Spaziergang

Spaziergang durch Daiting

Auf diesem Luftbild von Daiting ist die Zweiteilung durch die Ussel in der Mitte des Dorfes gut zu sehen. Bild: Gemeinde Daiting
Die Gemeinde Daiting liegt direkt am Kreuzungspunkt der drei Dialekte Bayerisch, Schwäbisch und Fränkisch. Mitten im Ortskern fließt die Ussel, die das Ortsbild entscheidend prägt und Daiting in zwei Hälften teilt.

Zum Start unseres Spaziergangs lädt mich Daitings Bürgermeister Roland Wildfeuer in den Dorfladen ein, der seit 2005 existiert. Er selbst ist Vorsitzender des Fördervereins und veranstaltet hier jeden Mittwoch das sogenannte „Bürgermeisterfrühstück“. Das Besondere: Bürgermeister Wildfeuer bedient alle Anwesenden persönlich und nimmt sich nebenbei noch Zeit für die Anliegen der Bürger*innen. „Gerade für die Älteren ist das Frühstück eine echte Tradition geworden, die mittlerweile keiner mehr missen möchte. Der Dorfladen hat sich zu einem echten Dorfmittelpunkt entwickelt“, erklärt mir Roland Wildfeuer. Während des Frühstücks komme ich mit einer Gruppe Daitinger ins Gespräch. Josef Mayinger erzählt mir von der Geschichte Daitings, die bis ins 7. Jahrhundert zurückreicht, möglicherweise sogar noch früher. „In den Wäldern über Daiting sind noch heute historische Römerstraßen zu erkennen“, weiß Mayinger. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Daiting aber erst im Jahr 1241 unter dem Namen Taytingen. „Was viele nicht wissen ist, dass Daiting lange Zeit sehr bekannt für seine zahlreichen Fossilienfunde war. Viel bekannter noch als Solnhofen. Hier wurde 1817 zum Beispiel das Meereskrokodil Aeolodon priscus ausgegraben. Die damaligen Funde sind heute auf der ganzen Welt ausgestellt“, führt Mayinger weiter aus.

Dorfbrunnen zeigt lange Geschichte Daitings

Nach einem reichhaltigen Frühstück in toller Gesellschaft beginnen wir unseren Spaziergang durch Daiting. Erste Station ist die neu gestaltete Ussel-Promenade mit dem Dorfbrunnen. Von den Grauen des 30-jährigen Krieges – die nur sechs Daitinger Dorfbewohner überlebten – über die bedeutendsten Fossilienfunde der Region, bis hin zur Gebietsreform von 1974, sei hier auf mehreren Stelen die komplette Geschichte der Gemeinde abgebildet, erklärt mir Roland Wildfeuer stolz. Stolz besonders deshalb, weil der Brunnen zusammen mit der Promenade auch ein Symbol des Aufschwungs und der Modernisierung Daitings sei. Wir steigen wieder ins Auto und fahren zu unserer nächsten Station in den Ortsteil Unterbuch. Auf dem Weg dorthin kommen wir am Usseltalwirt  vorbei und fahren durch den Ortsteil Hochfeld. Wie mir eine Gruppe von Seniorinnen bereits beim Frühstück erzählt hatte, ist der Usseltalwirt die einzige verbliebene Gaststätte in Daiting. „Früher hat es zeitweise sogar drei Stück in unserem kleinen Dorf gegeben, aber das ist schon lange her“, erinnern sich die Daitingerinnen gerne zurück.

Auf den Stehlen rund um Dorfbrunnens ist die ereignisreiche Geschichte der Gemeinde abgebildet. Bild: Thomas Oesterer

Schnupf-Weltmeister kommen aus Daitinger Ortsteil

Obwohl Unterbuch (4) nur 14 Häuser, eine Kapelle und 59 Einwohner*innen hat, ist dort einer der erfolgreichsten Vereine des Landkreises – der Schnupferclub Unterbuch – zuhause. „Nicht nur die Unterbucher*innen, sondern die komplette Gemeinde Daiting ist sehr stolz auf die Leistungen des Vereins. Immerhin konnte man schon mehrfach den Weltmeister-Titel nach Unterbuch holen“, erzählt mir Wildfeuer. Für das vergangene Jahr sei der kleine Ortsteil sogar als Veranstalter der WM ausgewählt worden. Aufgrund der Pandemie ist aus diesen Plänen – zumindest vorerst – nichts geworden. Auf unserem Weg zurück nach Daiting machen wir einen kleinen Abstecher nach Natterholz. Der größte Ortsteil Daitings hat aktuell rund 101 Einwohner*innen, Tendenz steigend. „Weil gerade junge Familien wieder zurückziehen, hat die Gemeinde 2020 auch einen neuen Kinderspielplatz eingeweiht, der inzwischen zum Mittelpunkt des Ortsteils geworden ist“, weiß Daitings Bürgermeister.

