Heimat & Tradition

Spaziergang durch... Forheim

Blick vom Aufhausener Berg. Bild: Diana Hahn
Heute besuche ich eine Donau-Rieser Gemeinde, in der ich bisher noch nie war: Forheim. Umso gespannter bin ich, was es hier am Rande des Landkreises in den östlichen Ausläufern der Schwäbischen Alb zu entdecken gibt. Verabredet bin ich mit Bürgermeister Andreas Bruckmeier. Seit 2020 steht er an der Spitze der 550-Seelen Gemeinde.

Um uns auf den Spaziergang einzustimmen, erzählt mir Bruckmeier von der langen Geschichte, die Forheim hat. Denn die Anfänge der Gemeinde – erste Siedlungsspuren – reichen bis in die Bronzezeit zurück. Das erste Mal urkundlich erwähnt wird Forheim allerdings erst im Jahr 1140 im Traditionsbuch der Fürstpropstei Berchtesgaden. Dort ist von einem Gut „Niuforhen“ die Rede. Eine gemeinsame politische Gemeinde bilden Forheim und der Ortsteil Aufhausen seit 1978.

Die kleinste Gemeinde im Landkreis?

Wenn von Forheim die Rede ist, fällt oft der Nebensatz, „das ist ja die kleinste Gemeinde im Landkreis Donau-Ries“. Aber so ganz stimmt das nicht: „Gemessen an der Einwohnerzahl ist Forheim mit 550 Einwohnern tatsächlich die kleinste Gemeinde im Landkreis“, erklärt der Bürgermeister. Zuzug gibt es hier kaum, da man, so Bruckmeier, „relativ weit draußen liege“. „Geht man allerdings nach der Fläche des Gemeindegebietes, das sind rund 23 Quadratkilometer, spielt unsere Gemeinde tatsächlich bei den Größeren mit. Von den 23 Quadratkilometern sind 50 Prozent bewaldet, ein stattlicher Teil ist Gemeindewald und wird von der Gemeinde selbst bewirtschaftet“, erklärt mir Andreas Bruckmeier. Ein weiteres Attribut der Gemeinde: Mit ihrer Lage auf 575 Metern über dem Meeresspiegel, ist Forheim die am höchsten gelegene Gemeinde im Landkreis.

Blick vom Aufhausener Berg auf Forheim. Bild: Diana Hahn

„Wenn man es sich ausrechnet, kommt man auf gerade einmal 23 Einwohner pro Quadratkilometer“, informiert Bruckmeier und fügt lachend hinzu: „Dafür
haben wir eine erstaunlich hohe Kaffeehausdichte.“ Er spielt dabei auf das Café Donau an. Das kleine Café mit Wiener Kaffeehauskultur befindet sich auf dem Gelände von Donauton. Das neu gegründete Unternehmen bietet Dienstleistungen rund um Musikaufnahmen an. Der Forheimer Lukas Bruckmeyer eröffnete Donauton gemeinsam mit Hermann Rupp im März dieses Jahres auf dem elterlichen Anwesen von Bruckmeyer. Das zweite Café in Forheim entsteht derzeit gegenüber dem Gemeindezentrum.

Der Stolz Forheims: Das Gemeindezentrum

Das Gemeindezentrum in Forheim. Bild: Diana Hahn

Bevor wir uns auf den Weg durch die kleine Gemeinde machen, zeigt mir der Bürgermeister, was sich sonst noch im Gemeindezentrum befindet. Wir durchqueren das moderne und helle Treppenhaus und werfen einen Blick in den Veranstaltungssaal. „Das Gemeindezentrum ist der Stolz der Gemeinde und konnte schuldenfrei verwirklicht werden“, so der Bürgermeister. Im 1. Obergeschoss befindet sich der moderne Schießstand der Forheimer Schützen. Auf der gleichen Etage gegenüber befindet sich das kleine und gemütliche Vereinsheim der Schützen. „Das Rathaus und das darüberliegende Vereinsheim sind im ehemaligen Schulhaus untergebracht, das aus dem Jahr 1870 stammt. Der Saal und der darüberliegende Schießstand wurden an der Stelle errichtet, an der sich früher der alte Gemeindesaal befand“, erklärt mir Andreas Bruckmeier.

Der Maibaum vor der Kirche. Bild: Diana Hahn

Vom Rathaus aus ist es nur ein Katzensprung zum Dorfplatz, der im Zuge der Dorferneuerung neugestaltet wurde, und an dem zum Zeitpunkt meines Besuchs gerade der wunderschön verzierte Maibaum steht. Bei dessen Anblick berichtet mir der Bürgermeister vom regen Vereinsleben der Gemeinde, das allerdings auch unter Corona gelitten habe. Ein besonderes Highlight im Jahreskalender sei die Edelherrenkirchweih im Herbst, die vom Edelherren Verein Forheim organisiert wird. Hinter dem Maibaum ragt die evangelische Kirche St. Margaretha empor. Wir gehen Richtung Kirche und treffen davor den Pfarrer und die Messnerin der Gemeinde. Nach einem kurzen Plausch wenden wir uns der Kirche zu, deren ursprüngliches Baudatum unbekannt ist. Bekannt ist hingegen, dass die Kirche im Schmalkaldischen Krieg 1546 vollständig zerstört wurde und im Anschluss wieder aufgebaut wurde. Im Jahre 1909 wurde das gotische Kirchenschiff völlig erneuert. 2019 wurde die Kirche mit einer neuen Orgel ausgestattet. Wir verlassen die Kirche und kommen an einem Forheimer Schmuckstück vorbei: Der alte Pfarrhof – ein wunderschönes Fachwerkhaus, das heute nicht mehr als Pfarrhaus dient, sondern privat bewohnt ist.

