Logistik statt Lehrsaal
Die Donauwörtherin Franziska Baur ist 23 Jahre alt und studiert eigentlich Jura in Erlangen. Als die Corona-Krise Deutschland und auch den Landkreis erreicht hat, war Franziska gerade mitten in den Semesterferien und dabei eine Hausarbeit zu schreiben. Dass das schon bald schwierig werden würde, ahnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht: „Ich hatte die Lage schon ernst genommen, aber nicht für uns direkt. Ich hatte mir auch nicht vorgestellt, dass sich das so auf unser Leben auswirken wird. Plötzlich hat man gemerkt, dass es doch nicht so weit weg ist und es uns genauso trifft, wie die anderen Länder“, beschreibt Franziska die Situation. Dass sich diese Situation dann so lange hinzieht und vor allem weitreichende Maßnahmen von der Regierung getroffen werden, hätte die 23-Jährige zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht. Online und digital, das sind die Schlagwörter der Stunde. Auch an Universitäten finden Veranstaltungen seit dem 20. April via Internet statt. So auch an Franziskas Universität. „Am ersten Tag ist dabei direkt das System zusammengebrochen, weil alle gleichzeitig darauf zugreifen wollten“, erzählt Franziska. Wie es mit den Klausuren laufen wird, die in den nächsten Wochen stattfinden sollen, weiß die Studentin noch nicht. Dennoch empfindet die junge Frau die Situation mit ihrem Studium derzeit nicht als so belastend: „Bei meinem Studium bin ich da relativ gelassen. Ich bin mir sicher, dass die Unis ein großes Interesse daran haben, dass die Studenten das Studium weiterführen können. Beim Studium ist es so, dass das Sommersemester 2020 auch gar nicht im Studienverlauf gewertet wird, es sich auch nicht auf BAföG auswirkt und den Studenten so auch keine Nachteile entstehen. Mehr Sorgen mache ich mir um die kleinen Unternehmen oder Betriebe vor Ort, die nicht produzieren oder verkaufen können und dadurch in einer akuteren Lage sind als wir Studenten.“
Einen Beitrag leisten
Als Studentin könnte Franziska Baur ihre freie Zeit auch zu Hause verbringen. Doch die 23-Jährige will einen Beitrag leisten und ist deshalb während der Pandemie für das Technische Hilfswerk im Einsatz. Zum THW kam sie eher zufällig: „Ich war mit 15 in einer Phase, in der ich ein neues Hobby gesucht habe, bei dem ich aktiver sein und mit anpacken kann. Meine Eltern haben dann über Bekannte erfahren, dass das THW auch eine Jugendgruppe hat. Die habe ich mir angeschaut und bin seitdem begeistert dabeigeblieben“, erklärt die Jura-Studentin. Mit 18 hat Franziska dann die Grundausbildung gemacht und gehört seitdem der Fachgruppe Räumen an. „In der Fachgruppe sind wir mit einem großen Radlader und einen Kipper-Lkw ausgerüstet. Eine Logistikgruppe haben wir in Donauwörth eigentlich nicht, aber trotzdem konnte ich Logistik-Lehrgänge für den Einsatz im Ausland besuchen. Deshalb habe ich nun diese Befähigung“, erklärt die 23-Jährige. Auch einen Lkw-Führerschein hat die Jura-Studentin und ist deshalb für die Logistik-Aufgaben, die das THW Donauwörth seit Mitte März übernimmt, bestens geeignet. Für ihre Einsätze ist Franziska die ganze Zeit über in Bereitschaft. Wird sie dann über ihr Handy alarmiert, geht es auch direkt los.
„Das THW hat zentrale Logistikstützpunkte eingerichtet. Dort wird das angelieferte Material auf Paletten umverteilt. Dann geht es an die Weiterverteilung, dabei kommen dann auch wir vom THW Donauwörth ins Spiel. Wir holen das Material an einem vorher abgestimmten Übergabeort ab und transportieren es zu uns in den Landkreis. Im Landkreis übernimmt das Landratsamt die Weiterverteilung“, erklärt Franziska Baur den Ablauf. Um eine mögliche Ansteckung macht sich die junge Frau wenig Sorgen. „Ich gehöre zu keiner Risikogruppe. Außerdem war einer der Gründe, als ich zum THW gegangen bin, dass ich etwas Sinnvolles tun möchte. Für mich war es deswegen keine Frage auch während einer Pandemie zu helfen. Dafür ist das THW ja schließlich da. Mir persönlich gibt es viel, dass ich in einer schwierigen Zeit etwas tun und helfen kann. Meine Eltern finden es gut, dass ich meine Fähigkeiten einsetze, um etwas Gutes zu tun, und unterstützen mich dabei. Meine Familie hat sogar das Mittagsessen an meine Einsatzzeiten angepasst“, so Franziska schmunzelnd. Die von der Regierung getroffenen Maßnahmen kann die junge Frau nachvollziehen. „Klar ist das eine Einschränkung. Aber man sieht ja an den Ergebnissen, dass das sinnvoll ist. Wir schützen damit die, die sonst einen schwereren Verlauf hätten. Und ich finde da sollte man als Gesellschaft auch solidarisch sein. In meinem Alltag hat sich schon viel geändert seit Anfang März. Da saß ich noch in der Unibib und habe meine Hausarbeit geschrieben. Jetzt bin ich viel daheim oder eben im Einsatz. Aber von meinem Gefühl hat sich in der Zeit nicht viel geändert. Ich nehme die ganze Lage immer noch als ernst und bedrohlich war, aber sich davon komplett einschüchtern zu lassen, würde auch nicht helfen“, beschreibt die 23-Jährige wie es ihr mit der Situation geht.
Trotzdem kann sie der Situation auch noch etwas Positives abgewinnen:
„Ich bin ein sehr optimistischer Mensch und hoffe, dass man daraus eine Chance machen kann. Ich habe einige Prognosen von Experten zu den Themen Umwelt und Wirtschaft gelesen und deshalb glaube ich, dass es wirtschaftlich noch eine Herausforderung wird, wenn die akute Phase vorbei ist. Aber ich hoffe, dass wir im menschlichen Bereich viel Positives aus dieser Zeit mitnehmen können. Gerade mit der Solidarität für Mitmenschen und dem Besinnen auf sich selbst.“