Im aktuellen blättle ist unser Titelthema die Musik. Um mehr über die Musiktheorie zu erfahren, habe ich mit Günther Egold von der Werner-Egk-Musikschule in Donauwörth gesprochen:
Bereits in der Antike war die Musiktheorie hochentwickelt, ihre Erfindung wird Pythagoras von Samos zugeschrieben. Interessanterweise hatten
bis zum Mittelalter spielende und komponierende Musiker nichts mit theoretischen Musikern zu tun. Der Musiker und auch der Komponist galten eher als Lehrberufe und waren weniger angesehen. Die theoretische Musik wurde zum höher angesehenen mathematischen Zweig gezählt. Theoretische Musiker bezogen mathematische oder auch kosmologische Betrachtungen auf Tonleitern und Rhythmen, aber diese wurden nicht in praktische, also klingende Musik umgesetzt.
Mit der Zeit veränderte sich die Bedeutung des Begriffs „Musiktheorie". Also, was verstehen wir heute darunter? Ich habe bei jemandem nachgefragt, der Musiktheorie unterrichtet. Günther Egold ist unter anderem als Musiklehrer an der Werner-Egk-Musikschule in Donauwörth tätig. „Unser musiktheoretischer Unterricht ist gegliedert in Musiklehre 1 bis 3, hinzu kommen die sogenannten D-Kurse. Musiklehre 1 sind die Grundlagen und Musiklehre 2 ist eine tiefer gehende Fortsetzung dieser. Diese beiden Einheiten sind für alle Schüler vorgeschrieben und am Ende steht eine Prüfung an. Musiklehre 3 und die D-Kurse sind dann weiterführende freiwillige Kurse, in denen es eben immer komplexer wird", erklärt mir Günther Egold.
Ich möchte genaueres zu den Inhalten wissen und erfahre, dass die Schüler lernen, was Noten sind und welche Arten von Noten es gibt, was Pausenwerte sind und Tonleitern, Halbtonschritte und Ganztonschritte. Die Schüler lernen, dass Musikstücke in Takte gegliedert sind, dass Intervalle die Tonabstände der einzelnen Töne zueinander beschreiben und vieles mehr. Natürlich werden auch die italienischen Begriffe wie piano (leise), forte (laut), adagio (ruhig) oder allegro (heiter) gelernt. Sie geben dem Musiker an, wie ein Stück gespielt werden soll. Auch die vielen Zeichen, die auf einem Notenblatt zu finden sind, lernen die Schüler zu lesen.
„In weiterführenden Einheiten geht es dann auch um Musikgeschichte, um Instrumentenkunde oder auch um Gehörbildung", sagt Günther Egold. Dies lässt mich sofort aufhorchen, denn auf die Wichtigkeit des Gehörs bin ich im Laufe meiner Recherchen ö er gestoßen. Ich frage nach, wie das Gehör im Unterricht geschult wird und Günther Egold erklärt: „Ich klopfe zum Beispiel einen Rhythmus vor und die Schüler müssen ihn erkennen und aufschreiben oder einer von mehreren multiple choice Antworten zuordnen. Zur Gehörbildung gehören auch Melodiediktate die am Klavier vorgespielt werden, die Schüler müssen hier fehlende Töne ergänzen. Zum komplexeren Hören gehört es dann, Intervallabstände oder auch Dreiklänge hören und erkennen zu können. Die komplette Gehörbildung ist ein jahrelanger Reifeprozess, die gelernt und aufgebaut werden muss, dazu gehört auch die praktische Erfahrung, die dabei mit Sicherheit hilft."
Mich interessiert, ob es nötig ist, die Theorie zu kennen, wenn man ein Instrument spielt. „Meiner Ansicht nach ist vieles miteinander verzahnt und wer ein Instrument spielt, der sollte wissen, was genau er da tut und warum. Noten zum Beispiel sind wie Buchstaben, die man braucht, um einen Text zu lesen und zu verstehen. So finde ich, dass man ein Stück besser begreift, wenn man die Noten dazu lesen kann. Eigentlich ist es wie beim Führerschein – man braucht Theorie und Praxis", lacht er. Das leuchtet mir ein. Man kann ein Auto vielleicht auch ohne die Theorie fahren, im Sinne von fortbewegen, aber sicher im Straßenverkehr bewegt man sich nur, wenn man auch die Theorie kennt und weiß, was man wann und warum tut. Aber allein mit der Theorie, kann ich noch lange nicht fahren, ich muss mich auch ins Auto setzen. Ähnlich verhält es sich wohl mit der Musik.