Leere Flure und Klassenzimmer. Ein fast schon normales Bild in Zeiten von Corona. So auch an der PWS in Donauwörth. Dennoch steht das Schulleben hier nicht still, sondern findet auf der digitalen Ebene statt. „Trotz Pandemie können wir den Schüler*innen hier täglich sechs bis acht Stunden Unterricht mit verbindlicher Teilnahme bieten“, erklärt Carsten Limmer, Geschäftsführer der Schule.
Das Thema Digitalisierung wurde in der ehemaligen Handelsschule schon früh angegangen. „Wir waren in puncto Digitalisierung immer vorne mit dabei. Als andere Schulen noch mechanische Schreibmaschinen hatten, hatten wir bereits Elektrische. In den 90er Jahren gab es bei uns bereits mehrere PC-Säle“, so Limmer. 2005 wurden sämtliche Klassenzimmer mit Laptops und schnellem Internet ausgestattet. Seit 2015 stehen für alle Schüler*innen mobile Endgeräte und eine internetbasierte Lernplattform zur Verfügung. Auch Dokumentenkameras und Beamer gehören zur Ausstattung jedes Klassenzimmers. Eingesetzt werden die Geräte jedoch nur dann, wenn es pädagogisch sinnvoll ist, erläutert die Schulleiterin Gabriele Braun. Eine Digitalisierung „auf Teufel komm raus“ sei nämlich nicht der richtige Weg, sind sich Schulleiterin und Geschäftsführer einig. Deshalb gibt es an der PWS in jedem Klassenzimmer noch immer eine grüne Tafel. „Manchmal ist es besser ein Thema an der Tafel zu entwickeln. Auch Bücher sind nach wie vor wichtig und gehören zum Schulalltag“, so die Direktorin.
An der PWS werden Schüler*innen ab der 6. Jahrgangsstufe unterrichtet. „Mit ihnen werden nach und nach digitale Kompetenzen aufgebaut“, erklärt Braun. Dazu gehöre zum Beispiel auch das Wissen, wie ein Posteingang übersichtlich geordnet werden kann, so die Schulleiterin. Damit das funktioniert, muss die ganze Schulfamilie beim Thema Digitalisierung mitziehen. „An der PWS wird das Thema einfach ständig gelebt und zieht so in den Geist aller ein“, so Limmer. Gabriele Braun sieht die digitalen Möglichkeiten als Bereicherung für ihre Schülerschaft: „Auch zum Beispiel Recherche muss erstmal erlernt werden. Das sind zusätzliche Kompetenzen, die die Schüler*innen so erlangen.“ Limmer geht noch weiter und sieht die EDV schon fast als vierte Kulturtechnik, neben Lesen, Schreiben und Rechnen.
Pro Woche 30 Stunden Unterricht als Videokonferenz
An der PWS konnten die Schüler*innen auch während des Distanzunterrichts ihre Tagessstruktur beibehalten. Um acht Uhr beginnt der Unterricht und dann wird wie beim Präsenzunterricht stündlich das Fach gewechselt – während des Homeschoolings eben virtuell. Zu Beginn jeder Stunde gibt es eine digitale Anwesenheitskontrolle durch eine Wortmeldung. Dann kann der Unterricht beginnen. Per Knopfdruck senden die Lehrkräfte den Schüler*innen Aufgaben oder Lösungen und vermitteln so den Lernstoff. „Natürlich bleibt da trotzdem etwas auf der Strecke. Ich kann mit den Schüler*innen nicht so interagieren wie im Klassenzimmer. Es fehlt zum Beispiel das Zwischenmenschliche und die Mimik, an der ich oft erkenne, wenn jemand etwas noch nicht verstanden hat“, so Braun. „Klar gibt es an mancher Stelle Verluste durch den Online-Unterricht. Aber bei manchen Punkten kann man auch davon profitieren“, meint Carsten Limmer. Trotz wochenlangem Distanzunterricht ist die Schulleiterin in Sachen Abschluss positiv gestimmt: „Ich bin guter Dinge. Unsere Abschlussschüler*innen werden wieder gut abschneiden. Das hat bereits im letzten Jahr gut funktioniert.“
Das praxisbezogene Lernen geht weiter
In Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen gibt es an den bayerischen Wirtschaftsschulen Übungsunternehmen, durch die die Schüler*innen zusätzliche Kompetenzen für den Einstieg ins Berufsleben erwerben. Dazu wird im virtuellen Raum ein Großhandelsbetrieb simuliert. Dafür kooperiert die PWS mit Dehner, der Erwin Müller Group und Hama. Dieses praktische Fach wird auch im Distanzunterricht fortgesetzt. Dafür ist der stellvertretende Schulleiter Stephan Schmitz zuständig. Er vermittelt den Jugendlichen die praktischen Fähigkeiten, die später auch im Berufsleben gefragt sind. Und so sitzen die unterschiedlichen Abteilungen, wie Einkauf oder Rechnungswesen, im Moment vor ihren Rechnern zu Hause und halten die Übungsunternehmen trotz aller Widrigkeiten am Laufen. „Eigentlich lebt das Fach davon, dass die Schüler*innen vor Ort miteinander Lösungen erarbeiten und Strategien besprechen. Da das im Moment nicht möglich ist, muss es eben so gehen“, so Schmitz.
Schaut man sich das Thema Unterricht in Zeiten von Corona an, fällt auf, dass die PWS im Vergleich zu manch anderer Schule besser vorbereitet war. „Wir wurden durch Corona dazu gezwungen, das Rad in Sachen Digitalisierung an der Schule kurzfristig weiterzudrehen. Aber wir hatten bereits eine sehr gute Grundlage und können das deshalb auf einem guten Niveau machen“, so Carsten Limmer.