Hallo Double, schön, dass du dir heute Zeit für unser Regionalgespräch genommen hast. Beginnen wir mit einigen kurzen, knackigen Fragen.
Frühaufsteher oder Nachteule?
Nachteule, ist ja klar.
Lieber Bier oder Wein?
Lieber ohne Alkohol, am Abend lieber Bier.
Bist du eher auf Facebook oder auf Instagram unterwegs?
Ich bin auf Facebook, Instagram macht meine Frau.
Film oder Buch?
Live-Club!
Schlagzeug oder Gitarre?
Ich bin Drummer, also Schlagzeug. Das hat die schönsten Rundungen ...
Du bist in Donauwörth und darüber hinaus als „Double“ bekannt. Woher stammt eigentlich dieser Spitzname?
Ich bin Jahrgang ’64. Als ich geboren wurde, gab es total viele Michaels. Ich selbst habe fünf Freunde, die auch so heißen. Irgendwann wurde aus dem Anfangsbuchstaben meines Nachnamens dann das englische Double U, und später dann nur noch Double.
„Music Was My First Love!“ Trifft das auch auf dich zu?
Meine erste Liebe ist meine Familie, aber dann kommt die Musik.
Warst du schon als Kind ein Rock’n’Roller?
Als ich 16 Jahre alt war habe ich begonnen Schlagzeug zu spielen. Und mit 21 habe ich jeden Tag fünf Stunden geübt.
Hattest du damals klassischen Instrumentenunterricht?
Ja, ich machte eine Ausbildung an der Drummer’s Focus Schlagzeugschule in München.
„Junge, was soll nur aus dir werden“, heißt es in einem Song der Ärzte. Haben deine Eltern so etwas auch mal gesagt?
Nein, von meinen Eltern kenne ich so etwas nicht. Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Sie sind die coolsten Eltern der Welt!
War dir als Jugendlicher schon klar, dass du beruflich in der Musikbranche arbeiten willst oder kam das erst später?
Was ich jetzt mache, ist meine 25. Arbeitsstelle. Ich bin gelernter Maschinenschlosser, war Kunstschmied, hauptamtlicher Jugendvertreter, habe Schulungen gegeben, war im Außendienst, habe Werkzeuge verkauft und dann habe ich bei einer Firma gearbeitet, bei der ich Schlagzeuge verkauft habe. Das alles wollte ich auch immer machen und das waren dann auch zur damaligen Zeit meine „Traumjobs“. Über Freunde in Augsburg kam ich dann dazu, dass ich Bands auf Tour begleitet habe und wir zusammen selbst Veranstaltungen organisierten.
Als Roadie warst du dann mit auf Tour von namhaften Bands. Welche waren das zum Beispiel?
Das war so Anfang der 90er-Jahre, da war ich zum Beispiel bei Mothers Finest, Hans Söllner, Tommy Lee (Mötley Crüe) oder Peter Maffay als Schlagzeugtechniker auf den Touren dabei.
Als Organisator hast du einmal Motörhead nach Donauwörth in die Schwabenhalle geholt - das war bestimmt unvergesslich was da passiert ist. Würdest du die Geschichte für unsere Leser nochmal erzählen?
Das war ’87, zusammen mit zehn Kumpels aus Augsburg haben wir das Konzert in der Schwabenhalle in Donauwörth organisiert. Weil ich der einzige Donauwörther war, habe ich mich um die Backstage-Betreuung gekümmert. Die Band kam mit ihrem Tourbus an, und die Jungs hatten drei Müllsäcke voller Klamotten dabei. Sie wollten wissen, wo es hier einen Waschsalon gab. Natürlich hat es so etwas damals in Donauwörth nicht gegeben. Ich habe dann die Müllsäcke genommen, und sie hoch in die Parkstadt zu meiner Mama gefahren, die hat die Wäsche von den Motörhead-Jungs dann gewaschen. So drei oder vier Stunden später komme ich dann wieder zurück, um die Klamotten zu holen. Ich geh also ins Haus, und sehe meine Mutter im Keller, in ihrem Nähzimmer ... Meine Mutter ist Schneiderin. Sie saß also da an der Nähmaschine und hat auf eine schwarze zerrissene Jeans zwei schöne große Lederfleckerl genäht. „Des passt scho’ so“, hat sie gesagt.
Und so bin ich dann wieder zu den Jungs von der Band gefahren. Mit Wäschekörben voller gewaschener und gebügelter Socken, Unterhosen und Shirts – obenauf lag die genähte Jeans. So vor der Band zu stehen, war mir aber gar nicht peinlich – was meine Eltern tun, ist mir nie peinlich! Die Jungs haben sich wahnsinnig gefreut. Einer sagte, so etwas hätte noch nie jemand für ihn getan.
