Jagdpacour

Auf der Jagd nach den orangenen Wurfscheiben

Die größte Wurfscheibenschießanlage Bayerns in Amerdingen. Bild: Marco Kleebauer
Trap, Skeet und Parcours – Begriffe, die die Mehrheit der Sportfans in Deutschland wohl nur schwer zuordnen kann. Umso erstaunlicher ist es, dass im Landkreis Donau-Ries, genauer gesagt in Amerdingen, die wohl größte und zeitgleich eine der beliebtesten Wurfscheibenschießanlagen in ganz Bayern steht.

Bereits 1955 traf sich hier eine erste Gruppe von Jagdbegeisterten, um am Rande des Steinbruchs an der Kreisstraße zwischen Bollstadt und Amerdingen mit Flinten auf Wurfscheiben im Handschleuderbetrieb zu schießen. Im Anschluss war die Schießanlage bzw. das Grundstück für viele Jahre im Besitz des Grafen von Stauffenberg, bis 1993 der Wurfscheibenclub Amerdingen gegründet und die bestehende Anlage gekauft wurde. Spätestens mit dem Bau eines eigenen Jagdparcours sieben Jahre später, fand der Verein auch über die bayerischen Grenzen hinaus große Anerkennung, besonders auch in Baden-Württemberg und in der Schweiz. „Wir arbeiten heute sehr eng mit dem Bayerischen Jagdverband (BJV) zusammen. Jährlich kommen rund 300 Jungjägerprüflinge mit ihren Lehrkräften zu uns auf die Anlage und bereiten sich in Lehrgängen und im Jagdparcours auf ihre Schießprüfung vor“, erklärt Jakob Pollithy, der selbst Jäger ist.

80 Wurfmaschinen auf einer Fläche von sechs Hektar

Außerdem ist Pollithy einer von nur vier Mitgliedern des Vereins, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich um die sechs Hektar große Anlage und die 80 Wurfmaschinen kümmern. Genau diese Tatsache macht den Verein aus der Riesgemeinde so besonders. Zwar haben die Mitglieder des ortsansässigen Schießclubs, der immerhin über 500 Mitglieder zählt, mittlerweile ebenfalls eine Nutzungsvereinbarung mit dem Wurfscheibenclub, aber lediglich vier bis fünf Mitglieder des Wurfscheibenclubs sind das ganze Jahr über aktiv und sorgen dafür, dass hier regelmäßig bayern- und sogar deutschlandweite Wettbewerbe stattfinden können. So wird hier beispielsweise bereits seit über 20 Jahren die Bayerische Meisterschaft im Jagdschießen ausgetragen.

Vorbereitung auf die Jagd

Manch einer mag sich jetzt fragen, was Wurfscheibenschießen überhaupt ist. Grundsätzlich wird dabei zunächst in die zwei Kategorien „Jagdlich“ und „Sportlich“ unterschieden. Während das sportliche Wurfscheibenschießen bereits seit vielen Jahren olympische Disziplin ist, wird in Amerdingen hauptsächlich das jagdliche Pendent praktiziert. Der Hauptunterschied lässt sich am besten am Jagdparcours des Vereins feststellen, der 2020 um eine weitere Anlage erweitert wurde. Anders als beim sportlichen Ansatz, kommen die Wurfscheiben – früher auch Tontauben genannt – aus verschiedenen Richtungen und Abschusswinkeln. „Dabei wird ein jagdnäheres Schießen, beispielsweise für die Flugwild- und Hasenjagd, imitiert. Tiere können hier aus allen möglichen Richtungen auf die Jäger zukommen“, weiß Pollithy und ergänzt: „Im Herbst haben wir häufig den größten Zulauf, da von Oktober bis Januar die meisten Jagden stattfinden. Hier können sich die Jäger nach dem Jagdgesetz auf die anstehenden Treibjagden vorbereiten. Der Jagdparcours bietet dafür die besten Voraussetzungen.“

Bild: Marco Kleebauer

Wurfscheibenschießen auch für Anfänger geeignet

Obwohl sich die beiden Disziplinen in ihrer Ausrichtung stark unterscheiden, wird trotzdem mit der gleichen Waffe – einer Schrotflinte – und einer genormten Munitionsgröße auf die gleichen Ziele geschossen. Die orangenen Scheiben haben in der Regel einen Durch-messer von elf Zentimetern, eine Höhe von bis zu 2,5 Zentimeter und ein Gewicht von 105 Gramm. Bei speziellen Varianten des Sports können Scheibengröße und Farbe allerdings variieren.

In Amerdingen wird pro Jahr auf 300.000 bis 400.000 Scheiben geschossen

Die orangenen Scheiben ersetzen die damaligen Tontauben. Bild: Marco Klebauer

Zwar kommen in der Regel meist Jäger*innen und Jägerprüflinge nach Amerdingen, trotzdem ist der Sport durchaus auch für Personen geeignet, die sich bislang noch nicht mit dem Schießen befasst haben und über keinerlei Vorerfahrung verfügen. Das bestätigt im Gespräch auch Jakob Pollithy: „Wir waren bislang immer in der glücklichen Situation, dass wir nach außen keine Werbung schalten mussten, freuen uns aber natürlich immer, wenn unser Verein auch bei einem breiteren Umfeld Anklang findet und wir das Wurfscheibenschießen einem neuen Publikum vorstellen können.“ Die Möglichkeit dazu haben die Verantwortlichen des Vereins bereits zeitnah. Schließlich finden mit der Schwäbischen- und Bayerischen Meisterschaft und dem großen Bayerischen Landesschießen bereits die nächsten großen Wettbewerbe in Amerdingen statt.