Landrat Stefan Rößle, der auch der Vorsitzende des Geoparks Ries ist, zeigte sich hocherfreut über die Nachricht: „Es war die richtige Entscheidung, auf diesen Prozess zu setzen, auch wenn es zeitweise eine sehr große Herausforderung war. Die Unterstützung der gesamten Region im Bewusstsein um das einmalige erdgeschichtliche Erbe des Rieses hat sich gelohnt. Nun stehen wir vor einem neuen Kapitel im Geopark-Buch!“
Auch die Geschäftsführerin des Geopark Ries e. V., Heike Burkhardt, war überglücklich und sehr erleichtert über diese Entscheidung im zweiten Anlauf: „Das ganze Geopark-Team arbeitet seit 2016 mit vollem Einsatz, unermüdlich und extrem motiviert, um diese Auszeichnung mit ihren hohen Anforderungen für den Geopark zu erwerben. Die Freude ist im wahrsten Sinne riesig!“
Was ist ein Unesco Global Geopark?
„Unesco Global Geoparks sind einzelne, einheitliche geografische Gebiete, in denen Stätten und Landschaften von internationaler geologischer Bedeutung mit einem ganzheitlichen Konzept von Schutz, Bildung und nachhaltiger Entwicklung verwaltet werden. Ihr Bottom-up-Ansatz, Naturschutz mit nachhaltiger Entwicklung zu verbinden und gleichzeitig lokale Gemeinschaften einzubeziehen, wird immer beliebter. Derzeit gibt es 177 Unesco Global Geoparks in 46 Ländern“, heißt es auf der Seite der Unesco.
Bis es so weit war, gingen allerdings einige Jahre ins Land, denn bereits 2016 bewarb sich der Geopark Ries um die Anerkennung. „Es war tatsächlich ein langer und steiniger Weg, der unserem gesamten Team viel abverlangt hat. Die Bewerbungen für die Auszeichnung sind qualitativ hochwertig und auch umfangreich. Das zu erstellen, geht über einen normalen Arbeitsalltag weit hinaus. Wichtig war der Zusammenhalt aller Geopark Gremien (Vorsitzende, Vorstand, Mitglieder, Geschäftsführung), die sich alle komplett und einstimmig für die erneute Bewerbung eingesetzt haben. Dass im ersten Schritt die rechtliche Selbstständigkeit des Geoparks gefordert wurde, hat uns mit der Gründung des Geopark Ries e.V. sogar Vorteile gebracht“, erläutert Günther Zwerger, der lange Jahre Geschäftsführer des Geopark Ries war und dort auch weiterhin als Berater tätig ist. „Wir sind vollkommen überzeugt, dass die Auszeichnung als Unesco Global Geopark Vorteile für die ganze Region, Wirtschaft, Tourismus, Kommunen, Bürgerinnen und Bürger bringen wird. Schließlich werden wir jetzt mit unserem Alleinstellungsmerkmal weltweit wahrgenommen. Es kommen aber auch etliche Verpflichtungen auf uns zu, zum Beispiel in den Bereichen Nachhaltigkeit und internationale Zusammenarbeit, weitere Entwicklung der Infrastruktur. Schließlich gilt das Label jeweils nur für vier Jahre“, wagt Zwerger einen Blick in die Zukunft.
Im Rahmen eines Festaktes vor der Kulisse der Alten Bastei in Nördlingen war es am 18. Juli 2022 so weit: Die offizielle Urkunde wurde übergeben. „Nun sind wir der erste Unesco Global Geopark, dessen Geschäftsstelle ihren Sitz in Bayern hat und dessen größter Flächenanteil – nämlich 83 Prozent – im Freistaat liegt“, betonte Landrat Stefan Rößle bei den Feierlichkeiten sichtlich stolz.
Hohe Erwartungen an Unesco Label
Natürlich erwarte man sich durch die Ernennung auch mehr Touristen, erklärte Rößle und fügte hinzu: „Die im April erfolgte Anerkennung unseres Geoparks Ries als Unesco Global Geopark eröffnet für die gesamte Region riesige Chancen und auch völlig neue, spannende Perspektiven. Diese Chance zeitnah und dauerhaft, engagiert und auch couragiert zu nutzen, ist jetzt unsere gemeinsame Aufgabe!“
Mit Blick in die Zukunft erläuterte Rößle, dass die Errichtung eines Besucherzentrums ein wichtiger Baustein im Gesamtkonstrukt sei. Mehr und mehr gefalle ihm auch der Gedanke, als Eingangstore zum Geopark aus allen vier Himmelsrichtungen Geopark Zentren zu errichten, die Gebäude kreativ zu nutzen und für jedes Portal einen anderen Schwerpunkt zu wählen. Rößle versprach, die Errichtung eines oder mehrerer Geopark Ries Besucherzentren „mit viel Herzblut weiterzuverfolgen“.
Söder: Förderzusage für Geopark Infozentrum
Neben zahlreichen Gästen aus der Kommunalpolitik war auch der Ministerpräsident des Freistaates Bayern, Markus Söder, zum Festakt gekommen. Söder betonte, dass der Unesco-Titel für Bayern ein wichtiges Ereignis sei. Ein Teil der „Stärke und der Kraft“ Bayerns sei die wunderbare Natur. „Es gibt viele Seen in Bayern, es gibt viele Berge, es gibt alles Mögliche – aber es gibt nur einen großen Krater. Das macht das Ries so einzigartig“, so Söder. Die Auszeichnung sei ein „exklusiver Titel“, da dieser nicht wie „Sand am Meer“ vergeben werde, unterstrich der Ministerpräsident die Bedeutung der Ernennung. Er sagte außerdem zu, dass der Freistaat 50 Prozent der Kosten für ein Geopark-Besucherzentrum übernehmen werde.
Das freut auch Günther Zwerger und die Verantwortlichen im Geopark: „Der Freistaat Bayern hat die Bedeutung des ersten bayerischen UGG erkannt und ein Besucherzentrum wird auch vom Freistaat als enorm wichtige Einrichtung des Geoparks gesehen. Und letztlich wird damit die Entscheidung für ein Besucherzentrum zumindest aus finanzieller Sicht leichter fallen.“
Kulturhistorisch außergewöhnliche Sehenswürdigkeit
Anstelle der verhinderten Präsidentin der Deutschen Unesco-Komission, Prof. Dr. Maria Böhmer, übergab Dr. Lutz Möller, stellvertretender Generalsekretär der Kommission, die Urkunde am 18. Juli 2022 und betonte: „Der Unesco-Titel soll dafür sorgen, dass man sich hier im Ries bewusst wird und dass sich die Gäste bewusst werden, dass das Ries nicht nur eine außergewöhnliche Kulturlandschaft ist, mit kulturhistorisch außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten – sondern dass es sich um eine geologisch einmalige Region handelt. Sie haben sich den Unesco-Titel mehr als verdient.“
Schon gewusst?
Drei Infozentren und sechs Infostellen
Die Geopark-Infozentren befinden sich in Nördlingen, Oettingen und Treuchtlingen. Dort ist die Entstehung des Rieses auf Schautafeln erklärt. An den Infostellen in Wemding, Monheim, Deiningen, Harburg, im JUFA Nördlingen und in Kirchheim am Ries wird Wissenswertes über den Geopark Ries kurz und knapp vermittelt.