Anna und Christina Thalhofer sitzen gemeinsam am Küchentisch in der gemütlichen Wohnküche ihrer Eltern. Die beiden Schwestern sind in Oettingen aufgewachsen, in einer Großfamilie mit vielen Geschwistern. Die jüngere, Anna, 25 Jahre alt, ist eigentlich gelernte Physiotherapeutin, inzwischen absolviert sie ein Duales Studium im Bereich Marketing. Ihre Schwester, Christina, ist ein Jahr älter und studiert Jura. Und dann gibt es noch Paulina. Das „Nachbarskind“ der Schwestern ist im Haus gegenüber aufgewachsen und arbeitet jetzt als Fotografin.
Unterstützung für den Einzelhandel
Sie war es, die den Stein ins Rollen gebracht hatte. Denn Fotos machen war für sie kein Problem, doch als sich ein Kunde einen Film für seine Imagewerbung gewünscht hatte, wollte sie den Auftrag nicht gleich ablehnen. Ihre Freundin aus der Kindheit, Christina, filmt leidenschaftlich gerne, das wusste sie. Also fragte sie nach Hilfe bei dem Video für den Kunden. Aber was dem Projekt „Nomadify“ dann so richtig Starthilfe gegeben hat, war tatsächlich die Corona-Pandemie, die es vielen Einzelhändlern und Gastronomiebetrieben während des Lockdowns schwer gemacht hatte, sich über Wasser zu halten.
Die drei Freundinnen, die vor Corona teilweise im Ausland studierten, kamen Anfang 2020 wieder zurück nach Oettingen. Mit ihrer Freude am Filmen und Fotografieren wollten sie die lokalen Geschäfte in der schwierigen Phase unterstützen. Mit „Gemeinsam für Oettingen“ starteten sie ein Filmprojekt, um den lokalen Einzelhandel in der Residenzstadt zu bewerben und die Oettinger*innen auf das Angebot der örtlichen Geschäfte aufmerksam zu machen. „Go local“ war das Motto der drei jungen Frauen – und der Film kam nicht nur in Oettingen gut an. „Ein krasses Gefühl“, erinnert sich Anna Thalhofer, als das Video im Ries plötzlich „viral ging“. Kurze Zeit später wollte auch der Stadtmarketingverein Nördlingen, dass Anna, Paulina und Christina einen Film über Nördlingens Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt konzipieren und filmen.
Fast ihr gesamtes Gespartes haben die drei im vergangenen Jahr in technisches Equipment gesteckt, und schließlich eine GbR gegründet. „Wir kommen aus einer Unternehmerfamilie, unser Vater ist auch Unternehmer. Deswegen war klar: Wenn man etwas macht, macht man es richtig“, sagen Anna und Christina stolz. Mit ihrer Kreativagentur „Nomadify“ haben die drei bereits einen kleinen Kundenstamm aufbauen können. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen setzen auf die Expertise der drei Oettingerinnen, aber auch die Nördlinger Eigner-Angels, Kommunen und Parteien haben von Anna, Paulina und Christina Filme, Fotos und Grafiken erstellen lassen.
Dass sie sich ihr Können hinter der Kamera, die Bearbeitung und alles rund um die Arbeit in einer Agentur hauptsächlich selbst angeeignet haben, merkt man den Filmen nicht an. Sie sind aufwändig und professionell produziert und rücken die Protagonist*innen in bestes Licht.
Ein Jahr gibt es „Nomadify“ nun und Anna, Christina und Paulina planen bereits den nächsten großen Schritt. Über Kurz oder Lang werden die Unternehmerinnen einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin einstellen – denn besonders die Nachbearbeitung und der Schnitt kostet Christina viel Zeit und sie möchte eigentlich nebenbei im Rahmen eines Studiums ihr Wissen im Bereich Film noch ausweiten. Dass jemanden einzustellen nicht nur eine Arbeitserleichterung wäre, sondern auch Verantwortung und Verpflichtungen mit sich bringt, wissen die drei Agenturgründerinnen. Ihr Motto bleibt aber trotzdem, mutig zu sein.
Und wenn sie das nächste Mal im Video-Meeting am elterlichen Esszimmertisch sitzen oder ein Story-Board für das nächste PR-Video planen, wird man ihnen wieder ihre unglaubliche Begeisterung für das, was sie tun, anmerken. „Es gab nicht eine Sekunde in der wir gesagt haben, das wird nicht funktionieren“, sagt Christina, und ihre Schwester Anna fügt an: „Wir wollen auch dazu inspirieren, dass sich andere junge Leute trauen, den ersten Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen, und mutig sind.“
