So wie der TSV 1896 Rain heute existiert, gab es den Verein nicht immer. Denn ursprünglich gab es in Rain einen Turnverein der im Jahr 1896 gegründet wurde und einen Fußballclub, der erst 1920, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, ins Leben gerufen worden war. Bis zum Zweiten Weltkrieg koexistierten die beiden Vereine. In den Kriegsjahren von 1939 – 45 beeinflusste der Zweite Weltkrieg allerdings massiv das Vereinsleben des Turnvereins, da die meisten aktiven Sportler eingezogen wurden und so ein Sportbetrieb kaum mehr möglich war. Die Nazi-Diktatur griff in das tägliche Leben der Menschen ein, und machte mit Gleichschaltung und Zentralisierung auch vor Vereinen nicht Halt. Deshalb sollte es auch keine Vielfalt an Vereinen mehr geben. Linientreue stand auf der Tagesordnung. So wurden die beiden Rainer Vereine im Jahr 1941 zwangsweise zu einem Verein, einer „Turn- und Sportgemeinschaft“, vereinigt.
Erneuter Zusammenschluss – diesmal freiwillig
Nach Kriegsende im Jahr 1945 erwachten die Vereine wieder zum Leben. So wurde bereits im August der FC Rain wiedergegründet. Eine Wiedergründung des TC war, ob der zahlreichen Kriegsverluste, nicht so einfach zu realisieren. Deshalb verhandelten die beiden Vereine über einen erneuten Zusammenschluss – diesmal allerdings freiwillig. Im Frühjahr des folgenden Jahres wurde die Fusion im Gasthaus Schmelcher beschlossen und auch der neue Vereinsname festgelegt: Das war die Geburtsstunde des „Turn- und Sportverein 1896 Rain am Lech“ mit seinen Vereinsfarben rot und weiß. Am 30. Juni 1946 hatte der Verein bereits 180 Mitglieder, Tendenz steigend.
Fußball, Handball, Faustball und auch Schach waren die Sportarten, welchen man in den Anfangsjahren beim TSV nachgehen konnte.Letztlich war allerdings der Fußball praktisch die einzige Sportart die beim TSV in den folgenden 20 Jahren wettkampfmäßig betrieben wurde. In der zweiten Hälfte der 60er Jahre stieg das Interesse am aktiven Sporttreiben wieder an. Fußball war nicht mehr die einzige Sportart, an der die Menschen interessiert waren. Deshalb kam 1967 mit der Tischtennis- Abteilung die erste Sparte dazu. Zu Beginn der 70er Jahre ging es dann Schlag auf Schlag und Sparte um Sparte wurde gegründet.
„Heute gibt es in unserem Verein acht Sparten“, erklärt Hans Ruf, der den Verein von 2013 bis August 2019 als 1. Vorstand geführt hat. „Natürlich ist die Fußballabteilung unsere größte Sparte und diese zeigt sich auch dementsprechend gerne nach außen. Vor allem durch unseren jüngsten Erfolg, den Aufstieg in die Regionalliga. In der Region muss man weit fahren, um eine erfolgreichere Fußballmannschaft zu finden. „Höherklassig wird es erst in Ingolstadt oder in Heidenheim“, erklärt Ruf. Für die anderen Sparten sei das nicht immer ganz einfach. „Im Fußball spielt Geld natürlich auch eine zentrale Rolle. Allerdings beträgt unser Haushalt nur rund ein Fünftel von dem, was andere Vereine unserer Größenordnung zur Verfügung haben. Weil viel in die Sparte Fußball fließt, macht das das Leben für die anderen Abteilungen nicht einfacher“, so Ruf. Als Visitenkarte des Vereins sieht der ehemalige Vorstand das Georg-Weber-Stadion, das 2006 fertiggestellt wurde. „Benannt wurde das Stadion nach dem Gründer der Firma Dehner, Georg Weber, der von 1947 bis 1949 1. Vorstand des Vereins war. Zudem ist Dehner unser Hauptsponsor“, erklärt Ruf.
Nachwuchs? – Kein Problem für den TSV
Beim Thema Nachwuchs, geht es dem TSV deutlich besser als anderen Vereinen. „Wir haben rund 1300 Mitglieder. Davon sind über 600 Jugendliche. Natürlich spielen mit rund 150 bis 160 Jugendlichen viele davon Fußball, aber auch unsere Schwimmabteilung mit rund 130 Jugendlichen ist enorm. Und auch in der Sparte Leichtathletik haben wir rund 50 Jugendliche. In bestimmten Abteilungen, wie dem Kegeln zum Beispiel, fehlt aber auch uns der Nachwuchs“, so Hans Ruf, der auch 15 Jahre lang als Jugendleiter und sechs Jahre als 2. Vorstand im Verein tätig war. Wichtig sei für den Verein aber auch die Unterstützung durch die Stadt. „Unsere Schwimmer können sich im Schwimmbad der Stadt frei entfalten und auch der Raum, den unsere Kraftsportler nutzen, gehört der Stadt. So erhalten wir indirekte Zuschüsse von der Kommune, die für uns natürlich enorm wichtig sind“, betont Ruf die Unterstützung von Seiten der Stadt Rain.
Nicht nur im Sportlichen sieht sich der TSV 1896 Rain vorne. Auch in Sachen Klimaschutz sieht Ruf den Verein als Vorreiter: „Erst im Juli diesen Jahres haben wir ein Klimaschutzprojekt abgeschlossen, das jetzt eineinhalb Jahre lief. Wir haben die Flutlichtanlage am Kunstrasenplatz komplett auf LED-Beleuchtung umgestellt.“ Mit der neuen Lichtanlage spare der TSV in den kommenden 20 Jahren 116 Tonnen Kohlendioxid ein. Auch der Stromverbrauch werde deutlich gesenkt. So werden durch die neue LEDs nur noch 28 Prozent der bisherigen Energie benötigt. „Damit sind wir im Landkreis die ersten, die das so umgestellt haben“, erzählt Ruf abschließend.