Und dann war da noch was: Der Schlagzeuger hatte sich einige Tage zuvor an seinem Finger verletzt und es musste genäht werden. Als er in Donauwörth war, ging ich zusammen mit ihm ins Krankenhaus, um die Naht abchecken zu lassen. Im Krankenhaus wurden wir angeschaut wie Ufos ... Weil er seinen Finger nicht richtig bewegen konnte, hat er sich für den Auftritt die Drumsticks mit Klebeband an seine Hand geklebt. Er hat so wild gespielt, dass natürlich alles aufgerissen ist. Die Wunde hat so heftig geblutet, dass ich nach dem Konzert das ganze Schlagzeug mit Putzeimern voll Wasser sauber machen musste.
Wann hast du den Musikladen in Donauwörth eröffnet?
Ich war zuvor bei einer Schlagzeugfirma beschäftigt und dann in einem Musikladen in Donauwörth. Als dieser geschlossen wurde habe ich selbst ein Musikgeschäft eröffnet.
2014 hast du im Kellerdeines Ladens DoublesStarclub eröffnet. Lass uns ein wenig über den Club und dasDonauwörther Nightlifesprechen. Wie kam es dazu, dass du jetzt auch Clubbesitzer bist?
Der Laden war erst im Ried, dann in der Kapellstraße und jetzt in der Kronengasse. Doch der Onlinehandel hat den Einzelhandel überrannt. Ich hatte ja Kontakt zu vielen Musikern, am Anfang waren es wenige Auftritte und dann wurden es immer mehr. Wenn ich Dinge mache, dann gebe ich Vollgas.
Euer Live Club ist so eine Mischung aus Disco, Bar und gemütlichem Wohnzimmer. Das Billiard-Zimmer ist komplett im Leo-Look tapeziert. Überall gibt es etwas zu entdecken und es stehen tolle alte Möbel herum. Auf jeden Fall ist der Club etwas Besonderes. Auf was legt ihr am meisten Wert?
Meine Frau ist gelernte Dekorateurin und hat einfach ein Händchen für Installationen. Sie weiß wie man etwas in Szene setzt. So wie es hier aussieht, so leben wir auch. Manchmal wandern die Möbel aus der Wohnung runter in den Club oder die Deko von hier wieder hoch in die Wohnung. Wir sind beide bunte Vögel. Aber das zentrale Ding ist hier einfach die Musik. Menschen aus unterschiedlichen Ländern und unterschiedlichste Persönlichkeiten kommen deswegen hier in den Club nach Donauwörth. Denn Musik ist die Sprache, die jeder versteht.
Was war für dich persönlich der beste Auftritt oder die coolste Party im Starclub?
Das war Pete York mit Christoph Steinbach und Stephan Holstein. Das war weltoberklasse. Upperclass der Musik und abartig herzliche Menschen.
Welche bekannten Bands waren sonst schon hier?
Die Band Ohrenfeind, Nick Woodland, Dave Lombardo, der ehemalige Schlagzeuger von Slayer, Richie Sambora, der Gitarrist von Bon Jovi, der Kabarettist Helmut Binser, Carl Verheyen, Gitarrist von Supertramp und Cliff Hugo, der Bassist von Ray Charles, und, und, und. Das tolle: Die Musiker wollen alle immer wieder kommen.
Was ist das für ein Publikum, das bei dir im Club zu Gast ist?
Das Durchschnittsalter ist so 50. Es sind musikbegeisterte Menschen, Menschen, die die Musik lieben.
Was läuft da so für Musik im Starclub?
Wir haben Blues, Funk, Rock, Soul, aber auch Comedy und Kabarett.
Und wenn sich die Gäste mal Helene Fischer wünschen?
Wenn keine Live-Auftritte sind, wird Musik aufgelegt. Ich sag’s mal so, es gibt Lieder, die spiele ich gar nicht. Meat Loaf „I´d Do Anything For Love“ zum Beispiel. Das hasse ich. Und dann gibt’s Songs die kosten 100 Euro. Bei Helene Fischer müssten schon zehn Frauen in Hotpants eine Choreo tanzen, dass ich das spiele. (lacht)
Welcher Künstler hatte Starallüren?
Wir hatten hier noch niemals einen Künstler, der sich wie ein Vollpfosten benommen hat. Aber das kommt auch daher, weil sie hier bei uns eine Rundumversorgung bekommen. Wenn jemand angibt er möchte gern ein rotes Gummibärchen und 27 grüne, dann legen wir die in den Backstagebereich. Wir kochen auch selbst für die Künstler und kümmern uns um alles. Wir kommen jedem herzlich entgegen – und das bekommen wir auch zurück.
Von wem warst du überrascht, weil Du sie oder ihn ganz anders eingeschätzt hättest?
Wer mir in Erinnerung geblieben ist Brian Tichy, der Drummer von Whitesnake. Wir telefonieren heute noch miteinander. Er ruft immer an, wenn er in Deutschland ist.
Und was, wenn die Gäste mal über die Stränge schlagen?
