Zu Beginn unseres Spaziergangs habe ich mich mit Buchdorfs Bürgermeister Walter Grob am Alten Rathaus verabredet. Das Gebäude wirkt auf den ersten Blick recht unscheinbar und gliedert sich im Straßenbild unauffällig neben dem Schützenheim ein. Von hier aus lenkt Walter Grob noch bis September die Geschicke seiner Gemeinde, dann soll endlich der Umzug in das neue Rathaus im Dorfzentrum folgen – aber dazu später mehr. Wie er mir erzählt, habe die Gemeinde das Gebäude 1976 gekauft und zum Rathaus umfunktioniert, zuvor sei es durchaus üblich gewesen, dass die Bürgermeister ihr Amt von zu Hause aus geführt hätten. Sein Vorgänger, Altbürgermeister Georg Vellinger, habe Trauungen sogar im eigenen Wohnzimmer durchgeführt, weil kein passender Raum vorhanden gewesen sei.
Walter Grob ist seit dem 1. Mai 2020 hauptamtlicher Bürgermeister von Buchdorf. Zuvor war er Jahrzehnte lang als Justizvollzugsbeamter tätig – die letzten vierzehn Jahre in der nahegelegen JVA Kaisheim.
„Grümpelturnier“ als überregionaler Magnet
Für unser erstes Ziel steigen wir ins Auto und fahren zur Kapelle am Maienhölzle. Diese liegt nur einige hundert Meter außerhalb Buchdorfs auf halber Strecke nach Baierfeld. An der Kapelle angekommen, erstreckt sich die Gemeinde vor uns in ihrer vollen Länge. „Seit der Anbindung des Industriegebiets sind es etwa vier Kilometer“, meint Grob. Früher sei Buchdorf nicht viel mehr als eine lang gezogene Straße gewesen. Spätestens seit der Erschließung der vielen Neubaugebiete habe man sich aber von einem landwirtschaftlich strukturierten Dorf zu einer modernen Wohn- und Industriegemeinde entwickelt. Über einen Feldweg geht es für uns weiter nach Baierfeld, das rein geographisch einige Meter unterhalb von Buchdorf liegt, weshalb sich von einer Anhöhe ein schöner Blick über das kleine Dorf und seine Kirche bietet. „Mittlerweile hat der Ortsteil nur noch 96 Einwohner“, erzählt mir der Bürgermeister.
Wir verlassen Baierfeld und fahren wieder Richtung Buchdorf – genauer gesagt zum östlichen Ortsausgang. Dort befinden sich das Sportheim und der Fußballplatz des FSV Buchdorf. Überregionale Bekanntheit hat das Gelände in den letzten Jahrzehnten vor allem durch das seit 1979 stattfindende Grümpelturnier erhalten. „Ein tolles Hobby-Fußballturnier, das in der Vergangenheit Fußballbegeisterte – ob Jung oder Alt – aus ganz Deutschland in unsere schöne Gemeinde gelockt hat“, so Bürgermeister Grob.
Unberührte Natur, soweit das Auge reicht
Vom Sportplatz aus sind es nur wenige Meter zu Fuß bis zum Vereinsgelände der Motorradfreunde Buchdorf. Dort steht seit kurzem – wenige Meter vom Ortsschild entfernt – das gespendete Wegkreuz des Vereins. Wir lassen unseren Blick auf die Wiesen, Felder und Wälder der Monheimer Alb schweifen. In der Ferne zeigt mir Walter Grob Daiting, Blossenau und sogar Monheim mit dem Werksgelände der Firma Hama ist zu sehen. Er gerät direkt ins Schwärmen:
Für mich gibt es im Landkreis kaum eine schönere Umgebung als die Region rund um Buchdorf. Wenn ich mich hier umsehe, könnte ich meinen, ich bin in einer Urlaubsregion im Allgäu. So viel unberührtes und grünes Land gibt es nur noch selten.
