Dass sie ihr Projekt drei Jahre nach dieser schicksalshaften Vatertagsfeier wirklich umsetzen würden, hätten die Erlingshofener Kapellenbauer damals selbst nicht gedacht. Ihre gute Kameradschaft hatten sich die dreizehn Freunde durch langjähriges gemeinsames Fußballspielen im Verein und später in ihrer eigenen Radsportgruppe „RSG9“ aufgebaut und erhalten.
Für sie war der Aussichtsplatz am „Fuchsbau“, einer Anhöhe am Rand des Fronholzes nördlich des Dorfes, immer schon Schauplatz ihrer Vatertagsfeiern. Bei der Feier 1989 sagte schließlich einer: „Wäre das schön, wenn hier oben eine Kapelle stehen würde.“ Spontan machte ein Schuldschein die Runde, 15.000 Mark kamen noch am gleichen Abend zusammen. Dann geschah drei Jahre lang nichts – bis der Schuldschein wieder zum Vorschein kam.
Keiner machte einen Rückzieher
Verwundert waren die Freunde schon, als einer von ihnen den Schuldschein drei Jahre später wieder hervorzauberte, aber alle standen zu ihrem Wort. Nachdem Bürgermeister Alfred Stöckl mit dem Bau einverstanden war (der Grund gehört der Gemeinde), verschiedene Kapellen im Umkreis besichtigt wurden und man sich mit dem katholischen Gemeindepfarrer Konrad Merz abgesprochen hatte, machten sich die Kapellenbauer am 3. Juni 1992 ans Werk. „Mit 15.000 Mark kann man schon etwas anfangen, wenn man alles selber macht“, erzählt Alois Zwatschek, damals einer der dreizehn Erbauer und heute 1. Vorsitzender des Förderkreises der Waldkapelle. Ein glücklicher Umstand war es, dass die dreizehn Freunde beruflich in fast allen Gewerken des Bauhandwerks tätig waren, und einige gesellige Helfer*innen kamen noch hinzu.
Immer samstags und auch nach Feierabend herrschte rege Betriebsamkeit auf der Baustelle, denn keiner nahm es als lästig wahr, sondern als großen Spaß und geselliges Zusammenkommen. Unterstützt wurden die Erbauer auch mit Sach- und Geldspenden. Zweifel am Gelingen des Projekts gab es natürlich im Dorf, doch die Skeptiker*innen wurden eines Besseren belehrt, als im Oktober 1992 erst Hebauf und im Sommer 1994 schließlich die Fertigstellung gefeiert werden konnte. Die Kapellenweihe, vorgenommen von Pfarrer Konrad Merz, fand am 17. Juli 1994 statt.
Schlichte Schönheit inmitten der Natur
Das Bauwerk ist im gotischen Stil gehalten. Im Innenraum gibt es vier Gebetsbänke und einen Altar, gesäumt von Fresken der Patronin Maria Magdalena und des Heiligen Franz von Assisi. Das „Juwel“ der Kapelle ist die Glocke, die aus der geschichtsträchtigen Glockengießerei Perner aus Passau stammt und in welche die Namen der Kapellenbauer eingraviert sind. Die Kapelle ist immer unverschlossen, wird ehrenamtlich sauber gehalten und mit frischen Blumen geschmückt.
Vandalismus oder Diebstahl kamen in den fast dreißig Jahren ihres Bestehens praktisch nicht vor, es gibt bewusst nichts zu stehlen. Benannt ist die Kapelle nach der Tochter eines der dreizehn Erbauer, der sich um das Projekt besonders verdient gemacht hatte. Mittlerweile hat sich die Waldkapelle Maria Magdalena zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. An schönen Tagen kommen Besucher* innen aus nah und fern hierher, für ein bisschen Besinnung und Ruhe und nicht zuletzt die wunderbare Aussicht über das Donautal, das man von Rain am Lech bis Gundremmingen betrachten kann. Bei guter Sicht sind auch die Alpen zu sehen.
Feste gehören immer noch dazu
Zum 10- und 20-jährigen Jubiläum der Waldkapelle organisierten die Erbauer, bzw. der 2009 von ihnen gegründete Förderverein, jeweils große Feste. Beim 20-jährigen Jubiläum 2014 feierten hunderte Menschen mit, allen voran der emeritierte Bischof Walter Mixa, der das Engagement der dreizehn Erbauer würdigte und eine Predigt hielt, die bis heute in Erinnerung geblieben ist.