Dann gibt’s a Schelln! 99,9 Prozent meiner Gäste sind super. Aber es gibt immer mal einen, der übertreibt. Der wird dann mit einem Tritt in den Hintern vor die Tür befördert, ganz einfach. (lacht)
Welchen Drink sollte man bestellen, wenn man in den Starclub kommt?
Den Mexikaner, ein scharfer, selbstzubereiteter Schnaps. Das ist unser Kultgetränk.
Was steht in nächster Zeit im Starclub an? Was sind die Highlights 2020?
Ohrenfeindt am 6. März, Rainer von Vielen am 14. März, Günter Grünwald am 4. April, Marc Amacher am 2. Mai, Helmut A. Binser am 7. Mai, und auch später im Jahr kommen noch mega Acts.
Auch bei vielen Veranstaltungen in Donauwörth bist du kaum wegzudenken. Meistens sieht man dich mit Kabeln, am Mischpult oder an der Musikbox. Was machst du da genau?
Ich habe einen PA Verleih, wir verleihen Beschallungsanlagen, bedienen sie, mischen ab. Das macht mir wahnsinnigen Spaß, es ist ein cooler Job.
Doubles Starclub ist auch immer mal wieder Location bei den Donauwörther Kulturtagen oder anderen Veranstaltungsformaten. Was hat Donauwörth als Kulturstandort zu bieten?
Kulturell gibt es in Donauwörth wahnsinnig viel, man muss nur das Brett vor dem Kopf wegnehmen und seinen Horizont erweitern. Ich war zum Beispiel mal bei den Kulturtagen bei einem Konzert von einem Pianisten und einem Geiger, die haben zwischendurch immer wieder Passagen von Iron Maiden und Metallica einfließen lassen. An diese Veranstaltung erinnere ich mich echt gerne. Mach dich auf, und geh einfach hin, anstatt immer erst alles schlecht zu reden. Donauwörth ist kein Dorf ohne Nachtleben, sondern ein Dorf ohne Nachtschwärmer!
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus, wenn man Familie, Verkauf, Dienstleistung und Nightlife unter einen Hut bringen will?
Ganz einfach, das ist Rock’n’Roll! Ich bin immer in Bewegung. Klar würde ich abends auch mal gerne einfach nur zuhause sein – aber dann? Dann sitze ich auf dem Sofa und sehe fern. Das langweilt mich. Ich lebe nur einmal und das eine Leben möchte ich nicht vor dem Fernseher verbringen.
Den Musikladen hast du mittlerweile stark reduziert und dafür den Club vergrößert. Läuft der Club so gut – oder der Laden eher schlecht?
Früher habe ich vom Musikladen gelebt, heute lebe ich vom Live- Club, vom PA-Verleih und von der Werkstatt.
Ein Musikgeschäft ist ja ein Fachhandel, wo man Beratung bekommt, auf die man im Internet lange warten kann. Macht dir der Online-Handel also trotzdem zu schaffen?
Ja, weil die Leute alles bestellen und es dann wieder zurücksenden können. Auch bei Instrumenten wird das so gemacht. Aber das ist eben der Zeitgeist, und die Städte bluten aus.
So geht es ja vielen Geschäftsleuten in Donauwörth. Was müsste sich ändern, dass Donauwörth wieder eine attraktive Innenstadt hat?
Die Leute müssen sich ändern: macht die Städte verkehrsberuhigt, dass man bummeln kann und kreativ wird. Macht eure Städte schön! Vielfalt, Kreativität braucht es in den Städten – und nicht alles immer mit einem blöden Spruch abschmettern.
Was ist dein Lieblingsort in Donauwörth?
Klar ist mein Club mein Lieblingsort – ich liebe meinen Club. Aber ich bin auch gern unterwegs, im Heilig-Kreuz-Garten, in der Innenstadt oder am Schießplatz in der
Parkstadt. Es gibt so wahnsinnig schöne Plätze bei uns. Warum kommen so viele Touristen nach Donauwörth? Bei uns ist es eben saugeil!
Hast du einen Lieblingskünstler?
Dr. John! Und ich freue mich auch auf Marc Amacher, der zu mir in den Club kommt. Da bagg’re ich jetzt schon über ein Jahr rum, dass das klappt. Er ist für mich einer der besten Blues-Rock-Musiker im europäischen Raum.
Und ein Lieblingslied?
Dr. John – R U 4 Real.
Hast du ein Lebensmotto?
Rock’n’Roll
Kommen wir zum Self-Rating Test. Schätze bitte deine Fähigkeiten von null Punkten – völlig unbegabt – bis zu zehn Punkten – maximale Begabung – ein:
Gastgeber?
Meine Frau ist die bessere Gastgeberin. Ich würde mal 8 sagen.
Organisationstalent?
9 – 10 Punkte.
Familienmensch?
9 – 10, ich bin voll der Familienmensch.
Geschäftsmann?
Oh Gott ...
Vielen Dank, für das interessante, lockere und lustige Gespräch!