Der Hungerberg am Rande von Forheim. Bild: Diana Hahn

Nun ist es an der Zeit den Ortskern zu verlassen. Mit dem Auto von Bürgermeister Bruckmeier steuern wir den Gemeindewald an. Unterwegs zeigt mir das Gemeindeoberhaupt den Treffpunkt der Dorfjugend. Dieser befindet sich im ehemaligen Lagerhaus, wo auch der Obst- und Gartenbauverein samt Obstpresse sowie die Feuerwehr untergebracht ist. Außerdem erkunden wir die weitläufigen Wälder rund um Forheim, ehe wir am sogenannten Hungerberg einen kurzen Stopp einlegen und mir Bruckmeier erklärt „Der Hungerberg heißt so, weil das Gelände recht karg ist.“

Am Ursprung der Kessel

Aus Richtung Kösingen erreichen wir nun wieder Forheim und machen uns auf in den Wald bei Aufhausen, denn dort wollen wir den Ursprung der Kessel besuchen. Nur ein Holzschild weist auf die Quelle der Kessel hin, die von hier aus über Diemantstein nach Untermagerbein fließt, sich dann nach Südosten wendet und Bissingen erreicht, ehe sie von Donaumünster entlang der Donau in Richtung Donauwörth fließt und dort in die Donau mündet. „Engagierte Bürger haben hier Tisch und Bänke aus Holz errichtet und sehen immer wieder nach dem Rechten“, erzählt der Bürgermeister. Insgesamt sei das ein besonderes Merkmal seiner Gemeinde: das freiwillige Engagement der Bürger*innen.

Auf nach Aufhausen

Nun statten wir dem Forheimer Ortsteil Aufhausen einen Besuch ab. Hier zeigt mir der Bürgermeister neben dem Feuerwehrhaus auch den Treffpunkt der Dorfjugend, beides befindet sich am Fuße des „Aufhausener Bergs“. Auf dem Berg angekommen, der Fußweg hinauf wurde von engagierten Bürgern als „Tierweg“ gestaltet, hat man einen schönen Rundumblick auf das ganze Gemeindegebiet und die Windräder im nahegelegenen Baden- Württemberg – bei guter Wetterlage, diesen Tipp erhalte ich vom Bürgermeister, habe man von hier aus auch eine großartige Weitsicht, bis hin zu den Alpen. „Als ich mit meiner Nichte hier oben war, meinte sie, dass man von hier die ganze Welt sehen kann“, erzählt der Bürgermeister und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Zumindest meine Welt kann ich von hier oben sehen!“

St. Martins-Kirche in Aufhausen. Bild: Diana Hahn

Wieder im „Tal“ angekommen schauen wir auch noch bei der St. Martins-Kirche in Aufhausen vorbei, die sich mit ihrem klassizistischen Stil deutlich von der in Forheim unterscheidet und auch mehr „Sanierungsbedarf“ habe, erklärt Andreas Bruckmeier. Ungewöhnlich sei es auch, dass der kleinere Ortsteil die deutlich größere Kirche habe. Nun ist es an der Zeit nach Forheim zurückzukehren. Unterwegs frage ich beim Bürgermeister nach, ob er denn gebürtiger Forheimer sei. Der Bürgermeister antwortet schelmisch grinsend: „Nein, ich bin aus Aufhausen. Eigentlich undenkbar, dass der Bürgermeister aus dem kleineren Gemeindeteil stammt.“

Schließlich erreichen wir das Zentrum in Forheim, wo wir unseren Spaziergang begonnen haben. Ich verabschiede mich vom Bürgermeister und mache mich mit vielen Informationen über die höchstgelegene Gemeinde im Landkreis auf den Weg in die Redaktion.

Übrigens: Der wohl bekannteste Forheimer wurde am 18.08.1847 geboren. Johannes Link, der die Firma „Sonor“ gründete, begann 1875 in einer Werkstatt Natur-Trommelfelle und Militärtrommeln herzustellen. Heute haben die Percussion-Instrumente des Unternehmens einen exzellenten Ruf in der ganzen Musikwelt.

Bürgermeister: Andreas Bruckmeier
Höhe: 575 m ü. NHN
Fläche: 23 km²
Einwohner: 550 (Stand: 2022)
Ortsteile: Aufhausen
Verwaltung: Kirchplatz 5,
86735 Forheim
Webpräsenz: www.forheim.de

Redaktionsleitung. Unterwegs für blättle und online. Ob Wirtschaft, neue Technologien oder Historisches aus dem Landkreis – sie fühlt sich in allen Themen zu Hause und mittlerweile auch in unserem Landkreis, als „Zugreiste“ aus dem Raum Dillingen. Hinterfragt gründlich und bringt Dinge auf den Punkt.

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