Wir orientieren uns zurück ins Dorf und das Gemeindeoberhaupt erklärt mir, dass Buchdorf von West nach Ost in die drei Ortabschnitte „Am Asbach“, Ortsmitte und „Am Sand“ unterteilt sei. Der Ortsbrunnen am Mackweiher ist dabei der Mittelpunkt des Ortsteils „Am Sand“. Gebaut wurde er im Zuge der Straßenerneuerung von 1999. „In Anlehnung an die sogenannten ’Sandfüchse‘, die es immer noch in den nahen Wäldern gibt, hat man den Brunnen durch eine Fuchsstatue ergänzt“, erzählt mir Bürgermeister Grob. Wir machen uns anschließend auf in Richtung Neubaugebiet. Von einem Feldweg in der Nähe des Buchdorfer Recyclinghofs hat man einen eindrucksvollen Blick auf die neu erschlossenen Straßen und Grundstücke. Was vor der Jahrtausendwende mit einigen wenigen Häusern im Westen der Gemeinde begann, erstreckt sich mittlerweile bis auf Höhe der Ortsmitte. „Seit 2016 haben wir hier 120 Bauplätze erschlossen und direkt wieder verkauft – auf unserer Warteliste stehen aktuell noch über 130 Anwärter“, erzählt mir Walter Grob und führt weiter aus: „Viele junge Paare kommen nach ihrem Studium oder der Ausbildung zurück und wollen hier sesshaft werden. Dabei spielen auch unser Gewerbegebiet, die gute Infrastruktur sowie Schule und Kindertageseinrichtung eine entscheidende Rolle.“ Die Gemeinde werde deshalb in den kommenden Jahren nicht um die Einführung eines Punktesystems für die Vergabe der Bauplätze herum kommen, so Grob weiter. Auf unserem Weg in die Ortsmitte kommen wir am Rande des Neubaugebiets am sogenannten „Millionenweiher“ vorbei. „Früher wurde der Weiher hauptsächlich vom Fischereiverein genutzt, heute ist er zwar in Privatbesitz, aber nach wie vor ein beliebtes Ziel für Sonntagsspaziergänge“, weiß Walter Grob, „besonders weil sich direkt in Steinwurfnähe die einzig verbliebene Buchdorfer Gastwirtschaft, das ‚Café Eisenwinter‘, befindet.“
„Neue Ortsmitte“ – ein prestigeträchtiges Zukunftsprojekt
Als wir die neue Ortsmitte von Buchdorf erreichen, bekomme ich einen Eindruck, wovon Walter Grob während unseres Spaziergangs bislang so oft beiläufig gesprochen hat. Neben der Pfarrkirche St. Ulrich, die aus dem Jahr 1736 stammt, befindet sich hier die Grundschule Buchdorf mit ihrem modernen Anbau. Das Gebäude steht rein optisch im starken Kontrast zum restlichen Schulhaus, das von außen doch mehr einem Schloss als einer Schule ähnelt. In dem über 100 Jahre alten Schulhaus gehen aktuell 80 Kinder in vier Klassen zur Schule. Wenige Meter weiter befindet sich der Kinderhort,
der erst 2019 seine Eröffnung feierte, und der Kindergarten, der 2013 komplett saniert und modernisiert wurde. Zwischen der Kindertageseinrichtung und der Kirche steht auf halbem Weg das Feuerwehrhaus – einer der wichtigsten Treffpunkte des Buchdorfer Vereinslebens. In den nächsten Jahren soll auch dieses Gebäude ausgebaut werden. „Mehr Bürger bedeuten auch mehr Aufgaben und Einsätze für unsere Feuerwehr“, weiß Grob mit am besten – er war bis vor kurzem noch 1. Vorsitzender der FFW Buchdorf. Dann zeigt das Gemeindeoberhaupt stolz auf die andere Seite der Hauptstraße:
Unsere Ortsmitte zeigt, wie sehr sich Buchdorf in den vergangenen Jahren entwickelt hat und wieviel Potential auch in den kommenden Jahren in der Gemeinde steckt.
Dort wird aktuell das neue Rathaus fertiggestellt, im September 2021 soll endlich der langersehnte Umzug folgen. „Die Pandemie hat auch den Baufortschritt um einiges verlangsamt, umso mehr freuen wir uns jetzt auf das neue Gebäude. Unser Rathaus ist nur ein erster Schritt in der Umgestaltung der neuen Dorfmitte.“ Zukünftig soll das Rathaus nämlich noch um ein Verwaltungsgebäude, ein Bürgerhaus, einen Brunnen und viel Begrünung ergänzt werden. „Die Baupläne für unser Vorhaben liegen bereits vor und die veranschlagten Aufwendungen sind schon genehmigt. Ich bin froh, dass ich als Bürgermeister solch wegweisende Projekte mitgestalten und vielleicht sogar zu Ende bringen kann“, erzählt mir Walter Grob, als wir uns auf den Weg zum Brunnen an der Sparkasse machen. Der Brunnen befindet sich nur wenige Meter vom neuen Rathaus entfernt und wurde 2001 anlässlich des Jubiläums 900 Jahre Buchdorf errichtet. 900 Jahre Geschichte, die auch in Buchdorf von schweren Zeiten geprägt waren, erklärt mir Walter Grob mit einem kleinen Rückblick auf die dunkelste Stunde des Ortes: „Am 11. Juni 1504, dem Sankt Barnabas-Tag, wurde Buchdorf fast komplett zerstört. Grund dafür war die Ermordung eines kaiserlichen Boten. Als Reaktion auf diese Tat, ließ Maximilian I., späterer römisch-deutscher Kaiser, fast das komplette Dorf von Soldaten aus Kaisheim niederbrennen.“ Bis heute habe man deshalb eine kleine persönliche Fehde mit der Gemeinde Kaisheim, fügt der Bürgermeister mit einem Augenzwinkern hinzu.
Zurück am alten Rathaus verabschiede ich mich von Walter Grob und bedanke mich für die vielen wunderbaren Eindrücke. Buchdorf mit seinem Ortsteil Baierfeld ist auf alle Fälle einen weiteren Besuch wert.