Stefan Kaiser, Geschäftsführer der Landkäserei Reißler, wusste schon früh was er einmal beruflich werden möchte. Da seine Eltern selbstständige Landwirte sind, hatte sich schon in jungen Jahren der Gedanke der Eigenständigkeit bei ihm verfestigt. Als 15-Jährigernverkaufte er bereits Käse auf dem Wochenmarkt. Nur vier Jahre später begann er in einer kleinen Abstellkammer, die er zu einer Käserei umfunktioniert hatte, eigenen Käse herzustellen. Schon damals legte der Nordendorfer Wert auf Regionalität und kaufte die Rohmilch beim Bauern von nebenan. Wenig später begann Stefan Kaiser bei der Molkerei Gropper seine Ausbildung zum Molkereifachmann. Anschließend schloss er als damals jüngster Käsereimeister Bayerns mit 23 Jahren die Molkereimeisterschule ab.
„In Affaltern stand damals eine Käserei leer. Damals war ich gerade einmal 23 Jahre jung. Daher wurde mein Vorhaben, die Käserei zu pachten, ein bisschen kritisch gesehen. Meine Eltern haben mich aber von der ersten Minute an unterstützt“, erinnert sich Stefan Kaiser.
Und so übernahm der Molkereimeister zum 1. September 2007 den Familienbetrieb Reißler, der seit 1922 in Affaltern nach traditionellen Rezepturen Käse herstellt. Neben den bisherigen Käsesorten begann Kaiser bereits dort mit der Herstellung von eigenen Kreationen.
Mittlerweile sind fast zehn Jahre seit dem Neubau der Käserei Reißler in Nordendorf vergangen. Noch immer legt Molkereimeister Stefan Kaiser großen Wert auf die Herkunft seiner Rohware. „Unsere Milch beziehen wir ausschließlich aus dem Augsburger Land. Alle zwei Tage bekommen wir zwischen 18 000 und 25 000 Liter Milch geliefert“, erklärt Kaiser. Was sich aber geändert hat, ist die Größe des Unternehmens. Als der Familienbetrieb nach Nordendorf übersiedelte, arbeiteten 16 Mitarbeiter*innen für die Landkäserei. Mittlerweile beschäftigt Stefan Kaiser über 60 Angestellte.
Schaffung der Marke Kaiser
Hergestellt wird der Nordendorfer Käse nach handwerklicher Tradition ohne künstliche Zusatzstoffe. Aktuell werden in der Landkäserei in Nordendorf 27 verschiedene Reißler-Käsesorten produziert und im eigenen Hofladen verkauft. Um auch überregional den selbst hergestellten Käse vermarkten zu können, wurde im Frühjahr 2021 die Marke Kaiser geschaffen. „Ich bin ein großer Verfechter von Familienbetrieben. Da weiß man einfach, wer hinter den Produkten steht. Auf der Verpackung unserer Kaiser-Produkte bin ich zu sehen, nicht weil ich mich besonders toll finde, sondern weil wir ein authentisches Marketing haben möchten“, sagt Stefan Kaiser. Vier Sorten Weich- und Schnittkäse werden unter dem Namen Kaiser nun auch im überregionalen Einzelhandel angeboten.
„Mein absolutes Lieblingsprodukt ist unser neu kreierter Weichkäse, der Bavaron. Die Idee dazu ist entstanden, als ich eine Büffelmilchkäserei im Piemont besucht habe. Der Bavaron ist ein Weichkäse mit naturgereiftem Milchschimmel. Er ist besonders‚ cremifizierend‘ – das ist unser Lieblingsbegriff“, lacht Stefan Kaiser.
Besonders viel Wert legt Stefan Kaiser auf eine transparente Produktion, die von der Herkunft der Milch und der Zutaten, bis zur Käseherstellung, Reifung, Lagerung und Verpackung nachvollziehbar ist. Davon sollen sich Kundinnen und Kunden bei einem Besuch in der Landkäserei in Nordendorf selbst überzeugen können. Dafür sorgt eine gläserne Front, die einen Blick hinter die Kulissen der traditionellen Käseherstellung gewährt. Bei ihrer Einweihung 2012 war die Schaukäserei die erste ihrer Art in Nordschwaben.