Bild: Thomas Oesterer

Spielplatz ein Highlight für viele Familien

Wir verlassen Natterholz und fahren über den Sportplatz der SpVgg Daiting zurück nach Daiting. Von Schnupfweltmeistern und weltberühmten Fossilienfunden Dort angekommen zeigt mir Wildfeuer die Kindertagesstätte. Eröffnet wurde diese bereits im Jahr 1997. Das Besondere: Der Kindergarten wurde an genau der Stelle gebaut, an der früher die Schule stand. „Mittlerweile haben wir 31 Kinder in zwei Gruppen, einige mehr sind bereits angemeldet“, erzählt mir Kita-Leiterin Tanja Seifert. Und auch für die kommenden Jahre ist die kleine Gemeinde gut aufgestellt, bestätigt sie: „Obwohl wir in den letzten Jahren so gewachsen sind, haben wir eine Betriebserlaubnis für bis zu 50 Kinder. Es ist also noch ein bisschen Platz.“

Die Kita-Leiterin ist es auch, die uns auf unsere nächste Station, den Dorfspielplatz aufmerksam macht. „Es gibt kaum einen schöneren Spielplatz in der Region. Den muss Ihnen Herr Wildfeuer unbedingt zeigen“, ruft sie, als wir bereits auf dem Weg zum Auto sind. Gesagt – getan. Über die Dorfkirche St. Martin geht es zunächst zurück in die Dorfmitte, genauer gesagt zum Gemeinde- und Feuerwehrhaus. Von dort aus lenkt der Bürgermeister die Geschicke seiner Gemeinde. Danach fahren wir zum besagten Kinderspielplatz. „Wir haben 2019 das komplette Areal erneuert. Besonders wichtig war mir dabei die Verkehrssicherheit für unsere Kinder“, erklärt Bürgermeister Wildfeuer. Der Spielplatz sei seit seiner Einweihung sehr gut frequentiert – sogar Familien aus Donauwörth würden extra nach Daiting kommen. Kita-Leiterin Tanja Seifert hat im Vorfeld nicht zu viel versprochen. Der Spielplatz hat alles zu bieten, was das Kinderherz begehrt – Schaukeln, ein Klettergerüst, eine Rutsche, einen Wasserspielpark mit direktem Anschluss an die Ussel und große Kastanienbäume, die im Sommer Schatten spenden.

Der Daitinger Spielplatz ist über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Bild: Thomas Oesterer

Wildfeuer: „Die Wälder um Daiting gehören zu meinen Lieblingsplätzen“

Der Daitinger Stachus. Bild: Thomas Oesterer

Wir steigen wieder ins Auto und machen kurz darauf am sogenannten Kapellenbuck halt. An diesem geschichtsträchtigen Ort stand die erste bekannte Kapelle Daitings. Heute steht dort eine Steinstele. Der Eichstätter Künstler Rupert Fieger hat diese Stele – mit einem Kreuz im Inneren – entworfen und angefertigt. Schaut man durch das Kreuz, lenkt es den Blick direkt auf die heutige Ortskirche. Fast am Ende unseres Spaziergangs angekommen, zeigt mir Roland Wildfeuer seinen Lieblingsplatz in Daiting, nämlich die Wälder rund um die kleine Gemeinde. „Hier komme ich jeden Tag zweimal mit meinem Hund zum Spazierengehen her. Die Ruhe und die Natur geben mir ein ganz besonderes Gefühl von Heimat“, gerät Wildfeuer ins Schwärmen. Im Wald selbst gibt es nicht nur Bäume zu sehen. 2021 entstand dort der „Daitinger Stachus“. Gebaut wurde der Wegweiser von den sogenannten Rechtlern – 70 Personen aus Daiting, die das Recht auf eine bestimmte Menge Holz aus dem Gemeindewald haben. Der Wegweiser zeigt in Richtung der großen Metropolen der Welt. Mit Gütersloh hat sich auch ein Exot unter die großen Städte gemischt. Gütersloh ist dabei, weil einer der Initiatoren seine große Liebe dort gefunden hat. „Die Rechtlergemeinschaft kümmert sich um unseren Wald und bekommt dafür das entsprechende Holz als Gegenwert zurück. Das Holzrecht kann dabei nicht einfach erworben werden, sondern liegt beim jeweiligen Haus. Die alten Häuser und Höfe im Ortskern haben fast alle ein solches Holzrecht“, erklärt mir Wildfeuer.

Gemeinde im Aufbruch

Zurück am Startpunkt – dem Dorfladen – angekommen, verabschiede ich mich von Roland Wildfeuer. Im Gepäck habe ich tolle Einblicke in die kleine Gemeinde. Obwohl Daiting keineswegs für seine Größe oder seine Industriezweige bekannt ist, hat mir Bürgermeister Wildfeuer in den vergangenen zwei Stunden eine Gemeinde gezeigt, die sich im Aufbruch befindet. Dieses Phänomen zeigt sich nicht nur durch die Dorferneuerung, sondern auch durch das ständige Wachstum der Einwohnerzahl, besonders von jungen Familien. Dabei haben es die Einwohner*innen verstanden, sich ihre Identität zu bewahren. Der Dorfladen und das rege Vereinsleben zeigen dies eindrucksvoll. Außerdem soll sich in Daiting in naher Zukunft auch touristisch einiges verändern. „Bereits im kommenden Jahr soll in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Monheimer Alb ein neuer Wander- und Informationsweg entstehen, der an die zahlreichen Fossilien-Fundstätten Daitings erinnert“, erzählt mir Wildfeuer zum Abschluss. Für den Bürgermeister und seine Gemeinde ein weiterer Schritt in eine moderne Zukunft.