Georg Dechentreiter, der gebürtig aus Asbach-Bäumenheim stammt, hat in Kabul, Afghanistan, Großes geleistet und dort zusammen mit seiner Frau Helma das Irene Salimi Kinderhospital (ISH) aufgebaut. Wenn die beiden nicht gerade in Kabul sind, wohnen sie in Waldhessen, zwischen Fulda und Kassel. Wir es dazu kam, dass er nach Kabul ging, erzählt er hier:
Kabul/Asbach-Bäumenheim - "Im August 1995 zog ich nach Kabul, um einen Kollegen für ein Jahr zu vertreten. Als Kind aus reichem Elternhaus und aufgewachsen im deutschen Wohlfahrtsstaat war ich zum ersten Mal in meinem Leben mit existenzieller, lebensbedrohender Armut konfrontiert. Menschen, die im Kabuler Stadtkrieg (1992–1994) mehrmals ausgeraubt worden waren und nur ihr nacktes Leben retten konnten, baten um das lebensrettende Brot für sich und ihre Kinder. Aus einer Vielzahl von Hilfsprojekten für Kabuler Familien und Familienväter, die ich während der Talibanzeit (1996–2001) durchführte, entwickelten meine Ehefrau Helma und ich als letztes Projekt das deutsche Kinderkrankenhaus (2003–2005). Alles wurde in Handarbeit ausgeführt und gab rund 200 Familienvätern Lohn und Brot.
Die kleinen Patienten benötigen besondere Fürsorge.
Bild: DRA
Am 17. April 2005 wurde das 50-Betten-Hospital mit zwei voneinander getrennten OP-Trakten eingeweiht. Es erhielt den Namen der deutschen Diplomatin Irene Salimi, die uns in der Talibanzeit stets eine kompetente und fürsorgende Ansprechpartnerin in der deutschen Botschaft war. Ihr und ihrem Mann Osman Salimi zu Dank und Ehren trägt das Irene Salimi Kinderhospital ihren Namen“, berichtet Georg Dechentreiter, der seit mittlerweile 22 Jahren in Kabul lebt. Es war aber gar nicht selbstverständlich, dass das Krankenhaus die Hilfsgelder und Spenden aus Deutschland annehmen konnte: „Um das möglich zu machen, errichteten mein Vater Georg und mein Bruder Gerhard 2004 die gemeinnützige, öffentliche Georg Dechentreiter Wohlfahrts-Stifung mit Sitz in Asbach-Bäumenheim“, so Dechentreiter. Das vom Ehepaar Dechentreiter gegründete ISH liegt am südöstlichen Rand der Kabuler Altstadt, an der Straße nach Chindawol und der Gasse „Tor nach Lahor“. Das Kinderhospital hat eine kinderchirurgische und eine kinderorthopädische Abteilung. „Im Laufe der Jahre kamen eine Kinderintensivstation, eine Pediatrie und eine Palliativ-Abteilung hinzu. Während uns 2005 und 2006 noch Ärzte von der Uni Heidelberg und dem Klinikum München-Schwabing durch Urlaubseinsätze halfen, behandeln im ISH mittlerweile ausschließlich afghanische Ärzte unsere kleinen Patienten. 64 Mitarbeiter sorgen sich rund um die Uhr um Kinder und begleitende Mütter und unsere große Notfallambulanz. Während wir in der Ambulanz auch Erwachsene untersuchen und behandeln, nehmen wir ins Hospital zur Operation nur Kinder bis zu einem Alter von 15 Jahren auf “, erzählt Georg Dechentreiter von der Entwicklung des Hospitals. Vergangenes Jahr 2016 wurden im Krankenhaus fast 18 000 ambulante Patienten behandelt und über 1 500 Kinder operiert, aber auch über 20 Kinder auf ihrem letzten Weg begleitet. Trotz der Hilfe, die das Krankenhaus bereits leistet, ist es auch weiterhin auf Spenden angewiesen. „Leider ist unsere Stiftung zu klein, um die kompletten Behandlungskosten tragen zu können. Deshalb müssen die Patienten eine Gebühr ans ISH bezahlen. Was uns am meisten fehlt, sind Menschen, die uns mit einem monatlichen Dauerauftrag unterstützen und Freude daran haben, mit ihrer Spende Kinder gesund zu machen“, so Georg Dechentreiter.
Die kleinen Patienten im Patientengarten.
Bild: DRA
Innerhalb der Krankenhausmauern betreut Helma Dechentreiter auch noch ein Herzensprojekt: „Ein besonderes Anliegen ist meiner Frau Helma der biologische Gemüsegarten, den unsere beiden Hospitalgärtner Mohamad Ali und Ghulam Sachi mit Hingabe bewirtschaften und mit den Produkten je nach Saison den Speiseplan der Hospitalküche bereichern. Neben Koriander, Pfefferminze und Frühlingszwiebeln bauen wir vor allem Salat, Gurken, Tomaten, Auberginen, Paprika, Peperoni, Rettich, Radieschen, Gelbe Rüben und Rote Beete an“, erzählt Dechentreiter. Auch in Zukunft wollen sich die beiden vor Ort um das Kinderhospital, die Kinder und die Mitarbeiter kümmern, ist sich Georg Dechentreiter sicher: „Solange meine Ehefrau Helma und ich uns in Kabul sicher fühlen, werden wir das Irene Salimi Kinderhospital auch vor Ort unterstützen und begleiten.“
Info
Mehr Informationen unter: www.irene-salimi-kinderhospital.org