Interview mit Christoph Schmidt

"Die Wahrzeichen sind nicht das Wichtigste, sondern das Gesamtpaket"

Harburgs Bürgermeister Christoph Schmidt. Bild: privat
Seit 2020 ist Christoph Schmidt Bürgermeister der Stadt Harburg. WIr haben mit ihm über die Entwicklung der Stadt gesprochen.

Was zeichnet die Stadt Harburg und ihre Stadtteile besonders aus? 
Christoph Schmidt: Zunächst einmal unser einzigartiges Ambiente.  Die Harburg, die Steinerne Brücke und natürlich der schöne Wörnitzstrand. Harburg ist für sich ein echtes Wohlfühlgebiet, das wir so erhalten und stetig weiterentwickeln wollen. 

Wie würden Sie die Stadt Harburg und deren Bürger*innen in drei Worten  beschreiben?
Christoph Schmidt: Also die Stadt Harburg auf alle Fälle als „wunderschön“ und „absolut lebenswert“. Was auf unsere Bürgerinnen und Bürger zutrifft, ist 
das wahnsinnige ehrenamtliche Engagement, ohne das es in vielen Teilen unseres Alltags nicht gehen würde. Das ist schon sehr besonders.

Mit der Harburg und der steinernen Brücke hat Harburg trotz seiner Größe zwei echte Wahrzeichen, die überregional bekannt sind. Welche Bedeutung haben solche touristischen Ziele für die Stadt?
Christoph Schmidt: Ja, die sind natürlich wichtig. Wir haben aber schnell gemerkt, dass die Wahrzeichen an sich nicht das wichtigste sind, sondern das 
Gesamtpaket. Wenn man die letzten Jahre zurückgeht – da waren die Steinerne Brücke und die Harburg auch schon da – und trotzdem hatten wir lange nicht so große Anstürme an Touristen wie aktuell, das ist jetzt erst so gekommen. Warum? Mitunter durch die vielen Projekte, die wir in der jüngeren Vergangenheit umgesetzt haben. Zu nennen sind hier exemplarisch der Wörnitzstrand mit seiner Aufenthaltsqualität und auch der Märchenweg, mit seiner ganz besonderen Atmosphäre. Aber natürlich – und so ehrlich müssen wir als Stadtverwaltung auch sein – hilft es schon sehr, wenn man touristische „Zugpferde“ wie die Burg hat, die jährlich tausende Besucherinnen und Besucher nach Harburg zieht. Was man bei all der Faszination für die Harburg nicht vergessen darf, ist, dass wir auch in anderen Stadtteilen tolle touristische Ziele haben. Die Steinerne Brücke in Ebermergen war zum Beispiel vor einigen Jahren noch Drehort für einen überregionalen Film, weil sie eine der wenigen verbliebenen steinernen Brücken deutschlandweit ist, die noch ohne Straßenmarkierungen auskommt. 

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort in Harburg? 
Christoph Schmidt: Einer meiner absoluten Lieblingsorte ist mit Sicherheit der Aussichtspunkt, der oberhalb von Harburg in einem schattigen Waldstück liegt. Dort ist es die Kombination aus Ruhe und Natur, die mich auch an stressigen Tagen entspannen lässt. Ansonsten – und da ist es völlig egal, ob bei Harburg, Ebermergen oder Heroldingen – bin ich unglaublich gerne auf der Wörnitz. Gerne dann mit einem kleinen Boot oder beim Stand-up-Paddling.

Welche größeren Projekte stehen in naher Zukunft in Harburg an? Auf was dürfen sich Bürger*innen freuen, bzw. auf was müssen sie sich einstellen? 
Christoph Schmidt: Die Donauwörther Straße war für mich persönlich ein sehr wichtiges Projekt, das nach 30 Jahren jetzt endlich mal verwirklicht wird. 
Durch diese Baumaßnahme, die mit Sicherheit bis Ende des Jahres dauern wird, soll dieser Straßenzug extrem aufgewertet werden. Wir hoffen einfach, dass sich jetzt einige Hausbesitzer dazu entscheiden, ihre Fassaden zu modernisieren und damit einen großen Anteil dazu beitragen, das Bild der Altstadt aufzuwerten.  Was noch kommen wird: Direkt neben dem Rathaus werden zwei alte Gebäude abgerissen. Hier wird es in den nächsten Jahren Planungen für einen Neubau geben. Auf jeden Fall soll aber etwas geschaffen werden, das den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt. Was dies genau ist – Stand heute – ist noch völlig unklar. Natürlich wirft auch schon das Stadtfest 2024 seine Schatten voraus und auf was ich mich in diesem Jahr schon ganz besonders freue, ist das Harburger Brückenfest. Privatpersonen und Vereinen merkt man bereits jetzt die große Vorfreude an. Ich glaube, dass das eine ganz tolle  Geschichte wird. Unabhängig davon wird uns als Stadt bestimmt in Zukunft auch die Neuauslegung des Energie- und Heizungsgesetzes beschäftigen. Dabei werden Städte und Gemeinden viel mehr in die Pflicht genommen als ursprünglich gedacht. Das große Stichwort ist hier Fernwärme. Auf diesem Gebiet wird viel auf uns zukommen. 

Auch beim Thema Straßenbau und Dorferneuerung tut sich in unseren Stadtteilen einiges. Wir sind aktuell noch in Großorheim zugange und auch die Dorferneuerung in Hoppingen ist voll am Laufen – da werden wir schon recht zeitnah erste sichtbare Anzeichen sehen. Außerdem steht die Verschönerung Mündlings in den Startlöchern. Ein Projekt, das mir auch deshalb sehr am Herzen liegt, weil der Stadtteil in den vergangenen Jahren zugegebenermaßen etwas zu kurz kam.

Sie sind jetzt seit drei Jahren Bürgermeister – Halbzeit sozusagen. Haben Sie die Entscheidung seither irgendwann bereut und können Sie uns ein kurzes Zwischenfazit geben? 
Christoph Schmidt: Natürlich gibt es als Bürgermeister, wie in jedem anderen Beruf auch, Tage und Situationen, an denen man sich denkt, warum mach ich das eigentlich. Aber um auf die Frage konkret zurückzukommen – nein, bereut habe ich den Schritt auch nach drei Jahren noch zu keinem Zeitpunkt. Mein Vorgänger hat immer gesagt: „Das ist der schönste Beruf und das schönste Ehrenamt, das man sich vorstellen kann.“ Dieser Meinung kann ich mich voll und ganz anschließen. Und als Fazit: Mein Amt macht Spaß, sehr viel Spaß sogar. Es ist anstrengend, aber ich habe weiterhin Lust darauf und werde entsprechend auch so weitermachen wie von Anfang an. Das Ziel soll sein, Harburg auch in Zukunft weiterhin so lebenswert wie möglich zu gestalten.