Der 1. April 2023 war für Georg Dischner ein besonderer Tag in seinem Berufsleben. Von Vorgänger Helmut Weixler übernahm er die Leitung des Bayerischen Staatsforstbetriebs Kaisheim und damit auch die Verantwortung für rund 18 000 Hektar Wald. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine zusammenhängende Fläche, sondern um einen Splitterbetrieb, dessen zehn Forstreviere sich auf drei Regierungsbezirke und acht Landkreise erstrecken. Ein Umstand, der Dischner Respekt abringt. „Das schafft Zusatzarbeit. Es ist einer der vielfältigsten Betriebe in ganz Bayern.“
Sein Verantwortungsgebiet umfasst dabei sowohl Jura als auch Riesauswurfböden aus dem Meteoriteneinschlag. Dazu kommen Auwälder und Sandböden. „Wir haben so viele Baumarten wie kaum ein anderer Betrieb“, weiß Dischner um die Besonderheit seiner Aufgabe. Dennoch ist es eine Herausforderung, die er mit viel Dankbarkeit annimmt. „Das ist mein Heimatforstbetrieb“, erklärt der 34-Jährige aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen: „Ich darf in meiner Heimat Verantwortung für einen Naturraum übernehmen. Das wollte ich immer.“
Zwar sei der Urgroßvater der letzte Förster in der Familie gewesen, jedoch kam er durch seinen Vater sowie die Großväter mit der Jagd in Berührung, woraus der Wunsch entstand, Förster zu werden. „Natürlich ist es ein Stück weit die Möglichkeit, das Hobby zum Beruf zu machen“, gesteht Dischner, öffnet aber auch den Blick auf das große Ganze: „Zum Jagen gehört nicht nur das Schießen. Es beinhaltet auch Forst- und Landwirtschaft. Man darf sich um ein Ökosystem kümmern, es begleiten und pflegen.“
Ökonomie, Ökologie, Soziales - der Forstdreiklang
Und genau darum geht es im täglichen Forstbetrieb: Verantwortung für einen Naturraum übernehmen. Dabei steht vor allem die Nachhaltigkeit im Fokus. Alle Maßnahmen werden in dem Dreiklang Ökonomie, Ökologie und Soziales abgewogen. Die wirtschaftlichste Option wird nur selten gewählt. Denn im Gegensatz zu Privatwäldern haben die Bayerischen Staatsforsten einen weitergehenden Auftrag. Es geht zum einen darum, den Wald zukunftstauglich zu machen, da er eine wichtige Rolle in unserem Lebensraum einnimmt.
Egal, ob Wasser, Klima oder Erosion, der Wald hat die verschiedensten Schutz- und Nutzkategorien, die erhalten und im Idealfall gestärkt werden müssen. Zum anderen soll der Wald auch ein sozialer Raum bleiben. Jogger, Mountainbiker, Schwammerlsucher, Brennholzler: Die Liste der Menschen, die sich im Wald aufhalten, ist lang. Daher halten die Bayerischen Staatsforsten unter anderem Wege instand oder bauen Sitzbänke als Rastmöglichkeiten. Der ökonomische Ertrag spielt dabei eine untergeordnete Rolle. „Wir schlagen kein Holz, nur weil es gut zu verkaufen ist, sondern unter dem Aspekt, was waldbaulich notwendig ist.“ Und das ist aktuell ein bemessener Bestandsaufbau. Die Holzmenge auf einem Hektar soll kontrolliert vermehrt werden.
Zudem wird die Vielfalt im Wald gefördert, um Risiken wie Sturmwürfen oder dem Borkenkäfer besser entgegentreten zu können. „Ein Wald mit mehreren Höhenstufen kann nur entstehen, wenn zum Beispiel nicht eine Fichte neben der anderen steht.“ Zudem muss dafür Sorge getragen werden, dass alle Bäume ihre Chance bekommen. „Steht eine lichtbedürftige Eiche neben einer Buche und man macht 30 Jahre lang nichts, wächst die Buche die
Eiche tot.“ Doch diese Mischbaumarten sollen erhalten bleiben. Dafür braucht es Durchforstung und Pflege.
Förster wird man aus Leidenschaft
Deshalb sind jeden Tag zahlreiche Forstwirte in den bayerischen Staatsforsten unterwegs. „Sie sind unsere wichtigste Stütze“, weiß Dischner um die Bedeutung der Leute, die seine Planungen in die Tat umsetzen. Zur Nachwuchsgewinnung unterhält der Forstbetrieb Kaisheim in Treuchtlingen ein Zentrum, wo bis zu drei Forstwirte pro Jahr ausgebildet werden. Das macht bei drei Ausbildungsjahren insgesamt bis zu neun Auszubildende. Freuen können sich diese angehenden Forstwirte auf ein „tolles Arbeiten mit Gleichgesinnten“. Denn der gemeinsame Nenner aller ist der Wald.
„Es wird niemand Förster, weil er viel Geld verdienen oder die beste Work-Life-Balance will, sondern aus Leidenschaft.“ Eine Leidenschaft, die auch Georg Dischner seit der Kindheit nicht mehr losgelassen hat. Zwar nimmt die Büroarbeit nun einen großen Teil seines Berufsalltags ein. Dennoch findet er immer noch Zeit, zusammen mit Jagdhund Anton durch seine Wälder zu streifen. Denn „für jeden Förster ist es im Wald am schönsten“. Eine Aussage, die wohl von zahlreichen Menschen in der Region bestätigt werden wird – und die dank zahlreicher Förster, Forstwirte und anderer Mitarbeiter auch in Zukunft einen gesunden Wald genießen können.