Rollentausch: Wenn der Papa Hausmann ist

Familie Graf aus Alerheim ist glücklich mit ihrem gewählten Betreuungsmodell für die Kinder. Bild: Mara Kutzner
Bei Familie Graf aus Alerheim sind die Rollenbilder vertauscht. Der Familienvater kümmert sich als Hausmann um die beiden Kinder, seine Frau will als Ärztin Karriere machen.
Alerheim - Ines wurde mit 23 das erste Mal schwanger – ein Wunschkind. Dass Jens und Ines Graf aus Alerheim jung Eltern werden wollen, war ihnen schnell klar, dass die Kinder dann während Ines' Studiums zur Welt kommen auch.
Ines studiert Medizin und zwar aus Überzeugung. Sie will Hausärztin werden, dem Ärztemangel auf dem Land entgegensteuern. Ihr Traumstudium und den Berufswunsch wegen der Familie an den Nagel hängen, kam für sie nie in Frage. Auch, weil sie einen Mann hat, der ohne zu zögern ein Jahr Elternzeit nahm, als vor 3 Jahren die kleine Sophie zur Welt kam. Gerade als Jens wieder ein halbes Jahr als Drucker arbeitete wurde dann Raffael geboren und für die Familie war klar: Jens geht wieder für ein Jahr in Elternzeit. Vielleicht war es die große Freude über den Nachwuchs oder das starke Vertrauen in den Arbeitgeber, aber Jens sagte seinem Chef zu früh Bescheid, nämlich genau eine Woche bevor der gesetzliche Kündigungsschutz begonnen hätte. Prompt landete die Kündigung in Jens' Händen.
Ein Schock für die Familie, die sich gerade auf das zweite Kind freute. Aber Jens Graf hat sich mit dieser Situation mit der Zeit mehr als arrangiert. Raffael ist jetzt eineinhalb, seine große Schwester geht in den Kindergarten. Den Kleinen in die Krippe zu geben kommt für die Grafs nicht in Frage. „Wir haben die Kinder nicht bekommen, um sie acht oder neun Stunden in Betreuung zu geben", so Ines.
Die Familie lebt in Jens' Elternhaus. Unten die Großeltern, oben Jens, Ines und die Kinder. Ein Mehrgenerationenhaus also. Man motiviert und unterstützt sich gegenseitig. Jens' Eltern arbeiten beide noch, eine Betreuung durch Oma und Opa unter Tags wäre also nicht möglich.
Für Ines blieb also nur, die Kinder zeitweise mit in die Univorlesungen zu nehmen und Jens kümmerte sich um die beiden, wenn seine Frau für Prüfungen lernen musste. Jetzt macht Ines aber ihr praktisches Jahr im Krankenhaus in Dillingen. „Sonst komme ich im Studium nicht weiter, ich muss es eben machen", stellt Ines klar. Jens ist mehr der Freigeist, der Spontane, der es liebt seinen Tag mit den Kindern selbst zu strukturieren. Tatsächlich Hausmann zu sein, für seine Kinder da sein, ist das, was ihn erfüllt.
Bei Freunden und Familie kommt der Rollentausch der Grafs gut an. Und auch andere Eltern akzeptieren die Entscheidung. „Einmal die Woche bin ich mit Raffael im Musikkurs für Kinder. Da bin ich der einzige Papa. So geht es mir schon oft , aber das ist kein Problem", sagt Jens. In Kindergärten und Schulen sind Kinder ja oft von weiblichen Lehr- und Erziehungskräften umgeben, ein Papa als Ausgleich sei da manchmal nicht schlecht.
Wenn Ines fertig mit dem Studium ist, will sie als Ärztin genug verdienen, um die Familie zu ernähren. Momentan reichen ihr Stipendium und die staatlichen Leistungen gerade so aus. Der Plan für die Zukunft sieht für die jungen Eltern also so aus, dass Jens noch längerfristig zuhause bleibt. „Vorstellen kann ich mir das schon, wieder zu arbeiten", meint Jens, schließlich wollen auch Frauen oft nach einigen Jahren Kind und Küche wieder zurück zu Kollegen und Kantine. Im Moment aber fühlt sich die Situation für die Grafs genau passend an. „Rückblickend haben wir alles richtig gemacht", sind sich die jungen Eltern sicher.
Elternzeit und Betreuungsgeld - Welche Gelder und Modelle gibt es?
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[tie_slide] Elternzeit
Die Elternzeit macht es Müttern und Vätern leichter, ihre Erwerbstätigkeit zeitweise zu unterbrechen oder auf eine Teilzeitstelle einzuschränken. Durch diese Regelung haben Eltern einen gesetzlichen Anspruch auf eine Auszeit vom Beruf oder eine Teilzeitarbeit.
Weil weniger Arbeit auch weniger Verdienst bedeutet, gibt es Elterngeld und ElterngeldPlus. Diese Gelder sollen einen Teil des wegfallenden Einkommens ersetzen. [/tie_slide]
[tie_slide] Basiselterngeld
Das Basiselterngeld erhalten alle Eltern die Elternzeit in Anspruch nehmen. Es beträgt circa 65 bis 67 Prozent des vorherigen Einkommens. Mindestens aber 300 Euro und maximal 1800 Euro. [/tie_slide]
[tie_slide] ElterngeldPlus
Das ElterngeldPlus unterstützt Eltern, die nach einer Geburt schon relativ bald wieder stundenweise oder in Teilzeit arbeiten. Monatlich wird nur die Hälfte des Elterngeldes gezahlt, allerdings nicht für 12 sondern für 24 Monate. [/tie_slide]
[tie_slide] Partnerschaftsbonus
Der Partnerschaftsbonus richtet sich an Eltern, die mindestens vier Monate lang parallel 25 bis 30 Wochenstunden arbeiten. Der Staat belohnt dies mit vier weiteren ElterngeldPlus-Monaten. Mit diesem Modell kann die Betreuungszeit auf bis zu 32 Monate ausgebaut werden. [/tie_slide]
[tie_slide] Betreuungsgeld
Wer in Bayern sein Kind im zweiten und dritten Lebensjahr ganz bewusst nicht in einer Kindertageseinrichtung betreuen lässt, sondern in Vollzeit selbst die Betreuung übernimmt, hat Anspruch auf Betreuungsgeld in Höhe von 150 Euro pro Kind. Das Geld wird auch gezahlt, wenn man gleichzeitig trotzdem erwerbstätig ist oder noch ElterngeldPlus oder den Partnerschaftsbonus bezieht. [/tie_slide]
[tie_slide] Kindergeld
Grundsätzlich wird für Kinder bis zum 18. Lebensjahr – in Ausbildung bis zum 25. Lebensjahr – Kindergeld gezahlt. Das Kindergeld beträgt für das erste und zweite Kind monatlich 192 Euro, für das dritte Kind monatlich 198 Euro, für das vierte und jedes weitere Kind monatlich 223 Euro.  [/tie_slide]
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