Im aktuellen blättle hat Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler einen Beitrag zum Silvesterbrauchtum auf den Rieser Dörfern geschrieben.
Nach dem Altjahresgottesdienst begaben sich die Bauern und Ledigen in eines ihrer Dorfwirtshäuser. Bis Anfang der 1970er Jahre zeigten sich nämlich die Wirtsleute mit Hutzlbrot und einer Maß Bier all denen erkenntlich, die das Jahr über ihrem Wunsche "Kähr wiedr ei!" fleißig und treu nachgekomen sind. Dieser Brauch stammt noch aus jener Zeit (etwa 1920-1930), als es üblich war, am Altjahresabend seine "Kerbholzschulden" zu bezahlen, was dem Wirt einen "Haufen Geld auf einmal" einbrachte und ihn spendierfreudig machte... Hatte es dann zwölf Uhr geschlagen, öffnete man die Wirtshausfenster und den Platz. Jedermann wünschte sich, während die Kirchglocken läuteten, "A guats Nais", (das "Johr" schenkte man sich, da ja jeder wusste, was gemeint war) und so ist das noch heute, wenn auch nicht mehr in dem Umfang, wie noch vor zwanzig und dreißig Jahren selbstverständlich.
Viele bleiben heute daheim bei einer der jetzt üblichen Partys im privaten Kreis bei einem Glas Sekt und einer Show im Fernsehen. Knaller und Raketen beherrschen nun die Szene vor den Häusern, auch in den Siedlungsstraßen, und erinnern den volkskundlich Interessierten an Lärm, Räucherwerk und Licht, mit denen unsere Urahnen die bösen Geister vertreiben wollten, die im Winter "unweigerlich" vorhanden waren.
Dieser Lärm übertönt bei weitem und durchaus unpassend auch die Klänge des Posaunenchors oder der Blaskapelle, die nach dem letzten Glockenschlag den Choral, "Nun danket alle Gott" anstimmt. Anschließend bekamen früher alle, die noch einmal ins Wirtshaus zurück kamen, Glühwein und selbst gebackenes Hutzelbrot. (Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler)