12. Februar 2022, 08:00
Schnupfclub Unterbuch

Immer rein in die Nase

Fünf Gramm Schnupftabak muss man im Wettkampf in einer Minute in die Nase befördern – schwerer, als man denkt! Bild: Huckleberryking
Das Wettkampfschnupfen ist in unseren Breiten ein eher seltener Sport. Dabei gibt es im Daitinger Ortsteil Unterbuch einen Verein, der auf diesem Gebiet sagenhafte Erfolge vorweisen kann.

Alles begann in einer kleinen Holzhütte bei der Kapelle Heilige Dreifaltigkeit: Der gemütliche kleine Schuppen diente ab 1967 der Bevölkerung aus Unterbuch und Umgebung als Treffpunkt. Schon damals, vor über 50 Jahren, hatten die meisten Besucher eine Prise „Schmalzler“, also Schnupftabak, bei sich. Bald hatte jeder seine eigene Dose stets am Mann, wer ohne angetroffen wurde, musste 50 Pfennig in die Kasse zahlen. Im Jahr 1969 folgte die Gründung des Schnupfclubs Unterbuch.

Sportliches Erweckungserlebnis in Brunnthal

Zehn Jahre sollte es dauern, bis die Unterbucher erstmals an einem Schnupfwettkampf teilnahmen. Bis dahin machte der Verein mit dem Bau eines neuen Schnupferheims, Ausflügen, Festen und wöchentlichen Gesellschaftsabenden auf sich aufmerksam. Die Mitglieder waren aktiv, man wollte sich nicht als „Saufverein“ abstempeln und belächeln lassen. Das Engagement des Vereins fand Beachtung und wurde mit stetig steigenden Mitgliederzahlen belohnt.

Die Teilnahme am Jubiläumsschnupfen in Brunnthal am 12. August 1979 elektrisierte die Unterbucher regelrecht: Die Gaudi und die Unterhaltsamkeit des Wettkampfs steckten alle an und weckten den Ehrgeiz. Ab sofort wurde gewissenhaft trainiert und eine Vereinsmeisterschaft organisiert. Es folgten regelmäßige Teilnahmen an nationalen und internationalen Wettbewerben.

Unter dem legendären Trainer Max Wersinger aus Baierfeld konnten die Unterbucher ihre Leistungen steigern und mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1986 in Pfaffenhofen an der Ilm den ersten großen Höhepunkt der Vereinsgeschichte erreichen.

In der Einzelwertung sicherte sich damals Heinrich Kugler seinen ersten Weltmeistertitel, den er noch weitere neun Mal gewinnen sollte. Es war der Auftakt für eine anhaltende Erfolgsgeschichte, die noch unzählige Titel in das kleine Dorf bringen sollte. Bei der alle zwei Jahre ausgetragenen Weltmeisterschaft holten die Herren des SC Unterbuch 13 Mal den Mannschaftssieg, zuletzt 2012. Die Damen verteidigen den Titel ununterbrochen seit 1998.

Circa 30 Mitglieder schnupfen derzeit aktiv auf Wettkampfniveau. Im Vordergrund steht jedoch in erster Linie die Geselligkeit, die in Unterbuch groß geschrieben wird.

Im Wettkampf wird genau darauf geachtet, dass die Regeln eingehalten werden Bild: Huckleberryking

Der Mittelpunkt des Dorflebens

Nur 56 Personen wohnen in Unterbuch, weniger als Rindviecher in den Ställen der örtlichen Landwirte stehen. Doch der Schnupfclub hat gut 150 Mitglieder aus der näheren Umgebung, die Trainingsabende jeden Donnerstag sind gut besucht. Das Vereinsheim ist der gesellschaftliche Mittelpunkt des Dorfes, hier finden das Maibaumaufstellen, Theatervorstellungen, Preisschafkopfen sowie sämtliche Feste und Feiern von Unterbuch statt.

Das Fest zum 50-jährigen Bestehen hätte eigentlich 2020 stattfinden sollen, gemeinsam mit der 125-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr Hochfeld. In diesem Rahmen hätte Unterbuch auch erstmals die Schnupfer-Weltmeisterschaft ausgerichtet. Alles war bereit für ein großes Fest am Pfingstwochenende, geplant waren ein Kabarettabend mit Martina Schwarzmann, Plattenparty, Weltmeisterschaft, ein Auftritt der Störzlbacher und der Festumzug. Doch aufgrund der Pandemie wurde nichts daraus, auch der Nachholtermin Pfingsten 2021 fiel ins Wasser.

Für den SC Unterbuch ist das mehr als schade, denn es hätte dem Verein sicher nochmals Zulauf gebracht. Aber davon lassen sich die Unterbucher Kämpfernaturen nicht unterkriegen, der nächste Grund zu feiern kommt bestimmt.

Die Unterbucher Damen (hier mit Vorstand Tobias Pfeifer) verteidigen seit 1998 ununterbrochen den Weltmeistertitel.
Bild: privat

So funktioniert das Wettkampfschnupfen

Beim Preisschnupfen geht es darum, sich innerhalb einer Minute möglichst viel von fünf Gramm Schnupftabak in die Nase zu stopfen. Dafür darf man einen oder zwei Finger verwenden. Vor sich haben die Nasenathletinnen und -athleten eine Serviette, auf der die Reste landen. Diese werden bis auf das tausendstel Gramm genau gewogen. Auch die Sauberkeit wird bewertet, je weniger die Schnupferin bzw. der Schnupfer vom Schmalzler im Gesicht oder sonst wo hat, desto besser. Gestartet wird sowohl in der Mannschaft (sechs Personen) als auch einzeln. Wer übrigens beim Wettkampf niesen muss, wird disqualifiziert – hier ist Disziplin gefragt!

Tipp

Um den Schnupfclub Unterbuch geht es auch in einem der vier Filme des Projekts „DONAURIES Verein(t)“, die der Wirtschaftsförderverband DONAURIES e.V. von der Donauwörther Produktionsfirma Huckleberryking hat erstellen lassen.

„Es freut mich sehr, dass wir mit den vier Filmen nicht nur die Vereinsvielfalt bei uns im Landkreis darstellen können, sondern auch zeigen, wie wichtig bürgerschaftliches Engagement für die Region ist“, betont Landrat Stefan Rößle. Die Filme kann man sich ansehen unter: www.donauries.bayern/ehrenamt