Zwölf Jahre ist es mittlerweile her, dass Rita Failer aus Tapfheim ihr kleines Familienunternehmen gründete. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das, was als Hobby begann, zu einem Kleinunternehmen mit sieben Angestellten. Im Frühjahr dieses Jahres folgt nun ein weiterer großer Schritt – die Schmuckmanufaktur Failer zieht nach aufwendigen Umbauarbeiten in den alten Bahnhof der Gemeinde Tapfheim. Unsere Volontärin Jenny Wagner hat sich auf den Weg nach Tapfheim gemacht, um sich einmal selbst die Schmuckmanufaktur anzusehen.
Angefangen hat alles genau hier an unserem Esszimmertisch“, erzählt mir Rita Failer, als ich mich mit ihr bei ihr Zuhause auf eine Tasse Kaffee treffe. Das Unternehmen, das aus einem Familienhobby entstand, gibt es nun mittlerweile seit über zwölf Jahren. Anfangs halfen ihr ein paar Freundinnen, um den vielen Aufträgen gerecht zu werden. Heute beschäftigt sie sieben Mitarbeiterinnen. Auch räumlich hat sich einiges im Hause Failer getan. „Unser Wohnzimmer haben wir in eine Werkstatt umgestaltet“, erklärt Rita Failer. Sogar eine Umkleidekabine befindet sich im Verkaufsraum, um Schmuckstücke für besondere Anlässe, z. B. Hochzeiten, direkt passend zum Outfit anprobieren zu können.
Mittlerweile beschäftigt Rita Failer (4. von links) sieben Mitarbeiterinnen .
Bild: Failer
Zu Beginn kam der schnelle Erfolg der Schmuckmanufaktur für die Familie sehr überraschend. „Viele Leute brachten ihren Schmuck zur Reparatur bei uns vorbei oder wollten selbst gern einmal in einem Kurs
ihren eigenen Schmuck herstellen“, so die Inhaberin. Vor sieben Jahren gründete dann Familie Failer ihren Online-Shop. Dort kann man handgefertigten Schmuck, aber auch einzelne Perlen und Zubehör für die Herstellung von eigenen Schmuckstücken bestellen. „Da die Werkstatt aus allen Nähten platzte, haben wir vor circa sechs Jahren unser Haus mit einem Anbau erweitert“, lacht Rita Failer. Aus dem ehemaligen Wohnzimmer der Familie wurde der Verkaufsraum, der Anbau dient seitdem als Kreativwerkstatt. Mittlerweile gibt Rita Failer zwei bis drei Kurse pro Woche, bei denen die Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Materialien außergewöhnliche Unikate herstellen.
Liebe auf den ersten Blick
„Für mich war die Welt völlig in Ordnung, ich habe nicht daran gedacht, noch einmal etwas zu ändern“, erklärt mir Rita Failer, als wir auf den alten Bahnhof in Tapfheim zu sprechen kommen. „Aus einer
Sektlaune heraus bin ich mit Freunden auf die Idee mit dem Bahnhof gekommen“, schmunzelt sie. Tapfheims Bürgermeister Karl Malz zeigte ihr in den nächsten Tagen die leerstehenden Räumlichkeiten. „Ich habe mich sofort in das Gebäude verliebt!“, lacht Rita Failer. Zwischen der ersten Besichtigung und dem Erwerb des alten Bahnhofes vergingen dann aber doch noch gut eineinhalb Jahre.
Benannt nach ihrem verstorbenen Vater: Das "Cafe Bruno" .
Bild: Failer
Den Bahnhof, der im Jahre 1874 erbaut wurde, erwarb die Gemeinde Tapfheim vor rund sieben Jahren von der Deutschen Bahn. Genutzt wurde der Bahnhof aber schon seit vielen Jahren nicht mehr. Für die Nutzung standen viele Alternativen, wie z. B. ein Bürgerhaus oder ein Seniorentreff zur Wahl, realisiert wurde aber keines der Projekte, sodass Familie Failer zum Jahresbeginn 2017 den denkmalgeschützten und stark renovierungsbedürftigen Bahnhof erwerben konnte.
Seitdem renoviert und restauriert die Familie in liebevoller Eigenarbeit zusammen mit örtlichen Firmen das historische Objekt, um im Frühjahr 2018 ihre Schmuckwerkstatt und ein kleines Café dort neu zu eröffnen. Großen Wert bei der Renovierung legt die Familie auf die Wiederverwendung der ursprünglichen Materialien. So wurden zum Beispiel Teile der alten Holzdielen aufgearbeitet und wieder eingebaut. Besonders viel Herzblut investierte die komplette Familie in die Restauration der Fenster, die in kompletter Eigenarbeit abgeschliffen, verspachtelt und neu gestrichen wurden.
Die ganze Familie arbeitet mit: Die Töchter Johanna, Veronika und Theresa bei der Restaurierung der Fensterläden .
Bild: Failer
Auch die Außenfassade wurde saniert und hat ihre Originalfarbe, nämlich ein markantes Orange, wieder erhalten. Im Erdgeschoss des alten Bahnhofs, das barrierefrei gestaltet wurde, finden Kunden ab dem Frühjahr eine offene Schmuckwerkstatt und das „Cafe Bruno“, das im Sommer auch einige Plätze im Außenbereich bieten wird. Außergewöhnlich schön ist vor allem der Gewölbekeller, der in Zukunft sicherlich mit seinem Charme die Gäste verzaubern wird. Bewusst hat sich die Familie dafür entschieden, das Café nicht an eine externe Person zu verpachten, sondern in Eigenregie zusammen mit einem Koch und einer Geschäftsführerin zu betreiben. Und auch der Name hat natürlich eine spezielle Bedeutung für die Familie, denn benannt wird das Café nach Rita Failers verstorbenem Vater Bruno.
Besonderen Wert legt Familie Failer im Café auf die Verwendung von regionalen Produkten und einer sehr guten Qualität der Speisen und Getränke. „Wir möchten eine ehrliche Küche mit heimischen Produkten anbieten“, erklärt mir Rita Failer. „Unseren Kaffee erhalten wir von der Murnauer Kaffeerösterei“, so die Inhaberin. Nicht nur in der neugestalteten Kreativwerkstatt im alten Bahnhof sollen dann wieder regelmäßig Schmuck-Kurse stattfinden, sondern auch für das „Cafe Bruno“ sind schon Veranstaltungen in Planung. „Es kann dort alles passieren“, erklärt mir Rita Failer und betont, dass sie offen gegenüber alldem sei, was kommen mag. „Es wird sich vieles im Laufe der Zeit ergeben“, so Failer.