Mit der Intention, für alle Nördlinger Kinder ein musikalisches Angebot zu schaffen, haben Ernst Mayer, Hans Held und Werner Eisenschink im Jahr 1980 den Verein Rieser Musikschule e.V. gegründet. Bereits vier Jahre zuvor wurde auf Initiative einiger Eltern die Gründung einer Kindermusikschule beschlossen. Von Beginn an war das Interesse an musikalischem Unterricht für Kinder groß, sodass im ersten Schuljahr 1976/77 bereits 107 Kinder die Schule besuchten. Als der Trägerverein 1980 gegründet wurde, besuchten 190 Kinder die Schule.
Seit vielen Jahren gehört die Rieser Musikschule dem Verband Deutscher Musikschulen an. Schulleiterin Julia Rabel erklärt: „Wir sind an den Lehrplan gebunden, den uns der Verband vorgibt. Unsere 30 Lehrer sind allesamt ausgebildete Fachkräfte, die bis aus Augsburg, München oder Nürnberg zu uns kommen.“ Die Bandbreite an Instrumenten, die an der Schule erlernt werden können, ist groß: Von Streichinstrumenten, wie Violine oder Cello, über Blechblasinstrumente, wie Trompete, Posaune oder Tuba, bis hin zu Holzblasinstrumenten, wie Querflöte oder Saxofon. Gitarre, Klavier, Schlagzeug und Gesang werden ebenso für Kinder als auch für Erwachsene angeboten. „Zum Erlernen eines Instrumentes ist es keine Voraussetzung, Noten lesen zu können“, sagt Rabel. Ebenso muss man das Instrument nicht kaufen, sondern kann es an der Schule ausleihen. In mehreren Ensembles, wie zum Beispiel der Rockband oder den Peanuts, können Schüler*innen gemeinsam musizieren. „Am Ende jedes Schuljahrs findet eine Projektwoche statt. Highlight ist jedes Jahr das Konzert des Chaosorchesters, bei dem 100 bis 120 Musiker gemeinsam spielen. Besonders schön ist die Tatsache, dass viele ehemalige Schüler ebenfalls am Konzert teilnehmen“, erzählt die
Schulleiterin.
Schüler*innen kommen aus der gesamten Region
Seit den späten 80er Jahren befindet sich die Einrichtung im Salvatorgäßchen 4 in Nördlingen. „Das Gebäude gehört der Stadt Nördlingen. Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir hier sein dürfen. Aber eigentlich sind die Räumlichkeiten mittlerweile zu klein geworden“, sagt die Schulleiterin. Zudem, erzählt sie weiter, findet Instrumentalunterricht an einem weiteren Standort in der Manggasse in Nördlingen, am Albrecht-Ernst-Gymnasium in Oettingen und an der Grund- und Hauptschule in Wemding statt. Die Schüler*innen, die Unterricht an der Musikschule nehmen, stammen aus dem gesamten Ries. „Das Einzugsgebiet ist wirklich groß – von Harburg, über Alerheim, Deiningen, Fremdingen über Maihingen“, berichtet Rabel. Vor allem für die musikalische Früherziehung nehmen Eltern oder Angehörige häufig eine längere Anreise in Kauf. Im Unterricht werden Babys und Kleinkinder altersgerecht an die Musik herangeführt. „Es wird viel gesungen und Instrumente werden ausprobiert. Es gibt kein Lernen im Sinne von Noten lernen“, sagt Julia Rabel.
Emotionen in der Musiktherapie auffangen
Schon vor mehreren Jahren reifte bei den Verantwortlichen der Gedanke, eine Musiktherapie an der Schule anzubieten. Verwirklicht werden konnte das Projekt, das von Musiktherapeutin Elisabeth Vogel betreut wird, erst zu Beginn des Jahres 2022. „Kinder erleben in ihrer Entwicklung verschiedene Phasen. Sie haben Probleme in der Familie, Ärger mit Freunden oder Sorgen in der Schule. Wir als Lehrkräfte bekommen das im Musikunterricht hautnah mit, aber wir sind keine Psychologen, sondern Instrumentalpädagogen“, berichtet Rabel. Die Musiktherapie biete einen Rahmen, um solche Situationen zu verarbeiten. Verschiedene Instrumente, wie eine große Tischtrommel, Klangschalen oder ein Monochord, kommen bei der Therapie beispielsweise zum Einsatz. In der Musiktherapie haben Schüler die Möglichkeit, sich über die Musik auszudrücken. Manchmal geht das nicht mit Worten, so Rabel.
Sehr dankbar ist Schulleiterin Julia Rabel vor allem für die finanzielle Unterstützung der Städte Nördlingen, Oettingen und Wemding. Kinder, die aus einer anderen Gemeinde kommen, müssen einen Auswärtigenzuschlag in Höhe von dreißig Prozent bezahlen. Eine Tatsache, die der Schulleiterin Sorgen macht: „Die Situation ist extrem schwierig, da sich viele Familien die Kosten nicht mehr leisten können. Zwangsläufig werden wir uns dann verkleinern müssen. Es wäre ein Traum, wenn die Kommunen die Schüler und uns unterstützen könnten.“