attraktiven Seiten des Landarztberufes kennen und können unter Anleitung engagierter Ärzte bereits erste praktische Erfahrungen sammeln. Zusätzlich werden praxisnahe Kurse zur Niederlassung in einer eigenen Praxis angeboten.
Im Versorgungsatlas der Hausärzte (Stand Januar 2017) der Kassenärztlichen Vereinigung ist der Landkreis Donau-Ries in vier Planungsbereiche eingeteilt (Donauwörth Süd, Donauwörth Nörd, Nördlingen und Oettingen). Aktuell liegt der Versorgungsgrad lediglich in der Planungsregion Donauwörth Nord unter 100 %, dabei aber noch weit über 75 %. Dennoch ist auf die Zukunft gesehen auch in unserem Landkreis die Altersstrukktur der Hausärzte zu beachten, denn es gibt mehr ältere als jüngere Ärzte. Diese Entwicklung liegt im Fokus des Projekts Gesundheitsregion plus.
Für Teil 4 dieser Wochenserie haben wir mit Jürgen Busse vom gKU und mit Regina Estner von der Donau-Ries-Klinik Oettingen gesprochen.