Begonnen hat alles mit der Planung des 2015 eingeweihten Neubaus, der nun seit Anfang Januar ein Bio-Siegel tragen darf. „Im ersten Schritt müssen die baulichen Voraussetzungen stimmen. Das heißt konkret: Die Rinder und Schweine müssen deutlich mehr Platz haben. Ebenso die Hühner. Das alles musste bereits vor dem Bau geplant werden, um danach die entsprechenden Kriterien zu erfüllen“, so die stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Sankt Johannes, Doreen Paus.
„Beim Neubau unseres Hofs haben wir uns überlegt, wie wir in Zukunft agieren wollen. Und uns war klar, dass das nachhaltig und regional sein muss. Deshalb der Entschluss, nach Bio-Standards zu bauen. Verbunden mit den barrierefreien Standards ist uns hier ein Musterbeispiel gelungen“, erklärt Doreen Paus. Aber nicht nur baulich mussten Voraussetzungen geschaffen werden. Zur Stiftung gehören 52 Hektar Ackerfläche und 25 Hektar Grünfläche. „Biologische Landwirtschaft bedeutet, dass keinerlei chemische Spritzmittel verwendet werden dürfen. Darum muss der Boden erst einmal entgiftet werden. Zwei Jahre lang wird die Erde regelmäßig überprüft. Erst, wenn die Bodenproben keinerlei Rückstände von chemischen Spritzmitteln mehr nachweisen, ist die Landwirtschaft umgestellt“, erklärt Paus.
Erst nach der Umstellung der Landwirtschaft kann auch die Tierzucht auf Bio umgestellt werden. Das fängt mit dem Einkauf der Tiere an. „Unsere Jungtiere müssen aus Biobetrieben stammen. Gemeinsam mit uns haben wir unseren Ferkelerzeuger umgestellt. Die Ferkel werden rund 500 Meter von unserem Hof in Schweinspoint geboren und dort nach den Regeln der biologischen Landwirtschaft aufgezogen. Dazu gehört auch, dass die Ferkel bereits beim Erzeuger unter Vollnarkose betäubt werden “, erzählt Doreen Paus. Dass hierfür Mehrkosten anfallen, spielt in den Überlegungen nur eine untergeordnete Rolle. „Ferkel zu kastrieren ist üblich. Und dann, muss es so schonend wie möglich geschehen. Das ist der Ansatz der biologischen Landwirtschaft. Und am Ende macht diese Einstellung zum Tierwohl einen erheblichen Anteil des Preisanstiegs aus,” so Paus weiter.
Glückliche Küken aus Feldheim
„Wir unterstützen auch die Initiative Bruderhuhn. Die männlichen Küken werden ebenfalls aufgezogen und nicht geschreddert. Auch das schlägt sich am Ende natürlich auf den Preis nieder. Kalkuliert ergibt das einen Mehrpreis von 0,02 Euro je Ei”, erklärt Paus und führt weiter an: „Wir schlachten die Tiere nicht aus der Not heraus, sondern sie können noch zwei, drei schöne Jahre haben. Die möchten wir den Tieren auch geben”, so Paus weiter.
Die Tiere, die in der Stiftung leben, dürfen auch durch die schonende Mästung deutlich länger leben als ihre Artgenossen in der konventionellen Tierhaltung. Dazu haben sie mehr Auslauf und Freiraum. „Die Ställe der Schweine sind mit einem geschlossenen Raum für die Ruhezeiten sowie einem Fress- und einem Kot-Bereich ausgestattet. Es gibt Beschäftigungsspielzeug und die Tiere haben immer die Möglichkeit, sich zurückzuziehen,” erklärt Paus. Ihre letzte Reise treten die Tiere nach der abgeschlossenen Mast in die rund fünfhundert Meter entfernte Metzgerei der Stiftung an. Hier werden die Tiere geschlachtet und anschließend zum Verkauf angeboten.
Die Umstellung der Produktion auf Bio erfolgte zum Jahreswechsel. In der Folge stiegen auch die Preise der Produkte. „Auch wenn die Kunden natürlich über die neuen Preise nicht begeistert sind, ein klärendes Gespräch hilft meistens. Dann erkennen unsere Kunden den Mehrwert an und sind von der Entscheidung begeistert. Vor allem haben die Kunden ja die Möglichkeit, die Tiere anzuschauen. Es gibt hier keine Zäune und Tore, der Johannes-Hof ist immer offen”, erklärt Doreen Paus abschließend.
Ab dem Jahr 2019 leben auf dem Johanneshof in Schweinspoint auch Weiderinder. Die Tiere sind das ganze Jahr auf den Wiesen der Stiftung unterwegs und ernähren sich zum Großteil von Gräsern. Im Herbst werden die Tiere in der Metzgerei geschlachtet und zum Verkauf angeboten.